Curslack. Pachtvertrag für Restaurant-Betreiber wurde nicht verlängert. Doch es geht weiter in Hamburg – und ganz anders am Pollhof.

Eine Portion Cevapcici und der Grillteller waren bei den Gästen vom Dubrovnik am Pollhof besonders beliebt. Doch nun bleibt die Küche kalt. Genauer gesagt gibt es in dem Gebäude an der Ecke zum Achterschlag nicht mal mehr Herd und Ofen, mit denen Speisen für die Gäste eines Restaurants zubereitet werden könnten. Seit Jahresbeginn hat Daljit Singh Sidhu alle Tische und Stühle rausgeräumt, die Küche ausgebaut, Leuchtreklame, das ovale, rote Schild über der Eingangstür und auch an der Hauswand abmontiert. Selbst die Internetseite ist bereits deaktiviert. Nun hat der 60-Jährige auch die Schlüssel zum Gebäude abgegeben. Damit endet nach fünf Jahren die Zeit seiner Familie in Curslack.

Der Abschied sei ihnen nicht leicht gefallen, verraten Daljit Singh Sidhu und seine Frau Harpreet. Ihre Gäste, darunter viele Stammgäste, seien in den Jahren wie eine Familie für sie geworden. „Bei einigen gab es sogar Tränen, als sie erfahren haben, dass wir schließen“, erzählt der Gastwirt, der vor seiner Selbstständigkeit 30 Jahre lang als Chefkoch bei einem italienischen Partyservice in Eppendorf gearbeitet hatte. Geweint habe auch ihre 22 Jahre alte Tochter, die ihre Eltern im Dubrovnik im Service unterstützte, als sie am Silvesterabend gegen 23 Uhr nach ihrem finalen Öffnungstag die Türen des Restaurants zum letzten Mal abschlossen.

Ehemaliger Bahnhof wird zu einem Kindergarten

Das Ende des Restaurants in dem ehemaligen Bahnhofsgebäude, an dem früher Züge der Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn auf ihrer Fahrt zwischen Bergedorf-Süd und Zollenspieker hielten, kam nicht ganz freiwillig: Ende November wäre der Fünf-Jahres-Pachtvertrag des Betreiberehepaars ausgelaufen, sodass sie ein halbes Jahr vorher hätten verlängern müssen. Doch das Datum verpassten sie um zwei Wochen. Dann seien Eigentümer und Verwalter im Urlaub gewesen – und dann war es zu spät. Die Familie Singh konnte ihren Pachtvertrag nicht mehr verlängern und musste ihren Betrieb zum Jahresende einstellen.

Schon fast 70 Jahre zuvor war der Personenverkehr auf der Bahnstrecke eingestellt worden, 1978 wurde dann das letzte Gleis zwischen Bergedorf-Süd und dem Pollhof abgebaut. Heute dient der ehemalige Bahndamm als Radwanderweg. Die Tage, in denen Radler, Spaziergänger und weitere Gäste in dem ehemaligen Bahnhof für warme Speisen und Getränke einkehren konnten, sind nun Vergangenheit. Künftig soll dort ein Kindergarten einziehen.

Im „La Serenissima“ in Hohenfelde gibt es Pizza und Pasta

Am Anfang seien sie schockiert gewesen: „Wir wären gern noch geblieben“, sagt Daljit Singh Sidhu, der vor 37 Jahren aus seiner Heimat Indien nach Deutschland kam. Schließlich musste das Restaurant in der Corona-Pandemie in Summe etwa eineinhalb Jahre geschlossen bleiben, wollte das Paar nun eigentlich wieder richtig durchstarten. Dafür hätten sie sich noch ein paar Jahre Verlängerung des Pachtvertrags gewünscht. Doch dafür bleibt ihnen nun keine Gelegenheit mehr. „Wir gehen schon mit einem Minus hier raus“, resümiert Daljit Singh Sidhu, der zuletzt einige Tausend Euro in eine neue Kaffeemaschine oder auch in das Zelt, in dem selbst bei schlechtem Wetter größere Gesellschaften Platz fanden, investiert hatte.

Ihre Zeit in Curslack werden sie trotz des ungewollten Abschieds in positiver Erinnerung behalten. Und hoffen, dass sie einige Stammgäste wiedersehen. Denn die vergangenen Monate haben sie genutzt, um ein neues Restaurant zu suchen. Auch in den Vierlanden hatten sie verschiedene Objekte im Blick, die sich aber vor allem aufgrund der hohen Mietpreise nicht realisieren ließen. Unweit der Hamburger Innenstadt sind sie dann schließlich fündig geworden. Statt kroatischen Fleischspießen kommen dort aber Pizza und Pasta auf den Teller: Im „La Serenissima“ an der Ifflandstraße 92 im Stadtteil Hohenfelde werden sie künftig ihre Gäste bewirten. Das Lokal nahe der Außenalster ist bereits alteingesessen. Die Betreiber hatten ihre Trattoria im Dezember nach 36 Jahren verlassen, zuvor aber einen Nachfolger gesucht. „Wenn alles so läuft, wie wir es uns vorstellen, werden wir dort am 1. Februar starten“, sagt Harpreet Sidhu.

Dem Ortswechsel können sie mittlerweile auch etwas Positives abgewinnen. Schließlich werden sie sich eine Menge Fahrzeit und Spritkosten sparen. Denn zu ihrem neuen Arbeitsplatz sind es nur wenige Gehminuten. „Wir müssen nur eine Ampel überqueren“, berichtet Daljit Singh Sidhu, der bereits 1994 mit seiner Frau und den beiden Kindern in die Gegend zog. Harpreet Sidhu arbeitete in der Nähe auch an die acht Jahre lang in einer Bäckerei. „Dadurch kenne ich auch viele Menschen in der Nachbarschaft“, sagt die 53-Jährige. Vor ihrem Neustart sei das Paar nun gespannt und auch ein wenig aufgeregt. „Es ist ein gutes Gefühl“, sagt Harpreet Sidhu.