Curslack/Wentorf. Marlis Clausen lebt für die Vier- und Marschlande. Ihr Ziel: Die grüne Heimat auch für nachfolgende Generationen lebenswert erhalten.

Sie ist Geschäftsfrau, Vorsitzende der Gemeinschaft Vier- und Marschlande (GVM) und des Fördervereins Erntedankfest, im Vorstand des Bergedorfer Wirtschaftsverbands WSB und Landfrau. Und ja, auch bei Marlis Clausen hat ein Tag nur 24 Stunden. Die Vier- und Marschlande sind ihre Heimat, hier, in Curslack, wurde sie 1954 geboren, hier ist sie zur Schule gegangen, hier ist sie geschäftlich verwurzelt, hier schlägt ihr Herz.

1974 ist Marlis Clausen mit ihrem Mann Niko mit einem 40 Quadratmeter großen Getränkemarkt gestartet. Damals arbeitete sie noch als Bankkauffrau in Hamburg – zur Sicherheit, falls es mit dem Geschäft nicht klappt. Inzwischen führt sie zusammen mit der Familie zwei Lebensmittel-Märkte, ein Bistro mit Fischverkauf und das „Vierländer Landhaus“ mit Catering und Veranstaltungen. Die beiden Söhne sind inzwischen mit ins Unternehmen eingestiegen.

Fest verwurzelt mit den Vier- und Marschlanden und ihrer Geschichte

Herzensprojekt Erntedankfest: Wenn der Umzug durch Kirchwerder rollt, säumen Zehntausende Zuschauer die Straßen.
Herzensprojekt Erntedankfest: Wenn der Umzug durch Kirchwerder rollt, säumen Zehntausende Zuschauer die Straßen. © BGZ/Diekmann | Lena Diekmann

„Ich habe in meinem Leben viel Glück gehabt – was ich mit der Region verbinde“, sagt die 65-Jährige. Das möchte sie gern zurückgeben. Die Pflege der Traditionen hat dabei für sie eine große Bedeutung, zu sehr ist sie mit den Vier- und Marschlanden verwurzelt, zu sehr hängt sie an der Geschichte des Landstrichs.

Als Vorsitzende der GVM und des Fördervereins Erntedankfest organisiert Marlis Clausen zusammen mit einem engagierten Team seit Jahren das große Erntedankfest in Kirchwerder. Zuvor wurde es mehr als 34 Jahre lang von den Kirchwerder Landfrauen und der Vierländer Trachtengruppe organisiert. Der Erntedankumzug zählt zu den Höhepunkten in der Region – und ebenso zu Marlis Clausens schönsten Momenten in jedem Jahr. „Die blumengeschmückten Wagen sind so beeindruckend“, sagt die Geschäftsfrau. Die Anwohner schmücken an dem Tag ihre Gärten, das Miteinander sei herzlich, sogar die Polizeiwagen würden mit Blumen dekoriert. Alle Beteiligten unterstützen dieses rein ehrenamtlich auf die Beine gestellte Fest.

Marlis Clausen liegen Erntemajestäten am Herzen

Die Handschrift von Marlis Clausen ist an vielen Stellen erkennbar. Besonders liegen ihr die Erntemajestäten am Herzen, die Repräsentantinnen der Vier- und Marschlande auch über Hamburgs Grenzen hinaus sind. Für Marlis Clausen zähle immer nur das Team. Sie selbst stehe nicht gern im Mittelpunkt, es sei denn, sie kämpft um die Interessen des Landstrichs und der Mitglieder des Vereins.

Dass in diesem Jahr der Umzug aufgrund der Corona-Pandemie nicht durchgezogen werden könne, habe ihr und den Mitorganisatoren das Herz gebrochen. Voraussichtlich hätte er, wie in schon in den vergangenen Jahren, 70.000 Besucher an die Deiche gelockt. Doch es wäre eine Balance zwischen Risiko und Sicherheit geworden, sagt Marlis Clausen: „Wir können die Verantwortung dafür nicht übernehmen.“ In diesem Falle könne sie ausnahmsweise nicht auf ihr Motto „Alles wird gut“ vertrauen.

Regionalität und Umweltschutz sind wichtige Themen

„Wir schauen auf das nächste Jahr, in dem wir sicher doppelten Grund haben, dieses wunderschöne Fest zu feiern. Mit dem Erntedankumzug erhalten wir alte Traditionen, die Jung und Alt anziehen“, sagt die 65-Jährige. „Inzwischen haben wir eine große Aufmerksamkeit in den Medien erreicht.“

Regionalität und Umweltschutz sind für Marlis Clausen wichtige Themen. Mit dem Erntedankfest haben sich die Organisatoren den Green Events angeschlossen, die für ökologische Veranstaltungen stehen. Schon lange gebe es beispielsweise dort nur Mehrwegbecher.

Ein Wirblewind, der in der Sache die Ruhe behält

Marlis Clausen ist ein Wirbelwind, wenngleich sie in der Sache immer die Ruhe behält. Sie möchte den

Marlis Clausen findet in ihrem Garten in Wentorf Erholung.
Marlis Clausen findet in ihrem Garten in Wentorf Erholung. © Imke Kuhlmann

Bekanntheitsgrad von Bergedorf und die Vernetzung des Bezirks in Hamburg und der Metropolregion erhöhen, Bergedorf mit seinen Vier- und Marschlanden als touristischen Standort fördern. Darum ist sie ebenso im Bergedorfer Wirtschaftsverband WSB aktiv. Immer wieder dreht es sich bei ihr um die Region. Da darf die Unterstützung der Landfrauen nicht fehlen.

„Gerade haben sich die ,Jungen Landfrauen’ gegründet, die diesen Verein besonders stärken und jung halten. Es gibt interessante Veranstaltungen – ob Besichtigungen, Bildungsthemen oder Tagesfahrten. Das finde ich einfach klasse“, sagt die Geschäftsfrau. Und wenn sie Zeit findet, ist sie dabei. Doch es bereite ihr Sorge, wenn sie auf das Sterben von Gartenbaubetrieben oder anderen Existenzen in der Landwirtschaft blicke. Marlis Clausen möchte die Vier- und Marschlande lebens- und liebenswert erhalten. Dabei habe sie die nächste Generation im Blick. „Mir hat schon immer die Kraft der Gemeinschaft und der Menschen viel bedeutet.“

Clausen zog vor acht Jahren von Curslack nach Wentorf

Ihre tiefe Verbundenheit spende ihr die Energie für ein Engagement, das deutlich mehr als ein Hobby ist. Ihre Oase ist ihr Zuhause in Wentorf mit einem wunderschönen Garten, in dem sie sich ab und an eine Ruhepause gönnt. Dass sie nicht mehr in Curslack wohne, sei einfach dem geschuldet, dass sie und ihr Mann Niko sich in das Haus in Wentorf verliebt hatten. Vor acht Jahren sind sie dorthin gezogen. Hier leben sie und genießen die Zeit mit ihren vier Enkelkindern.

Die Unterstützung der Familie ist der starken Frau immer gewiss. Und für die findet sie immer Zeit.

Marlis Clausens Lieblingsorte:

Der Altengammer Elbdeich: „Ich liebe es, morgens diese Strecke zu fahren. Das ist für mich wie Urlaub. Die reetgedeckten Häuser entlang des Elbdeichs sind so charakteristisch für den alten Teil Altengammes. Die weiten Elbwiesen und Wasser – ein wunderschöner Blick. Die Gegend ist beliebt bei Anglern und Naturliebhabern.“

Fahrradfahren auf dem Marschbahndamm: „Es gibt eine schöne Strecke, die am S-Bahnhof Billwerder-Moor­fleet beginnt und entlang der kurvigen Gose-Elbe vorbei an Rosengärten, alten Fachwerkhäusern zum Vierländer Rosenhof führt. Weiter geht die Radtour auf dem bei Fahrradfahrern beliebten Marschbahndamm Richtung Norden, vorbei an der Gärtnerei Ahrens und schließlich zurück nach Bergedorf.“

Mit dem Schiff über die Dove-Elbe: „Ich liebe Schiffstouren. Die Bergedorfer Schifffahrtslinie bietet wunderschöne Routen an.“