Kirchwerder. Zum Erntedankfest am 1. Oktober erwarten die Organisatoren in Kirchwerder wieder bis zu 70.000 Besucher. Was in diesem Jahr anders ist.
Das Erntedankfest in Kirchwerder gehört seit Jahrzehnten zur festen Tradition in den Vier- und Marschlanden. Nachdem der Umzug fast 40 Jahre lang von den Landfrauen und der Vierländer Trachtengruppe organisiert worden war, nahm 2011 der Förderverein Erntedankfest die Organisation in die Hand. Und damit auch Marlis Clausen, die seitdem an der Spitze des Vereins stand.
Damit ist nun Schluss: Am Sonnabend, 1. Juli, endet für die 68 Jahre alte Geschäftsfrau die Zeit im Vorstand. Nun bilden Michael Bornhöft und Thomas Oehlmann eine Doppelspitze. Beide Männer waren mit dabei, als der Förderverein Erntedankfest vor zwölf Jahren die Organisation des Umzuges übernahm. Ebenso Anja Stoof und Peter Schütze, die künftig von Anna von Deyn und Marten Schütze als neue Vorstandsmitglieder unterstützt werden.
Norddeutschlands größter Ernteumzug stellt sich neu auf: Was anders ist
„Es hat ganz viel Freude und Spaß gemacht. Ich bitte alle, die neuen Vorsitzenden und den Vorstand weiterhin so toll zu unterstützen“, sagt Marlis Clausen. Es fällt ihr nicht leicht, den Vorstandsposten abzugeben, das ist ihr anzumerken. Schließlich steckte sie in den Jahren all ihr Herzblut in das Fest. Doch nun sei es an der Zeit, den Staffelstab weiterzugeben. Schließlich stehe gerade in den letzten Tagen vor dem Umzug das Telefon nicht mehr still, müssten plötzlich noch immer viele kleinere und größere Aufgaben gelöst werden, obwohl alles bestens vorbereitet schien.
Dieser Druck soll künftig besser auf mehrere Schultern des Vorstands verteilt werden, die das Fest alle ehrenamtlich auf die Beine stellen. Der Gemeinschaft Vier- und Marschlande (GVM) wird Marlis Clausen weiterhin an der Vereinsspitze erhalten bleiben. Allein weil die GVM stets die Erntemajestäten – derzeit eine Königin und drei Prinzessinnen – stellt, bleibt Marlis Clausen dem Erntedankfest erhalten.
Förderverein drehte die Strecke um: Von der Kirche Richtung Elbe
Als der Förderverein die Organisation des Erntedankumzugs übernahm, da war der eigentlich schon dem Ende geweiht. Schließlich hatte auf den Plakaten im Jahr 2010 bereits gestanden, dass es der „letzte“ Ernteumzug sein würde, erinnert sich Michael Bornhöft. Zu dem Zeitpunkt war der Umzug, der einst mit drei Wagen vom Gasthof Hitscherberg zur Kirche gestartet war, bereits kräftig gewachsen: Etwa 10.000 bis 15.000 Zuschauer kamen an die Straßen, wenn das farbenfrohe Spektakel von der Elbe in Richtung Kirche zog.
Dass die Tradition des Ernteumzugs fortgeführt wurde, sei auch dem Appell von Bergedorfs damaligem Bezirksamtsleiter Christoph Krupp zu verdanken, der bei Marlis Clausen und Co. anregte, den Umzug weiterzuführen. Gesagt, getan: Der Förderverein Erntedankfest wurde gegründet mit dem Ziel, in etwa die gleichen Besucherzahlen zu erreichen wie zuvor. Doch das wurde direkt übertroffen: „Gleich im ersten Jahr waren es 30.000 Zuschauer, damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet“, sagt Michael Bornhöft.
Ernteumzug lockt bis zu 70.000 Zuschauer an die Straße
Und das, obwohl das Team die Richtung des Umzugs umgedreht hatte. Das sei damals mit viel Skepsis beäugt und heiß in Vierlanden diskutiert worden, erinnert sich Thomas Oehlmann. Aber die Richtung habe sich schnell etabliert, vor allem, weil seitdem der Tag mit dem Gottesdienst in der Kirche St. Severini startet und der Umzug dann über den Kirchenheerweg in Richtung Elbe zieht.
Bis heute ist der Ernteumzug zu einem der größten in Norddeutschland gewachsen und lockt jährlich bis zu 70.000 Zuschauer an die Straßen. „Die Kirche, Polizei, Verwaltung, VHH, Feuerwehren und die ganzen Vereine, Gruppen, die Anwohner mit ihren geschmückten Gärten und die vielen Gäste haben dieses Erntedankfest zu dem gemacht, was es heute ist“, stellt Marlis Clausen fest. Ganz Deutschland könne sich die schöne Region der Vier- und Marschlande mit ihren Traditionen und Produkten vorstellen.
Auflagen und Kosten steigen stetig an
Dennoch sei es vor einigen Jahren noch einfacher gewesen, solch ein Fest ehrenamtlich auf die Beine zu stellen, muss Michael Bornhöft feststellen. Die Organisation erfordere viel Zeit: Sobald der Umzug vorbei ist, werde bereits an das nächste Jahr gedacht und ab Januar intensiv mit der Planung begonnen, stellt Bornhöft fest. Zudem müssten immer mehr Auflagen erfüllt werden, was mit steigenden Kosten verbunden sei: Allein das Aufstellen der Straßenschilder, die auf Sperrungen und Parkverbote hinweisen, koste mehr als 4000 Euro.
Daher sind die Macher hinter dem Ernteumzug auf Spenden und Sponsoring durch Firmen angewiesen, zudem fließen die Erlöse aus dem Verkauf der Anstecker, die jedes Jahr ein neues Motiv ziert, sowie der Schlagernacht in die Finanzierung des Umzuges. Die Schlagernacht soll in diesem Jahr am 30. September, am Vorabend des Erntedankfestumzuges, im Festzelt auf der Schafswiese am Zollenspieker Hauptdeich gefeiert werden.
Schlagernacht mit „Die JunX“ und Saskia Leppin
Das Vierländer Pop- und Schlagerduo Die JunX hat dafür ebenso zugesagt wie Sängerin Saskia Leppin. Die gebürtige Hamburgerin, die nach der Mittleren Reife am Hansa-Gymnasium in Bergedorf eine dreijährige Ausbildung in Tanz, Gesang und Schauspiel an der Stage School in Hamburg abgeschlossen hat, steht seit März beim Kaiser & Kaiser Management von Roland Kaiser und seiner Tochter Annalena unter Vertrag. Ebenso wird ein DJ die Partygänger durch die Nacht begleiten. Der Vorverkauf für die Schlagernacht soll etwa in einem Monat starten, kündigt das Vorstandsteam an.
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Neu ist in diesem Jahr ein Marktplatz, auf dem nach dem Umzug auf dem Festplatz Produkte aus regionalem Anbau sowie das Leben des Landgebiets an verschiedenen Ständen vorgestellt werden sollen. Der Vorstand des Fördervereins hofft, dass bis dahin an der Schafswiese noch etwas getan wird,, die nach der Bebauung des Festplatzes auf dem Sülzbrack für das Erntedankfest zur Verfügung gestellt wurde.
Schließlich hatte sich im vergangenen Jahr gezeigt, was passiert, wenn es vor dem Fest regnet: „Dann haben wir hier die größte Matschwüste überhaupt“, stellt Thomas Oehlmann fest. Das Bezirksamt habe die Fläche bereits kritisch begutachtet und Rücksprache mit der ehemals ausführenden Firma gehalten, teilt Behördensprecher Lennart Hellmessen mit. Nun prüfe das Bezirksamt mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation.