Bergedorf. Bergedorf. 40 Jahre nach Neuerrichtung der Kornwassermühle am Kupferhof ist das Fachwerk-Imitat brüchig. Nun wird die Fassade erneuert.
Das stattliche Fachwerkhaus am Kupferhof im Herzen Bergedorfs sieht aus, als sei es zu Kaisers Zeiten erbaut. Dabei stammt es aus dem Jahr 1974, ähnelt aber wegen seiner Fassade mit Fachwerk-Imitat sehr der historischen Kornwassermühle aus dem 13. Jahrhundert, die am selben Fleck stand. 1973 wurde das baufällige Haus abgetragen, dann ersetzt.
„Baumarkt-Riemchen in Ziegeloptik“
Mehr als 40 Jahre später ist jetzt die nächste Erneuerung fällig und seit wenigen Tagen auch in Gang. „Die Fassade vor dem Stahlbeton-Bauwerk entspricht der damals üblichen Qualität und ist nun hinüber“, erklärt Architekt Thorsten Schlund vom gleichnamigen Reinbeker Büro. Historiker Geerd Dahms drückt es im Lichtwarkheft von 2015 ein wenig drastischer aus, spricht von „Baumarkt-Riemchen in Ziegeloptik“, die auf den Beton geklebt wurden. Diese ließen von Anfang an viel kostbare Heizwärme hinaus und ließen nun auch noch altersbedingt Feuchtigkeit hinein und weiter in den Beton dringen. Daher kommt in diesem Sommer eine neue Fassade, ebenfalls nach den Richtlinien des Denkmalschutzes im Fachwerk-Design.
150 Tonnen Bauschutt
Gegenwärtig entfernt noch die Reinbeker Firma Schulz & Fildebrandt das marode Material von den Wänden. Das ist bei diesem Gebäude durchaus eine Herausforderung. „Weil die Rückfront direkt ans Serrahnufer grenzt, können wir dort keinen Aufzug installieren“, sagt Firmenchef Christoph Schulz. „Deswegen holen wir das Material mit einem großen Kran über das Dach hinweg nach vorn.“ Insgesamt 150 Tonnen Bauschutt schlagen die Maurer herunter.
Gerüst steht im Sprudelwasser
Schon die Gerüstbauer hatten es mit der Kornwassermühle nicht leicht. Denn direkt unter dem Gebäude stürzt das Bille-Wasser aus dem Schlossteich in den Serrahn. Einer der Gerüsttürme steht daneben im sprudelnden Wasser, ein zweiter auf einem Holzpodest, das die Gerüstbauer über den Auslauf gelegt haben.
Statt Stahl diesmal Edelstahl
„Die neue Fassade bekommt auch eine Wärmedämmung und wird nach aktuellen Regeln der Kunst nicht mit Ankern aus einfachem Stahl, sondern aus Edelstahl befestigt“, beschreibt Architekt Schlund. Der rostet auch nach 100 Jahren nicht. Welche Firma mit der Bauausführung beauftragt wird, steht noch nicht fest. Derzeit ist der Auftrag noch ausgeschrieben. Als Gesamtkosten für die Fassadenerneuerung nennt Schlund „eine sechsstellige Summe, ganz sicher mehr als eine Viertelmillion“.
Neurologiezentrum und „Tiger“
Im Erdgeschoss des Hauses sitzt der dänische Filialist „Tiger“, seit zwei Jahren Nachfolger von „Starbucks Coffee“. Im ersten und zweiten Obergeschoss ist das Neurologiezentrum Bergedorf zu Hause, die früheren Anwaltskanzleien im Dachgeschoss sind frei.