Hamburg. Das Leben Jesu Christi ist ein Mysterium. Vor allem der Zeitpunkt seiner Geburt gibt Rätsel auf. Aber es gibt spannende Theorien.

Jesus Christus ist ein Mysterium. Über den Heiland und vor allem über den Ort und Zeitpunkt seiner Geburt gibt es vieles, was wir wissen, und noch viel mehr, das wir nicht wissen. Wer war Jesus Christus von Nazareth? Das ist eine Frage mit vielen überraschenden Antworten, und darum geht es in unserem Bergedorfer Blog „Volkers Welt“.

Die Rätsel beginnen schon mit dem Namen. „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben“, heißt es im Lukas-Evangelium, Kapitel 1, Vers 31. Jesus ist die griechisch-latinisierte Form des hebräischen Namens „Jeschua“. Der Zusatz „Christus“ bedeutet „Gesalbter“. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Kombination „Jesus Christus“ zunächst gar kein Name, sondern ein Glaubensbekenntnis war, das dann zum Namen wurde. Der Namenszusatz „von Nazareth“ geht auf das Matthäus-Evangelium zurück. Dort heißt es in Kapitel 2, Vers 23: „Er wird Nazoräer genannt werden.“

Weihnachten: Was wir wirklich über Jesus Christus wissen

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.“ So beginnt die bekannte Darstellung von Christi Geburt im Lukas-Evangelium (Kapitel 2, Vers 1-19). Eine andere Schilderung der Ereignisse findet sich bei Matthäus (Kapitel 2, Vers 1-12). Beide Texte sind in etwa um das Jahr 90 nach Christus entstanden. Die Evangelisten waren also keine Zeitzeugen.

Christmette im Dom zu München
Christmette im Dom zu München. 46 Prozent der Deutschen sind Mitglied in einer der beiden großen christlichen Kirchen. © DPA Images | Felix Hörhager

Von Matthäus glaubt man zu wissen, dass er als Zöllner in Syrien lebte, bevor er sich der Verbreitung des christlichen Glaubens verschrieb. Auch über Lukas ist nur wenig bekannt: Er soll ein griechischer Arzt gewesen sein, der im Gebiet der heutigen Türkei lebte. Bibelforscher sind überzeugt, das es sich bei Lukas um einen gebildeten Mann gehandelt haben muss. Das lässt sich vor allem an der Größe seines Wortschatzes festmachen.

König Herodes starb im Jahr 4 vor Christus. Wie kann er ihn gesucht haben?

Was den Zeitpunkt der Geburt Jesu Christi angeht, widersprechen sich die Darstellungen der beiden Evangelisten. So schildert Matthäus die Flucht von Maria und Josef mit ihrem Kind nach Ägypten, um der Verfolgung durch König Herodes zu entgehen. Jener Gaius Julius Herodes, genannt „Herodes der Große“ (73 bis 4 v. Chr.), war ein sogenannter „Klientelkönig“ von Gnaden Roms und ist im März des Jahres 4 vor Christus in Jericho an einer Krankheit gestorben. Wenn Jesus da also schon auf der Welt war, muss er spätestens im Jahr 4 oder 5 vor Christus geboren sein.

Dem jedoch steht die zeitliche Einordnung im Lukas-Evangelium entgegen, das eine Volkszählung als Anlass für die Reise von Maria und Josef nach Bethlehem benennt. Es wird Publius Sulpicius Quirinius (45 v. Chr.– 21 n. Chr.) genannt, ein Gefolgsmann von Kaiser Augustus (63 v.Chr. – 14 n. Chr.). Jener Quirinius wurde irgendwann im Zeitraum zwischen den Jahren 3 bis 6 nach Christus zum Statthalter von Syrien ernannt, der bedeutendsten römischen Provinz im Osten. Diese Ernennung stellte einen wichtigen politischen Einschnitt dar. Das dürfte der Grund sein, warum der gebildete Lukas sie benennt.

Im Jahr 6 nach Christi Geburt rief Quirinius zur Volkszählung auf

Für Quirinius hatte Augustus den bisherigen Herrscher Herodes Archelaus abgesetzt, einen Sohn von „Herodes dem Großen“. Im Jahr 6 strengte Quirinius dann besagte Volkszählung an. So liegen also rund zehn Jahre zwischen den möglichen Geburtsdaten von Jesus Christus.

Weitere Versuche, den Zeitpunkt der Geburt näher zu bestimmen, orientierten sich an dem Weihnachtsstern. Der Jesuit Florian Rieß (1823-1882) wies auf eine Konjunktion zwischen Venus und Jupiter in den Jahren 2 bis 3 vor Christus hin und nimmt an, dass Herodes wahrscheinlich erst danach gestorben ist.

Welche Sternenkonstellation passt am besten zum Weihnachtsstern?

Der österreichische Astronom Konradin Ferrari d’Occhieppo (1907-2007) vertrat 1964 die Theorie, eine binnen weniger Monate mehrfach aufgetretene Konjunktion von Jupiter und Saturn im Sternzeichen Fische sei für die drei Weisen aus dem Morgenland im Jahr 7 vor Christus das Signal gewesen aufzubrechen. Doch das passt nicht zu den biblischen Texten, und ob es wirklich drei waren, ist auch nicht.

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Weniger rätselhaft als seine Geburt sind das Leben und der Tod Jesu Christi. Der Nachweis seiner Existenz geschieht in der Forschung oft auf indirekte Art. So zeigte Kristin Romei 2020 in der National Geographic beispielsweise auf, dass in Galiläa eine ungewöhnliche Häufung von jüdischen Gebetsbändern aus den Lebzeiten von Jesu Christi gefunden wurden, was auf eine intensive Glaubenstätigkeit zu dieser Zeit hinweist.

Die Grabeskirche in Jerusalem markiert den Ort seiner Bestattung

Seine Hinrichtung wird in allen vier Evangelien übereinstimmend beschrieben. An der überlieferten Stelle seiner Kreuzigung und des Grabes Jesu steht heute die Grabeskirche in Jerusalem. So gibt es in der Forschung trotz all der Wunder, die Jesus Christus gewirkt hat, auch kaum Zweifel daran, dass hinter den Überlieferungen eine reale Person steht.

Trotz aller Erkenntnisse, die im Lauf der Jahrhunderte gewonnen wurden, umgibt die Geburt und das Leben Christi ein ewiges Geheimnis. Und das ist wohl auch gut so, trägt es doch zur Faszination der Bibel und insbesondere der Weihnachtsgeschichte bei.