Hamburg. Lob für erfolgreiches „Martins-Markt-Fest“ rund um St. Petri und Pauli. Nächstes Jahr will Bergedorf am Tag der Bundestagswahl öffnen.

Kleiner Anlass, große Wirkung: Der Martinsmarkt von St. Petri und Pauli, perfekt ergänzt um das goldene Oktober-Wetter zum Start in den November haben Bergedorfs City zum Ziel Zehntausender gemacht. Der letzte verkaufsoffene Sonntag des Jahres bescherte den Geschäftsleuten unter dem Titel „Martins-Markt-Fest“ unzählige Kunden und ließ natürlich auch die Kassen der Kirchengemeinde klingeln. Zum 50. Mal verkaufte St. Petri und Pauli in Pastorat, Gemeindehaus und diversen Zelten auf dem Kirchenvorplatz Gespendetes für den guten Zweck. Eine ganze Schaar von Ehrenamtlichen verkaufte Spielzeug, Kleidung, Bücher, Geschirr, Kunsthandwerk und vieles mehr.

St. Petri und Pauli
Buchstäblich buntes Treiben vor Bergedorfs „Stadtkirche“ St. Petri und Pauli: Zum 50. Mal hat die Gemeinde zum Martinsmarkt geladen – und ganz Bergedorf zum verkaufsoffenen Sonntag. © bgz | Ulf-Peter Busse

Auch wenn fast die ganze Hansestadt mit offenen Geschäften lockte, zog es selbst das Team vom Hamburg-Journal nach Bergedorf. Überall standen die Bergedorfer und ihre Gäste plötzlich vor der Kamera – und mancher schaffte es sogar in den kaum drei Minuten kurzen Bericht, der um 19.30 Uhr im NDR-Fernsehen und anschließend in der Mediathek zu sehen ist. „Es läuft alles richtig rund“, sagte Martinsmarkt-Organisatorin Yvonne Neumann in einer ersten Stellungnahme. Der Ehrenamtskoordinatorin von St. Petri und Pauli fiel dabei spürbar ein Stein vom Herzen, war es doch ihre Premiere, bei der nicht weniger als 150 Freiwillige unter einen Hut gebracht werden mussten.

Kirche St. Petri und Pauli braucht für 150 Ehrenamtliche, damit ihr traditioneller Martinsmarkt gelingt

Und die bekamen ab 13 Uhr noch mehr zu tun. Denn pünktlich zum Start der fünfstündigen Sonntagsöffnung füllten sich die Fußgängerzonen und Einkaufszentren spürbar. Überall wurde geschaut, gekauft, geklönt. „Ich bin beeindruckt. Die Menschen haben einfach Lust zum Geschäftsbummel, auch wenn wir dieses Mal neben dem Martinsmarkt vor der Kirche kein weiteres Großereignis auf den Straßen haben“, sagte Mark Wilken vom Wirtschaftsverband WSB. Er schätzt die Besucherzahl für das „Martins-Markt-Festwochenende“ auf gut 50.000 Menschen.

St. Petri und Pauli
Hier geht es um gestrickte Kleidung und Wolle: Gisela Stiegert stöbert am Handarbeitsstand im Gemeindezentrum von St. Petri und Pauli, der von Elke Oettinger (l.) und Jutta Weiß betreut wird. © bgz | Ulf-Peter Busse

Besonders in Zeug gelegt hat sich für diesen Erfolg auch das Team vom Marktkauf-Center in Lohbrügge. An einem langen Basteltisch durften dort am Sonntag von 14 bis 17 Uhr alle Kinder Laternen kunstvoll bemalen. Ein Angebot das so gut ankam, dass jeder frei werdende Platz sofort wieder besetzt war. Einer der Gründe dafür: Gleich anschließend lud der Spielmannszug der TSG Bergedorf zusammen mit der Polizei und der Freiwilligen Feuerwehr zum bunten Laternenumzug durch Lohbrügges und Bergedorfs Zentrum, mit großem Finale vor der Kirche St. Petri und Pauli.

Diskussion um offene Sonntage 2025: Bergedorf will am Wahltag öffnen, Hamburgs City winkt ab

Dort fließen die fünfstelligen Einnahmen des Martinsmarktes dieses Mal übrigens in gleich drei Projekte: Neben der Patengemeinde in Tansania und der Fortsetzung des Projekts Kirchenöffnung wird der Bergedorfer Verein Zornrot unterstützt. Er hilft Kindern und Jugendlichen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Die Spendenkasse weiter füllen wird zudem der traditionelle Adventskalender von St. Petri und Pauli, der wie immer viele Hundert Gewinnchancen verspricht und für 6 Euro im Kirchenbüro zu haben ist.

Martinsmarkt
Marc Wilken, als Geschäftsführer des Bergedorfer Wirtschaftsverbandes WSB Initiator der Sonntagsöffnung, beim Interview mit dem Hamburg-Journal im Sachsentor. © BGZ / Ulf-Peter Busse | Ulf-Peter Busse

Für Diskussionen sorgt derweil die Planung der verkaufsoffene Sonntag für das kommende Jahr in Hamburg. Wie immer legt der Senat vier Termine fest, an denen die Geschäfte geöffnet werden dürfen, sofern im Zentrum des jeweiligen Bezirks dann auch ein Straßenfest oder ein anderes Großereignis geplant wird. Fest stehen bisher aber nur die verkaufsoffenen Sonntage 6. April, 6. Juli und 2. November, an denen sich auch Bergedorfs Geschäfte wieder beteiligen werden. Umstritten ist dagegen der 28. September.

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Weil dort die Bundestagswahl angesetzt ist – sofern die Ampel-Koalition in Berlin noch solange durchhält – wünschen sich die Einzelhändler aus Hamburgs City, den Termin um eine Woche auf den 5. Oktober zu verschieben. Begründung: Am Wahltag würde die Kunden eher nicht in die Innenstadt reisen, sondern in ihren Bezirken bleiben.

Martinsmarkt
Nur selten ist am Laternen-Bastelstand im Marktkauf-Center ein freier Platz zu finden. Ab 17 Uhr geht es dann mit dem Spielmannszug der TSG Bergedorf auf Tour durch Bergedorfs City. © BGZ / Ulf-Peter Busse | Ulf-Peter Busse

Bergedorfs Wirtschaftsverband WSB hält dagegen: „Ich könnte mir sehr gut vorstellen, das Wahlwochenende für ein großes Fest der Demokratie zu nutzen und den verkaufsoffenen Sonntag unter dieses Motto zu stellen“, sagt Geschäftsführer Marc Wilken. „Wir haben hier im Bezirk eine ganze Reihe von Initiativen und Stiftungen, die sich für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte einsetzen. Ihnen gebührt gerade an einem solchen Datum die große Bühne.“

WSB-Vorstandsmitglied Stefan Müller, Betreiber von Kaffee Timm, denkt sogar gleich ganz praktisch: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, die Prognose samt der ersten Hochrechnungen als Public Viewing mit Großbildleinwand auf dem Bergedorfer Markt zu zeigen. Das wäre dann ab 18 Uhr ein ganz besonders gemeinsames Demokratie-Erlebnis in Bergedorf.“