Bergedorf. Stilvolles Trauzimmer, traumhafte Parkanlage, tolle Orte zum Feiern – Heiratswillige kommen gern zum Standesamt im Hamburger Osten.

Es soll schon für viele Liebende der schönste Tag in ihrem Leben sein. Wer heiratet, der möchte das am liebsten in einem stilvollen Trauzimmer tun, beim Gang nach draußen am besten gleich in einer Parkkulisse die Hochzeitsgesellschaft treffen, bevor die Feier beginnen darf. So wie es nahezu malerisch im und neben dem Bergedorfer Standesamt an der Wentorfer Straße 30 möglich ist. Auch andere Bezirke haben hübsche Trauzimmer, Orte mit viel Ambiente, tolle Aussichten über Hamburg. Doch das Bergedorfer Standesamt scheint, was die Beliebtheit bei Trauungen angeht, gegenüber der „Konkurrenz“ die Nase vorn zu haben.

„Wir bieten ein sehr attraktives Angebot und sehr attraktives Gebäude“ – Bergedorfs Standesamtsleiter Dirk Bakker redet voller Überzeugung und kann das auch mit Daten untermauern. 603 Paare meldeten ihre Eheschließung an der Wentorfer Straße im vergangenen Jahr an, 469 davon heirateten dann auch im Bezirk, etwa 80 Prozent davon sollen sich auch im signifikanten gelben Haus direkt neben dem Bergedorfer Rathaus das Jawort gegeben haben.

Heiraten im Standesamt Bergedorf: Beste Quote unter allen Bezirken

Zum Vergleich: „In Hamburg gab es insgesamt im vergangenen Jahr rund 10.000 Anmeldungen zur Eheschließung, jedoch nur etwa 5000 Paare heirateten auch in ihrem Bezirk“, weiß Dirk Bakker. Ergo liegt Bergedorf mit 78 Prozent der Paare, die ihre Eheschließung hier beantragt und dann tatsächlich auch besiegelt haben, weit über dem Hamburger Standard (etwa 50 Prozent) für 2022.

Der Bergedorfer Standesamt an der Wentorfer Straße ist bei Heiratswilligen beliebt.
Der Bergedorfer Standesamt an der Wentorfer Straße ist bei Heiratswilligen beliebt. © BGZ | strickstrock

Hinzu kommt, dass auch 60 Paare aus anderen Bezirken unbedingt in Bergedorf heiraten wollten. Weil es hier offenbar nicht nur die hübsche Umgebung rund um das Standesamt gibt, sondern auch Orte wie das Schloss, das Rieckhaus, das Haus Anna Elbe, bald wieder die Sternwarte und mehr. In anderen Bezirken wie Wandsbek, Eimsbüttel oder Harburg müssen sich Hochzeitspaare beim Austritt aus dem Standesamt mit zugeparkten Nebenstraßen, Hochhaus-Eleganz, Straßenlärm und Trinkertreffen arrangieren.

„Grundfröhlichkeit ist meine Lieblingsfarbe“

Eine Beschwerdelage über zu lange Wartezeiten für einen Hochzeitstermin haben wir in Bergedorf auch nicht“, weiß Verwaltungsdezernent Ulf von Krenski zu berichten. Der Dirk Bakkers Philosophie im Nachbarhaus total unterstützt. Bakker erachtet es als wichtig, dass Menschen aus anderen Kulturkreisen ihre Bräuche mitbringen: „Wir betrachten die Leute immer nach ihrem Heimatrecht. Da kommen dann manchmal Menschen in bunten, fröhlichen Gewändern oder Kleidern hierein“, sieht der Standesbeamte darin einen wunderbaren Farbklecks im altehrwürdigen Trauzimmer mit 17 Sitzplätzen.

Zu reglementiert muss es im ersten Stock des Standesamts zwischen all dem historischen Vierländer Mobiliar nicht zugehen. Ganz hinten auf dem Sofa ist so eine Art Lümmelbank, wo das Getuschel von pubertierenden Jungs zum Grundrauschen einer jeden Zeremonie dezent gehören darf. „Grundfröhlichkeit ist meine Lieblingsfarbe“, sagt Dirk Bakker zur Hausphilosophie.

Geburten und Todesfälle sind für Standesbeamte das Tagesgeschäft

Doch nicht immer herrscht bei Bakker und seinen zwölf Mitarbeiterinnen (alles Frauen!) Feierstimmung: „Das Eheschließungsgeschäft ist nur die Spitze des Eisbergs. Wir beurkunden ja den gesamten Personenstand: Geburt, Tod, Heirat.“ Gerade Geburten (665 im Jahr 2022) können im individuellen Lebensverlauf Anpassungen unterliegen. Erstellen der Geburtsurkunde, Abstammungsforschungen, Namens- und Geschlechtsänderungen und vieles mehr – die Dienstleistungen sind vielschichtiger geworden.

„Es passiert im Fortlauf eines Lebens relativ viel, wir leben ja mittlerweile im 21. Jahrhundert“, sagt Dirk Bakker zu Folgebeurkundungen, „wir bieten schließlich den Datensatz für alles andere.“ So etwa für das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg, die Schufa, sämtliche Krankenkassen und so weiter. Der Tod hingegen ist in seiner Absolutheit nur einmal mit der Sterbeurkunde beurkundungswürdig. 1238 Sterbefälle wurden 2022 im Bezirk gezählt.