Hamburg. Die Elsners verabschieden sich aus Bergedorf. Mit dem Stand geht es dennoch weiter. Wie ein Markttag für die Börnsener abläuft.

  • Seit 32 betreibt das Ehepaar aus Börnsen den Obst- und Südfrüchtehandel
  • Manuela und Martin Elsner haben sich bewusst für die Bergedorfer Wochenmärkte entschieden
  • Der 21. Dezember ist der letzte Arbeitstag auf dem Lohbrügger Wochenmarkt

Ihre „Bühne“ ist äußerst vitaminreich. Aufgebaut wird das zwölf Meter lange Früchte-Büfett zweimal wöchentlich am Vinhagenweg und ein weiteres Mal auf dem Lohbrügger Markt. Seit 32 Jahren betreibt das Börnsener Ehepaar Manuela und Martin Elsner (beide 63 Jahre alt) eine Verkaufsfläche auf den hiesigen Wochenmärkten, bedient dabei viele Kunden, teilt Freud und auch Leid mit ihnen.

Doch nun soll am Sonnabend, 21. Dezember, Schluss sein – nicht indes mit ihrem Obst- und Südfrüchtehandel, den sie in die Hände von Christin Heinsohn (32) übergeben. Keine Selbstverständlichkeit bei den schon länger kriselnden Wochenmärkten. Viele ältere Händler plagen große Nachwuchssorgen.

Manuela und Martin Elsner: Ihre Wochenmarkt-Karriere endet nach 32 Jahren

Krise? Keine Kauflust wegen zu hoher Preisen? Kein Interesse mehr am Marktgeschehen? Das ist alles für die Elsners überhaupt kein Thema. Es ist schlichtweg das Alter. Der schlimmste Aufreger, der Martin Elsner spontan einfällt? „Wenn auf unserem Stand in Lohbrügge mal ein Auto trotz Parkverbot stand. Das hat den Aufbau von mindestens vier, fünf Kollegen behindert, bis endlich der Abschleppdienst kam.“

Den vielleicht prominenteren Wochenmärkten in Hamburg wie den Isemarkt oder den Wandsbeker Wochenmarkt blieb das Ehepaar bewusst fern, weil sie sich auf ihre Bergedorfer Kunden verlassen konnten. So wie Wolfgang Drühmel, der extra aus Escheburg für ganz spezielle Sorten an Äpfeln und Birnen anreist: „Meine Frau schickt mich seit 30 Jahren immer los für unsere Vitaminspritze.“

Hamburger Wochenmärkte ausgelassen – weil die Zahlen in Bergedorf stimmten

„Wir sind unseren Kunden in diesem Stadtteil immer sehr verbunden gewesen“, schätzt Martin Elsner den Handelsort. Und Kundengespräche sind den Elsners auch kein völlig fremdes Metier: Erstaunlicherweise plagen Käufer und Anbieter, wenn man sich so über das Sortiment an Melonen und Mandarinen gebeugt mal intensiver unterhält, manchmal dieselben Sorgen. „Die wissen auch ganz viel über uns“, verrät Martin Elsner.

Keine Überraschung also, dass sich der nahende Abschiedstermin schnell herumgesprochen hat. „Du, wir sehen uns dann am Freitag vor Weihnachten nochmal“, heißt es häufiger am Markt-Dienstag. Der 20. Dezember ist der letzte Termin in Bergedorf, ein Tag später finaler Handelstag in Lohbrügge.

Früh aufstehen, um beste Früchte abzustauben

Und so sieht ein Markttag für die Elsners aus. Wenn es tief in der Nacht von Börnsen zum Hamburger Großmarkt geht, sind es vielleicht gerade mal vier oder fünf Stunden Schlaf. Im Winter peitschen dann und wann Regen, Wind und Schnee durch die Standkonstruktion, verirren sich nur wenige Kunden auf den Markt. Im Sommer müssen sie auf den großen Handelsplätzen auf Zack sein, um die besten Erdbeeren, den schmackhaftesten Spargel, die leckersten Kirschen einzukaufen. Um 4.30 Uhr, spätestens aber um 5 Uhr, geht es rauf auf die Marktplätze. Da sitzt nach all den Jahren natürlich jeder Handgriff. Um 16 Uhr ist dann Feierabend.

„Du musst“, philosophiert Martin Elsner, „auch irgendwo hinter diesem Job und seinen Anforderungen stehen.“ Er hat selbst noch Gas-, Wasser- und Heizungsinstallateur gelernt, seine bessere Hälfte begann mal als Arzthelferin. Bis dann aber 1994 die Verantwortung für den elterlichen Betrieb bei Martin Elsner folgte. Vater und Mutter hatten ihr Geschäft schon 1960 gestartet, da wollte der Filius mit seiner Partnerin gern nachziehen. Und 32 Jahre später würden viele Kunden wohl sagen: „richtige Entscheidung.“

Markthändler Elsner
Wolfgang Drühmel kommt seit 30 Jahren hierher. Er wird von Christin Heinsohn bedient.   © BDGZ | Jan Schubert

Obwohl, auch das gehört zur Wahrheit, die Elsners nicht ausblenden können, dass das Geschehen um sie herum leerer geworden ist. Deswegen wünschen sie als Ruheständler in der Beobachterrolle mehr solche Aktionen wie beispielsweise „Wochenmärkte der Zukunft“, als zum Standangebot beispielsweise Live-Kochevents eingebaut wurden. Das brachte auch jüngere Kunden wieder zurück an die Handelsorte mit frischen Waren.

„Uns hat es immer gefallen, dass wir altersmäßig so eine gute Durchmischung von Jung und Alt hatten“, meint Manuela Elsner. Sie kennt viele Kunden, die seit dem Aufkommen der Arbeit im Homeoffice Pausen sinnvoll nutzen, in dem sie einen Marktbesuch einstreuen. „Wochenmärkte sterben nie“ – das ist Manuela Elsners feste Überzeugung.

Warum die Neue genau die Richtige sein könnte

Und ihr Geschäft schon mal gar nicht: Wer seit drei Monaten nicht völlig achtlos an ihrem Obst- und Südfrüchte-Handel vorbeigerannt ist, dem dürfte die Nachfolgerin nicht verborgen geblieben sein. Die 32-jährige Christin Heinsohn ist wahrhaftig kein Frischling im Beruf.

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Ihre Eltern besitzen im schleswig-holsteinischen Bargfeld-Stegen einen Bauernhof mitsamt Obst- und Gemüse-Handel, verkaufen in den Hamburger Stadtteilen Eimsbüttel und Berne, aber auch in Ahrensburg, ihr Bruder zudem auf dem Winterhuder Marktplatz und in Stellingen. Und auch die Tochter brauchte keine lange Bedenkzeit, als sie hörte, dass die Elsners aufhören werden.

Was für ein gutes Gelingen wichtig ist: „Es kommt immer auf die Attraktivität und die Kunden der Wochenmärkte an“, sagt Christin Heinsohn, Mutter dreier Söhne (10, 8, 2). Gemeinsam mit der Schwiegermutter steht sie am 3. Januar zum ersten Mal am Vinhagenweg. „Man merkt doch sehr schnell, ob man dafür geboren ist oder nicht.“ Die gelernte Einzelhandelskauffrau ist in den Job hineingewachsen, half auch bei Mama und Papa mit und ist gewiss nicht auf den Mund gefallen: „Ich glaube, ich bin sehr laut. Sonst würden die Kunden auch nicht anhalten.“