Hamburg. Eine neue Technik ermöglicht es, dass die Anlagen nur noch blinken, wenn ein Flugzeug naht. Wie das funktioniert.

Sie blinken und blinken und blinken, die ganze Nacht hindurch. Das weithin sichtbare, nächtliche Blitzen der Anlagen im Windpark Curslack an der A 25 nervt wohl so manchen Anwohner – doch die Sicherheit im Flugverkehr gebietet es.

Nun können die Bergedorfer aufatmen: Mit einer im Hamburger Raum erstmals eingesetzten Technologie heißt es künftig „Licht aus“ im Windpark. Nachts werden die Anlagen dunkel sein, zumindest meistens. Die neue Technologie, die das ermöglicht, wurde jetzt im Technologiezentrum Energie-Campus des Competence Center für erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) Am Schleusengraben vorgestellt.

Windpark Hamburg-Curslack: Die Ansprüche der Luftfahrtbehörden waren sehr hoch

Der Name ist etwas sperrig, beschreibt aber das Prinzip recht genau. Bei der „Bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung“, kurz BNK, der Firma Lanthan SafeSky gehen die Lichter erst dann an, wenn sich auch wirklich ein Flugobjekt nähert, also bei Bedarf. Das Prinzip einsatzfähig zu machen, sei gar nicht so einfach gewesen, erklärte Lanthan-Chief Executive Officer Henning von Barsewisch. Denn die Ansprüche der Luftfahrtbehörden an die Sicherheit waren „extremst hoch – aber das ist ja auch gut so“.

Mit einer Transpondertechnologie werden nun Signale von den Flugzeugen ausgesendet und durch das System erkannt, sodass die Lichter auf den Spitzen der Windräder zu blinken beginnen. Erfasst wird nicht jedes Objekt, sondern nur Flugzeuge unter einer Flughöhe von 600 Metern und mit einer Entfernung von unter 4000 Metern zum Windpark. Die nächtliche Beleuchtung („Befeuerung“) der Windräder kann so um 90 Prozent reduziert werden. Bei etwa 500 Anlagen in Deutschland wird die Technik bereits eingesetzt, im Hamburger Raum ist sie neu. 2019 hatte das Projekt in der Ankündigungsphase bei Bergedorfer Windparkbetreibern allerdings für Kritik gesorgt. Das Tempo der Umrüstung, die dazugehörigen Kosten und eine unklare Gesetzeslage machten ihnen damals Sorgen.

„Wir brauchen für die Energiewende den Rückhalt der Gesellschaft“

Bei dem Projekt gehe es aber auch um die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung, stellte CC4E-Leiter Professor Dr. Werner Beba fest. „Eine erfolgreiche Energiewende und die Unabhängigkeit von fossilen Energien erfordert den massiven Ausbau der Windenergie. Wir brauchen für diesen umfassenden Transformationsprozess auch den Rückhalt der Gesellschaft.“

Das unterstrich ebenso Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne), der den zweiwöchigen Probebetrieb der BNK jetzt mit einem offiziellen Knopfdruck startete: „Was gut ist, kann immer noch besser werden: Mit der Bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung reduzieren wir die Lichtverschmutzung und Störungen deutlich“, sagte er. So werde Windenergie im verdichteten Hamburger Raum umwelt- und nachbarschaftsverträglicher.

Nur vier Prozent der Bergedorfer fühlen sich „sehr stark gestört“

Zwar hatten laut begleiteten Umfragen nur vier Prozent der Bergedorfer angegeben, dass sie die nächtliche Beleuchtung der Anlagen „sehr stark stört“. Weitere neun Prozent stört sie ebenfalls, wenngleich geringer. Zudem hat das Licht Auswirkungen auf die Umwelt, weshalb begleitend die Effekte auf Vögel oder Fledermäuse untersucht werden.

Das zur Bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung gehörende Forschungsprojekt X-Radar am CC4E wird vom Bundesforschungsministerium mit 658.000 Euro gefördert, weitere Finanzmittel in Höhe von 185.000 Euro kommen von den beteiligten Windparkbetreibern. „Die BNK auf den Windparks ist jetzt erst mal im Probebetrieb“, sagt Henning von Barsewisch vom Hersteller Lanthan SafeSky. Die Beleuchtung der Anlage werde noch etwa zwei Wochen an sein. „Das ist Teil des Qualitätsmanagements.“ In etwa zwei Wochen aber hätten „die Anwohner dann ihre Ruhe“.