Bergedorf. Das Bergedorfer Citymanagement will die Alte Holstenstraße aufwerten. Ideen für weitere Gastronomie gibt es gleich mehrere.
Braucht es mehr Bänke und Cafés, weniger Kopfsteinpflaster oder eine andere Verkehrsführung für die Radfahrer? Beim Citymanagement sind die Ideen der Bergedorfer gefragt, wenn es um die Umgestaltung der Alten Holstenstraße geht. Bezirksamt und Gebietsentwickler suchen nach Möglichkeiten, die Flaniermeile zwischen City-Kreisel und Johann-Adolf-Hasse-Platz hübscher zu machen – mit öffentlichen Mitteln für das etwa 4,7 Hektar große Rise-Fördergebiet Bergedorf-Serrahn.
Investoren scheinen vor allem daran interessiert zu sein, mehr Gastronomie zu etablieren: Sowohl die Kirchengemeinde St. Petri und Pauli denkt über ein gastronomisches Angebot nach (mit Blick auf den Schlossteich) als auch der Besitzer der Kornwassermühle, deren Erdgeschoss mitten in der Bergedorfer Innenstadt seit Jahren leer steht, nachdem Starbucks und die dänische Tiger-Filiale ausgezogen waren.
Alte Holstenstraße: Gastronomie mit Wasserblick gewünscht
Das Gebäude gehört der KWM-Verwaltungsgesellschaft, deren Chef Till Szagun sich eine bestuhlbare Außenfläche wünscht: „Die favorisierte Lösung wäre ein schwebender Terrassenanbau in Richtung des Serrahn-Beckens“, sagt Szagun, der bei der Behörde mit dieser Idee aber offenbar auf Granit beißt und nach einer Alternative sucht: „Eine nicht so optimale Lösung wäre eine Außenfläche zum Kirchvorplatz hin. Wegen des Untergrundes würde das aber immer ein Provisorium sein.“ Damit weist er auf den unterirdischen Wasserlauf hin, der mit Metallplatten abgedeckt ist.
Leider sei er bislang auch damit nicht weitergekommen – „sei es aufgrund von Grundsatzüberlegungen der Behörden oder aufgrund unterschiedlicher Mietpreisvorstellungen dieser Außenflächen“, so Till Szagun, der sich angewiesen sieht „auf die Kooperationsbereitschaft der städtischen Behörden, um eine erfolgreiche Vermietung zu ermöglichen“.
Schon im Jahr 2020 habe man sich mit Polizei und Feuerwehr vor Ort getroffen, der Stadtverwaltung diverse Vorschläge eingereicht, berichtet KWM-Sprecherin Ina Rathje: „Es wäre dort möglich, 100 Quadratmeter von der Stadt zu mieten. Die aber wollte seinerzeit 8,50 Euro pro Quadratmeter haben.“ Dabei sei die Nachfrage groß, hier eine Tagesgastronomie einzurichten.
„So steht es nun mal in der Gebührenordnung“, meint Rathaus-Sprecher Lennart Hellmessen, der auch darauf verweist, dass das Gebäude „in der Schleppkurve für die Feuerwehr liegt“. Zwar müsse man noch über Details sprechen, vor allem aber „ist bei uns überhaupt kein offizieller Antrag eingereicht worden“, so Hellmessen.
Bei St. Petri und Pauli Durchgang zum Schlossteich denkbar
Spannend wird es auch gegenüber, also rund um den Vorplatz von St. Petri und Pauli samt benachbartem Hasse-Haus, denn hier ist vieles denkbar, so Pastor Andreas Baldenius, dessen Gemeinde mit dem Bezirksamt kooperieren möchte: „Unser Angebot ist, dass kirchliche Flächen auch öffentlich erschlossen werden können. Wir denken etwa an einen Durchgang von der Alten Holstenstraße wasserseitig um den Hasseturm herum bis zum Schlossteich.“ Schließlich meine die Stadtplanung ja immer, die Gastronomie in Bergedorf sei unterrepräsentiert, aber „beschlossen ist noch nichts“, betont der Pastor.
Vorher aber müsse das instabile Kirchenfundament rundherum saniert werden: Da gebe es eine rostende Metallschicht, die vor vielen Jahren eingefügt wurde, um das aufsteigende Wasser zu stoppen, erklärt Michael Schulz, ehrenamtlich verantwortlich im Bau-Ausschuss der Kirchengemeinde: Jetzt, da diese Schicht korrodiert sei, geschehe das Gegenteil: Feuchtigkeit steige auf. Das müsse die Kirche nun in sechsstelliger Summe allein schultern und sich mit dem Denkmalschutz absprechen. Zugleich müsse der Vorplatz ertüchtigt werden, sodass das Wasser von der Kirche weg fließt: „Dabei könnten dann für Veranstaltungen auch die Beleuchtung verbessert, Starkstrom sowie Zu- und Abwasserleitungen verlegt werden“, erfuhr Pastor Baldenius.
Hasseturm und Hassehaus müssen saniert werden
Ebenso sei der Turm samt Hassehaus auf Vordermann zu bringen, erklärt der Pastor: „Das Gebäude steht auf einer Sandinsel und rutscht beständig in Richtung Mühlenteich. Daher gibt es schon tiefe Risse im Fachwerk, was man allein an den verzogenen Fensterrahmen sieht.“ Schon vor Jahren gab es hier die Idee, neue Eisenpfähle einzuspülen, aber „das war dann technisch doch nicht machbar, da brauchen wir noch mal einen neuen Spezialisten“.
Alle Neuerungen sind auch mit den Bedürfnissen der Turm-Nutzer verbunden, denn die Bergedorfer Touristen-Information zum Beispiel würde gern hier bleiben. Vor allem die Technik spiele aber nicht gut mit, meint Mieter Gert Kekstadt von der „Complete Dienstleistungs GmbH“: „Die IT macht uns ständig Probleme, weil die Kabel im Keller wahrscheinlich noch aus dem 16. Jahrhundert sind“, sagt er schmunzelnd, verweist zudem auf „feuchte und schiefe Wände“. Außerdem müsse es eine Übergangsregelung für die Bergedorf-Info geben: „Während einer Sanierung müssen wir umziehen, gern in die Nähe des Bahnhofs“, so Kekstadt.
Politik diskutiert mit Bürgern und Wirtschaftsverband
Im Obergeschoss des Turms ist zudem die Hasse-Gesellschaft untergebracht, „die selbstverständlich bleiben soll“, so Baldenius. Im Erdgeschoss nutzt Pastorin Angelika Schmidt vom Kirchspiel Bergedorf einen Raum. Der Mittelraum könnte noch vermietet werden, vielleicht auch das nach hinten ebenerdige Kellergeschoss, überlegt Pastor Baldenius: „Wenn wir als Kirche von den Rise-Mitteln profitieren wollen, müssen wir noch mehr öffentlichen Mehrwert für das Quartier schaffen. Auch von den Planern der Steg könnten gute Ideen kommen, was hier denkbar ist.“
Erneut diskutieren die Stadtplaner der Steg auf ihrer nächsten öffentlichen Beiratssitzung: Sie beginnt am Montag, 26. Juni, um 18 Uhr im Körberhaus an der Holzhude.
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Schon drei Tage vorher, am Freitag, 23. Juni, lädt der Bergedorfer Bürgerschaftsabgeordnete Alexander Mohrenberg (Mitglied im Hamburger Wirtschaftsausschuss) ins Körberhaus ein, um dort von 19 bis 20.30 Uhr mit dem Wirtschaftsverband Bergedorf (WSB) und dem SPD-Stadtentwicklungsexperten Heinz Jarchow über die Belebung des Bergedorfer Innenstadtgebiets zu sprechen.
Moderator Mohrenberg will dabei das Gespräch mit den Bergedorfern suchen und plant in den nächsten Monaten weitere Veranstaltungen zu dem Thema: „Viele junge Menschen fahren lieber nach Schulschluss in die Innenstadt, anstatt in Bergedorf Zeit zu verbringen. Das müssen wir ändern. Bergedorfs Innenstadt muss mehr Menschen zum Verweilen einladen.“ Er sei überzeugt davon, dass das gelingen könne – „wenn wir die Unternehmer, Grundeigentümer und Bevölkerung mitnehmen“, so Mohrenberg.