Neuengamme. Neuengamme. Ein Fest für Fans der DDR-Oldtimer und Bastler: 150 Trabis, Wartburg, Barkas & Co. waren vorgefahren.
Das Treffen der „pappen-papas“, Freunde legendärer DDR-Fahrzeuge wie Trabi und Wartburg, am Schützenhof am Neuengammer Hausdeich 167 stand unter keinem guten Stern: Die geplante Ausfahrt mit den Oldtimern wurde von der Polizei untersagt weil Anmeldformalitäten nicht eingehalten worden waren. Außerdem zerstörte der Sturm am Freitag das 40 Quadratmeter große Festzelt. Eine Hüpfburg konnte gar nicht erst aufgebaut werden, und etwa die Hälfte der angemeldeten Trabifans war nicht erschienen. Dennoch standen etwa 150 Fahrzeuge auf dem Platz, die am vergangenen Wochenende von Hunderten Besuchern bestaunt wurden.
Die „pappen-papas“, das sind 14 Autofreaks aus Hamburg, darunter Trabi-Fan Christopher Zeyn (33) aus Kirchwerder. Er wurde in der DDR geboren, lebt seit 1996 in Hamburg. Mit seinen Mitstreitern organisiert Zeyn jährliche IFA-Treffen. IFA – das bedeutet Industrieverband Fahrzeugbau der DDR. Seit dem vergangenen Sonnabend sind die „pappen-papas“ ein eingetragener Verein, sagt Zeyn.
Auch Zweiräder zu bewundern
Neben vielen Trabanten, Wartburgs und Barkas-Kleintransportern waren auch etliche Schwalben und andere Zweiräder zu bewundern. Die weiteste Anreise zu dem IFA-Treffen hatten die Teilnehmer aus Dresden mit 538 Kilometern, gefolgt von Heidemarie und Reinhard Kunze (beide 67) aus dem Landkreis Chemnitz. Sie waren mit einem Trabi 444 angereist. „Bei einem Trabi-Treffen nahe Rimini haben wir unsere Hamburger Freunde kennengelernt, die uns jetzt Hamburg mit der Elbphi und dem Hafen gezeigt haben“, sagt Reinhard Kunze.
Von seinem Trabi mit Golfmotor sind in Zwickau 444 Stück vom Band gelaufen und in die Türkei exportiert worden. „Die Treuhand hat sie 1996 wieder zurückgeholt und seinerzeit für 19 444 Deutsche Mark verkauft. Der Erlös kam dem Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden zugute“, sagt Reinhard Kunze. Auf der Weltausstellung in Hannover hat ihr Fahrzeug gestanden. Der Trabi hat 41 PS und die Seriennummer 4. Das gepflegte Fahrzeug fährt bis zu 120 Stundenkilometer schnell. Die Kunzes erwarben den Wagen 2001, fahren seitdem damit durch Europa, besuchen viele Trabi-Treffen.
„Ratten“-Trabant als Hingucker
Hingucker schlechthin war jedoch ein anderer Wagen, der Trabant 601, Baujahr 1986, von David Weihsenow (26). Der Aufzugbauer liebt die technische Herausforderung: „An meinem Trabi kann ich alles selber machen.“ Weihsenow hat den Wagen im sogenannten Ratlook getunt, ihm eine alte Optik verpasst, sodass er heruntergekommen wirkt. Bei der „Ratte“ sind ein ausgestopfter Wildschweinkopf, ein Koffer auf dem Dach und ein scheinbar mit Hanf geflickter Riss in der Heckklappe sowie etliche Strohbüschel prägend. „Wenn ich eine neue Idee habe, schaue ich immer erst im Internet, ob noch niemand seinen Wagen so gestylt hat. Nachahmen ist in der Szene nämlich tabu“, sagt der aus Stralsund stammende Bastler. Er hat noch weitere Autos und zwei Schwalben in seiner Garage in Schwarzenbek stehen. „Mit zwölf Jahren bekam ich mein erstes Moped. Seitdem bin ich infiziert.“
Kai Werwe aus Cuxhaven präsentierte in Neuengamme seinen Kleintransporter Barkas B 1000, Baujahr 1987. „Darin kann ich bequem übernachten. Ich bin nur an den Wochenenden damit unterwegs“, sagt der 39-Jährige.
Feuerwehrfahrzeug als Wertanlage
Viel Interesse erntete auch das große Feuerwehrfahrzeug IFA W50 von Christoph Zeyn. „Der Wagen stand bis 2016 im Dienst der Feuerwehr in Göhren-Lebbin an der Müritz“, sagt er. Der 1974 gebaute Löschwagen hat Tanks für jeweils 200 Liter Löschwasser und Schaum. Das gut gepflegte Löschfahrzeug kostete Zeyn 4000 Euro bei Ebay. Für ihn ist es auch eine Wertanlage, „während der Trabi für mich ein Auto für den Alltag ist“.
Im kommenden Jahr soll es wieder ein IFA-Treffen am Neuengammer Hausdeich 167 geben. Da sind sich die „pappen-papas“ aufgrund des großen Besucherandrangs einig.