Schwarzenbek. Schwarzenbek. Vor 60 Jahren lief der erste „Volkswagen der DDR“ in Zwickau vom Band. David Weihsenow aus Schwarzenbek hat so einen Trabant.

„Der Trabant ist einfach anders als andere Autos. Wenn man einmal einen gefahren hat, will man es immer wieder“, sagt David Weihsenow aus Schwarzenbek, der seit einigen Jahren in seiner Garage am Sachsenwaldring an den „Rennpappen“ und Motorrädern und Mopeds der Marken MZ und Simson herumschraubt. Sein aktueller Trabant ist ein 601 S, Baujahr 1984, den er vor einem Vierteljahr gekauft hat.

Der Wagen lässt sich einfach auf die Seite kippen

Momentan ist er allerdings mit einem eigens für den Trabant konstruierten Spezialwagenheber auf die Seite gekippt, damit Weihsenow besser an die Schmiernippel an den Achsen und den Motor herankommt. Denn eine Zylinderkopfdichtung ist durchgebrannt. Die andere, am zweiten Zylinder des 26 PS starken Zweitaktmotors mit 0,5 Liter Hubraum will der Handwerker auch gleich tauschen.

Ersatzteile werden immer noch produziert

„Teile zu bekommen, ist kein Problem – auch wenn die Produktion bereits 1991 eingestellt wurde. Egal ob Kotflügel, Auspuff oder Dichtung: Jede Schraube wird heute noch von Spezialfirmen hergestellt. Die meisten sitzen in Polen“, sagt der 25-Jährige. Knapp 110 Stundenkilometer schafft sein Trabant, gute Exemplare kommen sogar auf Tempo 120. Dann wird es allerdings laut in dem Kleinwagen mit der Duroplast-Karosserie. Aus diesem Material, das dem Wagen den Spitznamen „Rennpappe“ eingebracht hat, sind allerdings nur Kotflügel, Hauben und Türen, um das Gewicht niedrig zu halten. Rund 600 Kilogramm bringt ein Trabant auf die Waage – ein VW Golf wiegt das Doppelte. Der Rest des Wagens ist aus Stahl – und der kann sehr wohl rosten. „Rost ist ein großes Thema beim Trabant. Aber wenn der Unterboden und die Hohlräume mit Schutzwachs behandelt werden, hält das Auto ewig, zumal es sehr leicht und kostengünstig zu reparieren ist“, versichert der Schwarzenbeker.

Nebelscheinwerfer sind Luxusausstattung

Viel Luxus bietet das Auto nicht. Der Platz reicht für zwei Erwachsene und Kinder auf dem Rücksitz. Kopfstützen gibt es nicht, einen Airbag sowieso nicht. Die Heizung funktioniert, viele Fahrzeuge haben sogar ein Radio. Der 601 S von Weihsenow ist die Luxusversion. „Das S steht hier nicht für Sport, sondern für Sonderausstattung“, so der 25-Jährige. Dazu zählen die Nebelscheinwerfer mit Chromring, das Nebelschlusslicht und der Rückfahrscheinwerfer.

Ausfahrt zum 60. Geburtstag

In Schwarzenbek hat der gebürtige Stralsunder vor zwei Jahren mit 15 weiteren Mitgliedern den Club „2takt Schwarzenbek“ gegründet. Den hat er allerdings mittlerweile wieder aufgelöst, weil außer ihm niemand Ausfahrten oder Treffen organisieren wollte. Jetzt gehört er den Hamburger „Pappen Papas“ an. Jedes der 50 Mitglieder hat mindestens einen Trabant, viele besitzen sogar mehrere Fahrzeuge. Am morgigen Sonntag planen die Fans der Zweitakters eine große Geburtstagsausfahrt. Denn schließlich ist die „Rennpappe“ mit der charakteristischen blauen Abgasfahne am 7. November stolze 60 Jahre alt geworden.

Der Trabant machte die DDR mobil

Ab dem 7. November 1957 wurde die sogenannte Nullserie mit 50 Fahrzeugen vom Typ Trabant P50 berwiegend in Handarbeit gebaut. 1958 lief der erste Serien-Trabant in Zwickau vom Band, der letzte 1991. Insgesamt wurden in den 60 Produktionsjahren knapp 3,1 Millionen Fahrzeuge gebaut, die meisten (2,8 Millionen) vom Typ P601. Viel geändert hat sich in der Zeit nicht. Es gab Limousine und Kombi, für Jäger und Militär eine Art Geländewagen. Das war’s. Die „Rennpappe“ hat einen Zweitaktmotor mit 26 PS, schafft etwas mehr als Tempo 100 und wiegt wegen der Kunststoffkarosserie lediglich 600 Kilogramm. Heute sind noch etwa 25 000 Wagen unterwegs. Die letzten Modelle wurden nach der Grenzöffnung gebaut und hatten einen 1,1-Liter-Viertaktmotor von VW. Das setzte sich nicht durch.