Altengamme. Altengamme. Mercedes-Oldtimer ist Erbstück des Großvaters. Ihm zu Ehren trägt er einen passenden Spitznamen.

Der bordeauxfarbene Oldtimer glänzt im Sonnenlicht: „Ich bin Zwilling und kann mich nur schlecht von Dingen trennen“, sagt Besitzer Markus Nollau (69). Denn das gute Stück – ein Mercedes Benz 220 SE Heckflosse, Baujahr September 1964 – ist bereits seit 1987 in seinem Besitz.

Großvater hat den Wagen als Chauffeur gesteuert

Sein Großvater Werner Heilfort vererbte es ihm einst. So bekam der chromglänzende Reihen-Sechs-Zylinder den Beinamen „Opa“. Heilfort hatte den Mercedes als Chauffeur gefahren und seinem Chef, dem Waffenhändler Reinhard Sattler, abgekauft, als dieser einen neuen erwarb. Seitdem ist der weinrote Oldtimer im Familienbesitz.

Markus Nollau hat zwar zwei linke Hände, wie er selbst sagt, und nie etwas selbst an dem Fahrzeug repariert. Aber er hat eine starke Affinität zu Autos: „Ich habe eine Lehre in der Autovermietung gemacht und bin später in den Verkauf gegangen.“

Mit dem Landrover nach Mallorca

Erfolgreich verkaufte er Autos von Ford und Chrysler, Peugeot und VW, aber auch Jaguar und Landrover. Letzteren gehört noch immer seine große Liebe. So fährt er mit seinem Landrover Defender und Ehefrau Doris Prawitt (61) nach Sylt oder auch mal nach Mallorca, um Urlaub zu machen.

Der Oldtimer 220 SE steht überwiegend in der Garage, derzeit in einem alten Gewächshaus, zuvor viele Jahre in Hamburg neben dem Wagen von Schauspieler Diether Krebs.

Tankstutzen versteckt hinter Nummernschild

Ehefrau Doris erinnert sich an ihre erste Fahrt mit dem 220 SE: „Ich musste tanken, doch und an der Tankstelle lief ich um den Wagen herum und konnte den Tankstutzen einfach nicht finden. Der Tankwart half, der Verschluss ist hinter dem hinteren Nummernschild versteckt.“

An dem Oldtimer ist eben alles noch Original, der Himmel im Inneren, die Fensterkurbeln, auch Getriebe und Motor – gelaufen ist er bislang 138.000 Kilometer. Sogar das alte Autoradio läuft noch prima, direkt daneben das „Groschengrab“ – eine Halterung für die 10-Pfennig-Stücke aus D-Mark-Zeiten – damit man stets das Parkgeld parat hat.

Elegante Flosse am Heck

Eins der skurrilsten Teile ist aber auf der Hutablage montiert, stilecht neben einem alten Hut des Großvaters: eine rotierende Heckscheibenentfeuchtung, die sich als Ventilator entpuppt.

In den 1960er-Jahren gehörte dem Mercedes mit seinen 120 PS und 2,2 Litern Hubraum sowie seiner eleganten Heckflosse stets die linke Seite der Autobahn. Heute verleihen die Eheleute den schmucken Oldtimer auch schon mal an Freunde für Hochzeiten.

Im Stadion unterhält er die Fußballfans

Neben all den Freuden mit den Autos, liebt es Markus Nollau seit 2001 als Stadionsprecher für den SV Altengamme bei den Fußballspielen zum Mikro zu greifen und die Leute zu unterhalten: „Meine Sprüche und die Musik kommen bei den Leuten gut an. Wir haben immer so 120 Zuschauer pro Heimspiel.“

Manchmal reichen auch zwei Räder: Mit ihren Pedelecs fahren Doris Prawitt und Markus Nollau zum Minigolf nach Geesthacht, regelmäßig spielt er im Fährhaus Altengamme Klabberjas. Seit zwei Jahren sind beide im Ruhestand. Auch dank „Opa“ verläuft der jedoch alles andere als ruhig.