Bergedorf. Der Posaunenchor St. Petri und Pauli spielt Musik, die berührt. Jetzt feiert er sein 75-jähriges Bestehen mit einem Konzert.
Am 13. Dezember 1949 feierte ein Quartett aus vier jungen Bergedorfern Premiere. Ihre Begeisterung für das Posaunenspiel hatten die Männer aus dem Sommerurlaub in den Bergen mitgebracht. Sowas wollten sie im Norden auch machen. Gesagt, getan: Die Hobbymusiker besorgten sich beim Hamburger Posaunenwerk Instrumente und fingen an zu üben. „Jetzt endlich wüsste er, wie das mit den Posaunen von Jericho damals funktioniert hätte“, zitiert der heutige Chorleiter Georg Liedtke den damaligen Pastor Heinrich Tamm. Die jungen Posaunisten hatten ihm ein Geburtstagständchen gespielt, der Posaunenchor St. Petri und Pauli war geboren und durfte fortan in der Kirche spielen.
Zum Kirchentag in Hamburg waren die Bergedorfer Bläser 1951 schon zu acht. Zum Lobgesang der Kirchentage, in den 50er-Jahren von Zuversicht und Neuaufbau geprägt, gehörten Bläserchöre wie eine Orgel in die Kirche. „Ich sehe noch meinen Großvater vom Kirchentag 1956 in Leipzig nach Hause kommen“, erinnert sich Liedtke. „Er trug seinen geliebten Lodenmantel, war völlig durchnässt, aber selig. In Leipzig waren 650.000 Menschen dabei.“ Um die lebendige Tradition des Posaunenspiels zu feiern, muss man gar nicht Jahrzehnte zurückschauen. In diesem Jahr trafen sich 15.000 Bläser zum deutschen evangelischen Posaunentag in Hamburg. Natürlich war der Posaunenchor St. Petri und Pauli dabei.
Ihre Posaunen-Choräle verschönern viele Gottesdienste
Nach Dr. Klaus Daur und Wilhelm Klimkeit leitet Georg Liedtke den Bergedorfer Posaunenchor seit 37 Jahren. Das gute Dutzend Hobbymusiker, darunter drei Frauen und ein pensionierter Musiklehrer, stimmt sich jeden Montag zur Probe ein. 40 Jahre ist der jüngste, schon seit 70 Jahren ist der 85-jährige Dieter Willhoeft dabei. Kein einziger Montag, an dem er nicht mit Freude in die Kirche gegangen sei, versichert der Senior. Nachwuchs ist den Bergedorfer Bläsern immer willkommen. „Die Choräle tragen uns“, erklärt Georg Liedtke das Repertoire, aber: „Wir sind eine bunte Truppe und probieren auch gern mal was Neues aus.“ Einmal im Monat bespielt der Chor einen Gottesdienst.
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Als „junger Steppke“ hat Chorleiter Liedtke noch die Spätheimkehrer in Büchen mit der Posaune begrüßt. Das Posaunenspiel berührt, damals flossen viele Tränen. Umso schöner, wie viel Freude das Chorleben heute macht. 13 Reisen haben die Bergedorfer inzwischen unternommen, über 22 Jahre eine intensive Partnerschaft mit einem Posaunenchor aus Neubrandenburg gepflegt. „Als die Mauer fiel, kamen die Kollegen am ersten Advent mit 18 Trabis hier angefahren, das war schon was“ erinnert sich Liedtke.
Konzertreisen führten das Ensemble unter anderem in die Kathedrale von Metz (Frankreich) und in die Marienkirche in Danzig (Polen). „Entsetzlich“ meint Chormitglied Rolf Licht lachend. Er erinnert sich vor allem an die 13 Sekunden Nachhall: „Der Ton rollt dann irgendwo unterm Dach durch den Raum und du hast keinen Einfluss mehr drauf“. Das andere Extrem erlebten die Bergedorfer in der Friedenskirche im polnischen Swidnica. In dem barocken Holzbau fielen ihnen die Töne aus dem Trichter wie Blei.
In der Kirche St. Petri und Pauli stimmt die Akustik, betonen die Musiker
Für die Kirche St. Petri und Pauli sind alle voll des Lobes. „Unsere Kirche erzählt uns sehr genau, was wir spielen“, erklärt Georg Liedtke, klatscht in die Hände und stimmt die Bläser auf den ersten Ton ein. Durch das Holz im Innenraum hat St. Petri und Pauli eine besondere Akustik. In Kombination mit den anderen Baumaterialien entsteht im Kirchenraum so gut wie kein Nachhall. Die Töne klingen sauber und klar. Das geht direkt ins Herz und so soll es sein. Die nächste Kostprobe steht am 14. Dezember im Kirchenkalender. Gemeinsam mit dem Offenen Advents- und Weihnachtsliedersingen feiert der Bergedorfer Posaunenchor ab 18 Uhr sein Jubiläumskonzert. Natürlich in der Kirche St. Petri und Pauli.