Hamburg. Mitglieder suchen einen trockenen Ort zum Basteln und Schrauben. Ihre Leidenschaft sind Autos und Mopeds aus der ehemaligen DDR.

Ihr Herz schlägt für Oldtimer. Dabei kommt es ihnen allerdings nicht auf viel PS oder eine ausgefallene Karosserie an. Sondern für sie zählt nur eines: Die Fahrzeuge müssen einst in der DDR gebaut worden sein. Trabant, Wartburg oder Simson – das sind die Fabrikate, die ihr Herz höher schlagen lassen: „Wir sehen sie als Zeugnis der Zeitgeschichte und möchten sie als Kulturgut erhalten“, erklärt Christopher Schwiewelbein aus Kirchwerder.

Der 36-Jährige wurde in der DDR geboren. Und die Fahrzeuge aus seinen Kindheitstagen haben es ihm angetan. Früher Massenware, heute Rarität: Zwischen November 1957 und April 1991 wurden in Zwickau insgesamt 3.096.099 Fahrzeuge der Trabant-Baureihe produziert. Nur etwa ein Prozent ist bis heute nicht auf dem Schrottplatz gelandet: Der Bestand der Trabis soll sich Anfang 2021 bei knapp 38.000 Exemplaren stabilisiert haben.

„Ostschrott-Kollektiv“ schraubt an DDR-Autos herum

Zwei Trabis – ein Kombi und eine Limousine – sowie ein Simson-Moped gehören zu Christopher Schiewelbeins Fuhrpark. Der 36-Jährige ist Vorsitzender vom „Ostschrott Kollektiv“, das sich gerade in der Vereinsgründung befindet. 40 Mitglieder aus dem Norden haben sich dort zusammengefunden. „Alle besitzen im Durchschnitt zwei Fahrzeuge“, sagt Christopher Schiewelbein.

Auch für Moped-Restaurationen fehlt es dem Verein an Platz.
Auch für Moped-Restaurationen fehlt es dem Verein an Platz. © Ostschrott-Kollektiv | Ostschrott-Kollektiv

Im Landgebiet sind nicht nur „Rennpappen“, wie der Trabi im Volksmund liebevoll genannt wird, beliebt. Neben rund zehn Trabanten sind auch einige Simson-Mopeds unterwegs, unverkennbar am Geräusch und Geruch. Neben dem Fahrspaß schätzen ihre Besitzer aber vor allem die Einfachheit. „Alles ist übersichtlich, funktional und ohne viel Elektro-Schnick-Schnack wie bei heutigen Modellen. „Ostschrott“ entschleunigt, was in der heutigen Zeit gut tut“, sagt Christopher Schiewelbein.

Gut erhalten Modelle kosten 5000 bis 6000 Euro

Doch häufig sehe man den Fahrzeugen ihr fortgeschrittenes Alter an, gebe es Restaurationsbedarf. Denn die Anschaffung wird teurer, für weniger als 2000 Euro gibt es meist nur noch Bastlerware. Waren Trabants nach der Wende praktisch wertlos, werden heute für gut erhaltene Modelle meist um die 5000 bis 6000 Euro verlangt.

Notgedrungen: Motorenwechsel unter freiem Himmel.
Notgedrungen: Motorenwechsel unter freiem Himmel. © Ostschrott-Kollektiv | Ostschrott-Kollektiv

Doch zum Basteln fehlt den Ostfahrzeug-Liebhabern ein geeigneter Ort: „Kleine Reparaturen lassen sich auch auf einer Auffahrt erledigen. Doch für langwierigere Arbeiten an Karosserie oder Lack bräuchten wir einen überdachten Platz, wo die Fahrzeuge auch mal aufgebockt stehen gelassen werden können“, sagt Christopher Schiewelbein.

Nach der Corona-Pandemie soll es wieder Ausfahrten geben

Doch so einen Ort zu finden, sei ein riesiges Problem, gerade in einer Großstadt wie Hamburg. Der Ostschrott Kollektiv-Vorsitzende hofft, dass sich doch noch in den Vier- und Marschlanden oder im Speckgürtel der Stadt ein Mietobjekt finden lässt. Eine kleine Garage könnte schon mal ein Anfang sein, aber auch eine Halle oder altes Gewächshaus sei denkbar, so Christopher Schiewelbein: „Hauptsache trocken.“

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Vor der Pandemie organisierte das Ostschott Kollektiv auch regelmäßig Ausfahrten und Treffen, um die Fahrzeuge zu präsentieren. Auch beim Erntedankfest-Umzug in Kirchwerder sind sie seit einigen Jahren dabei. Sobald es wieder möglich ist, wollen sie mit ihren Fahrzeugen wieder auf die Strecke gehen und für ein wenig „Osten im Norden“ sorgen.

Weitere Infos und Kontakt zum Ostschrott Kollektiv gibt es im Internet unter www.ostschrott.de.