Hamburg. Wie sich die Klimaaktivisten zivilen Ungehorsam vorstellen, wollen sie ausführlich erklären – in Anwesenheit einer Rechtsanwältin.
Eigentlich wollten sie es „Krisensitzung“ nennen, um so auf die Klimakrise hinzuweisen. Nun aber wirbt die Initiative „Letzte Generation“ für einen Info-Abend mit Vortrag am Donnerstag, 13 April, im Kulturzentrum Lola. „Wir wollen wissenschaftliche Fakten zur Klimakatastrophe vorstellen und unsere Organisation. Also was wir tun, und mit welcher Motivation“, sagt Matthias Kranz.
Der Musikmanager aus Wilhelmsburg tourt derzeit mit der Altonaer Rechtsanwältin Johanna Lexa durch die Stadtteile, um über die Mittel des friedlichen, zivilen Widerstands zu sprechen – wohl wissend, dass sich viele Hamburger über festgeklebte Protestler auf Verkehrsstraßen aufregen. „Wir sind eine differenzierte Bewegung und wollen möglichst viele Bevölkerungsgruppen ansprechen, nicht nur das studentische Milieu oder die links-alternative Szene“, sagt der 42-Jährige, der Mitstreiter sucht, da es seiner Schätzung nach in Hamburg rund 100 Gleichgesinnte gebe, von denen aber nur 40 auch tatsächlich aktiv seien.
Klimaaktivisten bereiten sich auf Aktionen in Berlin vor
Aktuell würden jedoch keine weiteren Aktivitäten in der Hansestadt geplant, da sich alle auf den 19. April vorbereiten, wenn im Berliner Regierungsviertel protestiert wird. Eine der Forderungen ist die Einrichtung eines „Gesellschaftsrats Klima“. Einen entsprechenden Brief hatte die „Letzte Generation“ erst am 3. April an Bürgermeister Peter Tschentscher überreichen wollen, als dieser in der Lola war, es dabei – wie berichtet – zu einem Tumult kam. „Wir hatten gehofft, dass die Bürgerschaftsfraktionen unsere Forderungen unterstützen, aber leider wurden wir mit Absicht missverstanden. Es war ja keine Kritik an der Hamburger Politik“, meint Matthias Kranz: „Schade, dass wir nur kriminalisiert wurden, anstatt über Inhalte sprechen zu können.“
- Aktivisten blockieren Köhlbrandbrücke
- Mann stürmt aufgebracht auf Tschentscher zu
- Klimastreik in Hamburg - Polizei zählt 5000 Teilnehmer
Aufklärung über Klimakatastrophe
Das aber soll nun am Donnerstag an der Lohbrügger Landstraße passieren, von 19 Uhr an: Dann geht es um „die Verleugnung der Realität und die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen an diesem einzigartigen Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte. Wir sind die erste Generation, die den beginnenden Klimakollaps spürt, und die letzte Generation, die etwas dagegen tun kann“, heißt es in der Ankündigung.
Weiter: „Wir haben noch zwei bis drei Jahre, ehe unsere Ökosysteme kippen und unsere Gesellschaft unumkehrbar in die Zerstörung rast. Statt gegen die Hungersnöte, die Wüstenbildung, die Gletscherschmelze, die Flutkatastrophen vorzugehen, kippen die Verantwortlichen Öl ins Feuer.“ Man könne und wolle nicht länger wegschauen.
Es wird nicht mit vielen Gästen gerechnet
Mit großen Massen rechnet Lola-Managerin Susette Schreiter nicht und vergab der Initiative, die sich erstmals in dem Kulturzentrum trifft, den Raum im ersten Stock: „Im Saal haben wir ja zeitgleich ein Comedy-Programm.“
Das Haus, getragen durch den „Verein für Soziokultur in Bergedorf“, freut sich stets über Gäste aus vielfältigen Gesellschaftsbereichen. Hier treffen sich Nabu-Gruppen ebenso wie Awo-Senioren, ADFC-Fans, Attac-Mitstreiter, die amnesty international-Gruppe und auch Freunde des Bergedorfer Naturheilvereins: „Zuletzt hatten wir Tschentscher zu Besuch, jetzt eben die Letzte Generation“, meint Schreiter.
stri