Lohbrügge. Bergedorfer setzte sich nach unerwünschtem Bühnenauftritt gegen Polizei zur Wehr. SPD und Bürgermeisterbüro verzichten auf Anzeige.
Der Auftritt von Hamburgs Erstem BürgermeisterPeter Tschentscher im Lola Kulturzentrum am 3. April ist vielen noch gut im Gedächtnis. Was weniger an dem SPD-Politiker selbst lag, sondern an einem Zuhörer, der plötzlich und unerwartet auf dem Podium auftauchte und wild gestikulierend auf Tschentscher zugegangen sei. Was wiederum zur Folge hatte, dass der Störenfried von der Security rigoros von der Bühne eskortiert wurde.
Noch ist nicht ganz klar, ob dieser Auftritt von Thomas B. weiterreichende Folgen für ihn haben könnte. Der Bergedorfer (69) wurde zwar weder von der Hamburger SPD noch vom Bürgermeister selbst angezeigt. Doch weil er sich in einem Nebenraum des Veranstaltungssaals gegenüber Polizeibeamten handgreiflich zur Wehr gesetzt haben soll, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.
Vorfall in Bergedorf: SPD und Bürgermeister lassen „Sache auf sich beruhen“
Die sozialdemokratischen Gastgeber des Lohbrügger Politabends hatten sowohl von einer „Grenzüberschreitung“ als auch einer gewissen „Bedrohungslage“ nicht nur des Stadtoberhaupts, sondern auch der hochschwangeren Moderatorin Katja Kramer (Fraktionschefin SPD Bergedorf) gesprochen. Jetzt allerdings sei nach Studium eines Videomitschnitts die Meinung anders: „Wir wollen die Sache auf sich beruhen lassen“, erklärt Manuel Preuten, Pressesprecher der Hamburger SPD.
Der Bergedorfer Thomas B. hatte zudem ein Entschuldigungsschreiben an Peter Tschentscher verfasst. Dies sei auch beim Bürgermeister eingegangen und „zur Kenntnis genommen“ worden. Der Abend sei der mit etwa 200 Gästen am besten besuchte auf der Tour „Peter Tschentscher live“ durch alle Bezirke gewesen. Und Tschentscher werde Bergedorf weiter besuchen, möglicherweise noch in diesem Jahr: „Es ist nichts zurückgeblieben“, sagt Manuel Preuten.
Ermittlungen stecken offenbar noch in der Frühphase
Wohl aber bei der Staatsanwaltschaft, die laut Sprecherin Liddy Oechtering zwar mittlerweile den Vorgang vom 3. April von der Polizei „abverfügt“ bekommen habe, jedoch: „Bei uns wurde das noch nicht weiter behandelt, was an einer gewissen Verzögerung bei der Erfassung von Akten zu tun hat.“
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Manuel Preuten spekuliert über Faktoren für das bundesweit in die Schlagzeilen geratene Bürgergespräch in der Lola: „Da kam einiges zusammen. Grundsätzlich haben die Bergedorfer und vielleicht auch Harburger andere Themen als die Menschen in den anderen Bezirken“, versteht Preuten eine gewisse Unzufriedenheit derjenigen, die sich beim Bürgermeister-Auftritt mehr Statements zu Oberbillwerder oder der Lohbrügger Energiekrise gewünscht hätten.
Sonstige Bürgermeister-Tournee verlief unauffällig
Zudem sei Anfang April 2023 die Hochphase der Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ in Hamburg gewesen. Mehrfach hatten sich Personen auf die Elbbrücken oder andere Straßen geklebt. Diese Gruppe war in der Lola zahlreich vertreten. Darüber hinaus hätten im Publikum einige Reichsbürger gesessen, die den Abend gefilmt und durch Zwischenrufe gestört hätten.
Das Format „Peter Tschentscher live“ gastierte vor dem Zwischenstopp in Lohbrügge bereits in Eidelstedt und Barmbek, danach noch an zwei Schulen in Eilbek und Billstedt sowie im Elbcampus in Harburg – ohne Zwischenfälle. Abgeschlossen wird die Tschentscher-Live-Tour am Donnerstag, 22. Juni, im KENT Club an der Stresemannstraße 163 (Beginn 19.30 Uhr).