Kirchwerder. Burwieck in Kirchwerder ist weithin bekannt. Ein Keller in Jenfeld und eine Schmiede am Süderquerweg gehören zur Firmengeschichte.

In einem Keller in Jenfeld fing alles an. Dort, in der kleinen Werkstatt seines Onkels Fritz Wolf, begann Hans Burwieck seine Tischlerlehre – und kam auf den Geschmack an dem Handwerksberuf. Das war 1962. Zehn Jahre später, Burwieck war inzwischen jüngster Tischlermeister der Hansestadt, machte sich der Handwerker im Alter von 25 Jahren selbstständig. Am Süderquerweg 212 pachtete er elf Jahre lang eine Tischlerei, dann zog er einige Häuser weiter. Dort, am Süderquerweg 218, ist die Firma „Hans Burwieck – der Tischler“ noch heute beheimatet. Hans Burwieck, inzwischen 76 Jahre alt, arbeitet noch immer in der Firma mit, hat die Leitung aber an seinen Sohn Sönke (55) übergeben. Zum 50-jährigen Bestehen des Familienbetriebs überreichte Bezirkshandwerksmeister Christian Hamburg im Auftrag der Handwerkskammer Hamburg jetzt eine Ehrenurkunde.

Tischlerei Burwieck seit 1984 in ehemaliger Schmiede

Bevor Hans Burwieck 1984 aus dem Gebäude eine Tischlerei machte, befand sich darin eine alte, urige Schmiede. „Sie war damals schon lange nicht mehr in Betrieb. Wir haben hier alles komplett umgebaut, viel Eigenarbeit investiert“, erinnert sich Sönke Burwieck. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte investierte die Familie Burwieck immer wieder in neue Maschinen, modernisierte so stets die Arbeitsprozesse. Die Handwerker sind als Bautischler aktiv, machen aber auch Innenausbau. „Wir bauen auch Wohnmobile aus, barrierefrei“, sagt der 55-Jährige.

Neben Hans und Sönke Burwieck, beide Tischlermeister, packt in dem Betrieb auch Hans Burwiecks Frau Marion (75) mit an. Sie hilft bei der Buchhaltung, während ihr Mann Einkäufe erledigt, sich um Bestellungen kümmert, Kontakt zu Lieferanten und Kunden hält. Vater und Sohn sind die Eigentümer der Tischlerei. Zudem werden ein weiterer Tischlermeister, ein Geselle und eine Auszubildende beschäftigt. Hans und Marion Burwiecks zweiter Sohn Hajo (53) ist ebenfalls Tischlermeister, arbeitet allerdings in einer anderen Firma.

16 junge Menschen wurden in der Tischlerei ausgebildet

In den späten 90er-Jahren beschäftigte das Familienunternehmen mit acht Kräften die meisten Mitarbeiter im Laufe seiner langen Geschichte. „Auch heute könnten wir noch zwei weitere Mitarbeiter gebrauchen, aber Fachkräfte sind derzeit ja schwer zu bekommen“, sagt Sönke Burwieck. Damals beschäftigte seine Familie „zwei, drei Azubis gleichzeitig“. Insgesamt 16 junge Menschen wurden in der Tischlerei bisher ausgebildet.

Bezirkshandwerksmeister Christian Hamburg (m.) übergibt die Ehrenurkunde zum 50-jährigen Bestehen der Tischlerei an Sönke (l.) und Hans Burwieck.
Bezirkshandwerksmeister Christian Hamburg (m.) übergibt die Ehrenurkunde zum 50-jährigen Bestehen der Tischlerei an Sönke (l.) und Hans Burwieck. © Lena Diekmann

Sönke Burwieck hat 1984 seine Ausbildung im väterlichen Betrieb begonnen – als dessen erster Lehrling überhaupt. „Ich habe seit fast 40 Jahren mit den gleichen Kunden zu tun – erst als Lehrling, dann als Geselle, später als Meister und inzwischen als Chef.“ Viele Kunden nahm sein Vater aus Jenfeld mit nach Kirchwerder. „Von ihnen bekommen wir aber inzwischen keine Aufträge mehr, zumal viele bereits verstorben sind“, sagt der Firmengründer. Trotzdem: Die meisten Kunden sind dem Unternehmen schon lange, oft seit Jahrzehnten, treu. Von den mehr als 1000 Kunden seien „rund 80 Prozent“ Wiederholungstäter. Sönke Burwieck: „Einige beauftragen uns bereits in der dritten Generation.“

Die Auftragsbücher seien voll, sagen die Burwiecks. Und: Ihr Unternehmen komme bisher ohne größere Probleme durch die von Corona und Krieg verursachten Krisen. „Wir sind unseren Zulieferern seit Jahrzehnten treu und haben nie geschaut, ob wir woanders ein paar Cent sparen können“, sagt Hans Burwieck. „Dadurch funktioniert die Zusammenarbeit nach wie vor super.“ Materialengpässe gebe es nur selten, „nur bei ganz speziellen Sachen, etwa bestimmten Elektroartikeln“, fügt sein Sohn hinzu.

Vater und Sohn in der Tischlerei – nicht immer ganz einfach

Sönke Burwieck war nach dem Ende seiner Lehre, 1987, kurz im väterlichen Betrieb angestellt, „bis mein Vater und ich uns in die Wolle kriegten“. Daraufhin kündigte der Junior seinen Arbeitsvertrag und begann in einer Tischlerei in Poppenbüttel zu arbeiten. „In diesen drei Jahren bin ich viel rumgekommen, da wir in ganz Deutschland arbeiteten, beispielsweise Messestände aufgebaut haben.“ Als Burwieck nach drei Jahren in den elterlichen Betrieb zurückkehrte, seien die Aufgaben neu verteilt worden: „Mein Vater arbeitete im Büro und ich leitete die Werkstatt.“

Um ebenfalls fit für die Büroarbeit und die Führung des Betriebs zu sein und seine Eltern auch dort unterstützen zu können, ließ sich Sönke Burwieck in der Abendschule – „als einziger Geselle unter lauter Meistern“ – zum Betriebswirt des Handwerks ausbilden. Neben Kundenbesuchen und der Planung größerer Projekte arbeitete der Junior aber am liebsten in der Werkstatt. 2007 habe ihn sein Vater dann eigenmächtig für die Meisterschule angemeldet, sodass der Junior wieder jahrelang eine Abendschule besuchte.

Hans und Sönke Burwieck haben sich auch stets ehrenamtlich für das Handwerk engagiert und tun dies noch immer. Der Senior war 20 Jahre lang Bezirksmeister der Tischler, sein Sohn ist seit 2009 stellvertretender Bezirkshandwerksmeister. Beide arbeiteten in diversen Prüfungsausschüssen, haben für die Handwerkskammer Meisterprüfungen abgenommen.