Hamburg. Das Popular Café im Sachsentor war nie als Dauerlösung geplant. Aus persönlichen Gründen ist früher Schluss. Wie es nun weitergeht.
Am 13. April dieses Jahres feierte das Popular Café im Sachsentor seine Eröffnung. Seitdem brühten Andres und Maria Süssmann hinter ihrem rustikalen Holztresen kolumbianischen Kaffee, versorgten die Bergedorfer mit Kuchen sowie südamerikanischen Snacks und stellten dazu noch ein üppiges Kulturprogramm auf die Beine. Damit ist jetzt Schluss: Am Sonntag, 15. Dezember, feiern die Gastronomen Abschied von ihren Besuchern im Plietsch (Sachsentor 23).
Das Café im Plietsch war nie als dauerhafte Institution geplant. Schließlich ist auch das Künstler- und Handwerkerhaus am Sachsentor nur auf Zeit angelegt. Der Vertrag läuft nur bis Ende März 2025. Aus persönlichen Gründen sagen die Süssmanns aber schon früher Tschüs. Denn Andres‘ Vater geht in den Ruhestand. Der Senior kümmerte sich zuletzt aber vor allem um das zweite Standbein der Familie – den mobilen Kaffeestand, der seit sieben Jahren auf den Wochenmärkten in Bergedorf und Lohbrügge steht.
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„Jetzt übernehmen wir den Truck wieder, und das wäre zu viel Arbeit zusammen mit dem Café“, sagt Andres Süssmann der Bergedorfer Zeitung. Die gute Nachricht für Bergedorfer: Sie können auf den Märkten weiterhin Espresso, Cappuccino oder Flat White von Andres und Maria genießen. Der Foodtruck war schon die ganze Zeit die Haupteinnahmequelle des Ehepaars gewesen. Die Erfahrungen aus den Monaten im Plietsch möchte Andres Süssmann aber auf keinen Fall missen.
„Es war eine richtig gute Zeit“, betont der 38-Jährige und fügt hinzu: „Wir haben viele interessante Leute kennengelernt. Das hier ist ein Treffpunkt für Bergedorfer geworden.“ Die beiden Gastronomen veranstalteten Konzerte, Kaffeeverkostungen, Flohmärkte oder Salsa-Abende. Kaffee und Kultur, das war schließlich auch ihre Vision gewesen, als sie Anfang des Jahres ins Plietsch einzogen. Andres Süssmann ist weiterhin vom Konzept des Plietsch überzeugt. „Schade, dass es nicht weitergeht“, sagt der Kolumbianer.
Andres und Maria Süssmann verkaufen weiter Kaffee aus ihrem Foodtruck
Den Traum vom eigenen Café hat das Ehepaar noch nicht aufgegeben. Doch die hohen Mieten für geeignete Immobilien in Hamburg machen die Umsetzung schwierig. Jetzt freuen sich die Süssmanns erst einmal darauf, dass sie mit ihrem Kaffeestand ihrer Wahlheimat Bergedorf treu bleiben können. „Das hier ist unser Gebiet“, betont Andres. Für Veranstaltungen in der warmen Jahreszeit werde man auch weitere Wege zurücklegen.
Für Sonntag hat das Paar eine kleine Abschiedsparty am Sachsentor 23 geplant. Ab 11 Uhr ist das Café geöffnet, bevor dann um 14.30 Uhr Susanne und Jens mit Klavier und Gesang französische Chansons interpretieren. Um 15.15 Uhr gibt es süße Überraschungen für die Gäste, dann folgt ein Konzert mit Weihnachtsliedern aus aller Welt von Anna Marenko. Außerdem werden die Möbel des Cafés versteigert.
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Derzeit ist für die restliche Dauer des Projekts Plietsch bis Ende März noch kein gastronomischer Nachfolger geplant. „Wir sind für alle offen“, sagt Tanja Tribian vom Bergedorfer Citymanagement. Wer ein Konzept für Kaffee und Kuchen oder ähnliches ausprobieren wolle, sei herzlich willkommen. Ab Januar sei jetzt schon geplant, dass die junge Künstlergruppe „Third Places“ sich mit verschiedenen Projekten im Plietsch ausprobieren darf.
Betreiber des Plietsch ist das Citymanagement „Bergedorf Now“, das wiederum noch bis Ende August 2025 mit 647.250 Euro vom Bund sowie weiteren 200.000 Euro von der Hamburger Finanzbehörde finanziert wird. Das Team sucht laut Tribian nach Lösungen, das Plietsch eventuell weiter zu betreiben. „Die bisherigen Nutzer würden auch Geld bezahlen“, so die Citymanagerin. Allerdings sei klar: Ohne öffentliche Fördermittel hat das Kultur- und Handwerkshaus in der Bergedorfer Premiumlage keine Perspektive.