Bergedorf. Hochzeitsplanerin Annika Behrens ist (noch) unverheiratet – und kennt sich dennoch aus. Was eine Feier heute im Durchschnitt kostet.

Kaum hat man mit Tränen in den Augen ein zartes „Ja“ gehaucht – da geht der Stress auch schon los: Meist bleibt bloß ein Jahr zwischen Verlobung und Hochzeit. „Das ist wenig, weil man doch fünf bis zehn Stunden pro Woche mit den Vorbereitungen zu tun hat“, sagt Annika Behrens: „Man sitzt schon ein ganzes Wochenende, um die Einladungen zu verschicken.

Vorher aber mussten ja schon das Design und das Papier ausgewählt, die Preise verglichen und der Druck in Auftrag gegeben werden“, schildert die Jungunternehmerin, die sich gerade als Hochzeitsplanerin selbstständig gemacht hat und auf ihrer Webseite „For a Million Years“ reichlich Tipps und Checklisten verrät.

Hochzeitsplanerin Annika Behrens verhilft Paaren zur Traumfeier

Langarm, Schleier oder Schleppe? Klassische A-Linie oder eher glitzernde Prinzessin? Von der Bestellung bis zur Anpassung kann es schon mal vier Monate dauern. Viele weitere Details sind zu beachten: den Brautstrauß bestellen, die Frisur probestecken, Ringe, Fotograf, DJ und vielleicht einen freien Trauredner auswählen, zudem die Torte vorab probieren oder gar eine Tanzchoreografie einstudieren.

„Als Erstes suchen die Leute oft ihre Geburtsurkunde, die noch irgendwo bei den Eltern liegt“, meint Annika Behrens, die ihr Angebot „als Zwischenlösung sieht, umsetzen müssen die Leute ihr Konzept dann schon selbst“. Sie wolle lediglich den Anstoß für die eigene Planung geben, „damit es eine entspannte Verlobungszeit gibt“. Und wie kommt bitte eine 23-jährige Unverheiratete auf so eine Idee? „Ach, die Liebe ist so wunderschön romantisch“, meint Annika Behrens, die erst vor Kurzem mit ihrem Freund (25) ins Bergedorfer Sachsentor gezogen ist.

23-Jährige legt bereits Geld für die eigene Hochzeit beiseite

Hochzeitsmessen und Modenschauen hätten sie seit jeher fasziniert, ebenso die Vox-Sendung „Zwischen Tüll und Tränen“. Auf eine Ausbildung zur Werbetexterin folgte ein Bachelor-Fernstudium für Event-Marketing, dazu kamen zwei Praktikumsmonate in einem viergeschossigen Brautmodengeschäft in Gütersloh. „Dann habe ich noch eine Fortbildung bei der Avantgarde Academy gemacht und gelernt, wie man Dienstleister vermittelt und Rechnungen stellt“, erzählt die Jung-Unternehmerin, die für eine Beratungsstunde 70 Euro verrechnet, auch digital.

„Wenn ich aber Zeremonienmeisterin bin und 14 Stunden bei einer Hochzeit vor Ort sein soll, werden es gut 1200 Euro.“ Dann hilft sie aber auch bei der Budgetkalkulation: „Im Durchschnitt kostet eine Hochzeit mit 60 Gästen 15.000 bis 20.000 Euro. Eine sehr exklusive Feier können sich die wenigsten Menschen leisten, aber man kann auch günstiger heiraten“, so Behrens, die selbst „schon Geld zur Seite legt“ und weiß, dass man zum Beispiel die Tisch- und Dankeskarten günstig in einer Drogerie ausdrucken kann.

„Allein so ein Kronleuchter ist schon romantisch“, meint Annika Behrens.
„Allein so ein Kronleuchter ist schon romantisch“, meint Annika Behrens. © BGZ | strickstrock

Überhaupt sei die Tischordnung meist „ein wildes Thema“. Wenn die verkrachten Eltern nicht an einem Tisch sitzen wollen, sondern lieber bei Tante Hildegard . . . Das alles lässt sich später augenzwinkernd in einem „Wedding-Journal“ erzählen und bebildern, das es bei Annika Behrens zu kaufen gibt – ein Erinnerungsbuch mit 100 Seiten zwischen Verlobung und Flitterwochen.

„Viele Hochzeits-Locations sind zwei Jahre im Voraus ausgebucht“

Auf knapp zehn Hochzeiten sei sie selbst gewesen – und fand die Idee mit der vorab verschickten Holzbox besonders pfiffig: „Da war eine Rose drin und eine eingravierte Webseite. Da konnte man ein Video von der Verlobung sehen und die Einladung zur Hochzeit mit allen Infos bis hin zu den Parkmöglichkeiten am See.“

Ob edel im Bergedorfer Schloss oder lieber wildromantisch auf der Wiese eines Bauern im Landgebiet – alles sollte rechtzeitig geplant werden, rät sie und warnt: „Viele Locations sind zwei Jahre im Voraus ausgebucht, zumindest in den warmen Saisonmonaten zwischen Mai und August.“

Dabei sei es durchaus im Trend zu heiraten: Immerhin 469 Bergedorfer Paare waren im vergangenen Jahr dazu bereit. Die Braut ist durchschnittlich 31 Jahre alt, ihr Göttergatte drei Jahre älter. Keine Panik vor der ewigen Bindung? „Ach, wir sind doch heute fast alle Scheidungskinder und haben gelernt, dass es einen Ausweg gibt. Mit einem guten Ehevertrag muss keiner mehr Angst vor einer Scheidung haben“, sagt Annika Behrens.