Hamburg. Entertainer Sven Amtsberg erzählt ausschließlich „Die Wahrheit über Bergedorf“ – und führt seine Gäste an merkwürdige Orte.
Kann schon sein, dass dieser Abendtermin am Donnerstag, 12. Dezember, eher weniger herkömmlich-touristisch wird. Dass nicht die klassischen Bergedorfer Sehenswürdigkeiten wie Schloss, Kirche St. Petri und Pauli oder Sternwarte im Fokus stehen. Sven Amtsberg und seine Begleiterin Katrin Seddig haben beim „Fiktiven Stadtführungs-Entertainment“ anderes im Sinn und bitten zu einem nicht ganz ernsthaften, dafür aber umso kurzweiligeren Rundgang durch unbekanntere Ecken der Bergedorfer Innenstadt.
Erzählen und erklären wollen Amtsberg und Seddig nicht weniger als „Die Wahrheit über Bergedorf“ und stellen dazu schon gewagte Theorien in ihrem überkandidelten Begleitschreiben auf.
Comedy-Abend: „Die Wahrheit über Bergedorf“
Einige Auszüge gefällig? Erwiesenermaßen sei es im Jahr 2024 erstmals so gewesen, dass mehr Touristen nach Bergedorf gekommen seien als nach Hamburg insgesamt. Aha – weiterhin stellt Mastermind Amtsberg die „spielerische Leichtigkeit“ des flächenmäßig größten Bezirks der Hansestadt heraus, während Hamburg die Dinge oft doch ein wenig „verkniffen“ und „altbacken“ sehe. „Wo die Alster bieder und kleinstädtisch wirkt, da ist der Serrahn laissez-faire und urban.“ Bergedorf, das sei gleichzusetzen mit einem „Leben auf der Überholspur“, mit seinen trendigen Bars, mondänen Bauten, exklusiven Geschäften.
Angeblich soll Sven Amtsberg erst einmal persönlich in der Gegend umhergewandert sein, gemeinsam mit „Side kick“ Seddig immerhin schon mal Biergartenlesungen im BeLaMi gehalten haben – und doch scheint er sich in Bergedorf schockverliebt zu haben, wenn er sagt: „Wer durch die Straßen Bergedorfs flaniert, wähnt sich in Paris oder New York.“ Oder im „norddeutschen Tokio“, wie ein Londoner Magazin kürzlich geschrieben haben soll.
Halt vielleicht auch am zerfallenen Penndorf-Parkhaus
Der Treffpunkt der fiktiven Stadtführung klingt zunächst fast profan gewählt: Am kommenden Donnerstag kommt die Gruppe um 20 Uhr vor dem Körberhaus an der Holzhude 1 zusammen – um dann wohin aufzubrechen? Möglich, dass es die Gastgeber in Richtung Holtenklinker Straße zieht, grob nach Bergedorf-Süd hinein. Vorbei an einfachen Gründerzeit-Wohnblöcken, unprätentiösen Hinterhöfen und Schaufenstern und einem total abgewrackten Bauwerk.
Dann könnte beispielsweise am zerfallenen Penndorf-Parkhaus Halt gemacht werden, und Sven Amtsberg den Zuhörern weis machen wollen, dass genau dieses Bauwerk zum Weltkulturerbe nominiert werden soll. Unbestätigter Zielpunkt könnte die Kneipe „BlaBla“ sein, dem Szene-Lokal überhaupt, in dem Daniela Katzenberger, Dieter Bohlen, Helene Fischer und viele andere Stars ein und aus gehen.
So oder so ähnlich: Alice Beyer jedenfalls ist angetan von Wortwitz und Spontaneität des Gastgebers, den sie selbst irgendwo zwischen „Literatur-Entertainer bis Moderator“ einsortiert. Die Kultur-Kuratorin und Organisatorin aus Bergedorf, die „Reiseführer“ Amtsberg aus einer gemeinsamen Autorengruppe kennt, rechnet mit bis zu 50 Gästen – denn der Mann verfügt über eine gewisse Fangemeinde, die egal in welchem Stadtteil in Hamburg ihrem Idol und seinen nicht erfunden-launigen Geschichten folgt.
Auch berühmte Sportler wurden von Sven Amtsberg schon „gegrillt“
„Er polarisiert, man mag ihn oder mag ihn nicht“, sagt Alice Beyer über den 52-Jährigen, der auch mal Kolumnist beim Hamburger Abendblatt (Amtsbergs Ansichten) war. Der gebürtige Hannoveraner hat viele komische Talente, wie Shows wie „Schrankablanca“ oder „Monster, Mumien und Mallorca“ demonstrieren. Seine „111 Gründe, den FC St. Pauli zu lieben“, müssen jeden Fußball-Fan von Braun-Weiß überzeugen. Amtsberg hat zuletzt mit wechselnden, ihn unterstützenden Partnern schon viele Wahrheiten verbreitet, so zum Beispiel über die Stadteile Uhlenhorst, Winterhude, Eppendorf, auch zwischenzeitlich über den Tod, Alkohol, Punk, Travemünde oder Lübeck.
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Legendär auch seine „Roasting Speech“ in einem Comedy-Format über den deutschen Ex-Handball-Superstar Stefan Kretzschmar, mit dem Amtsberg in gemeinsamen Kindheitstagen Kastanien und anderes Zeug geraucht haben will. Der Olympia-Silbermedaillengewinner und der Schriftsteller, zwei wahre Buddies, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen sollen. Behauptete Amtsberg jedenfalls felsenfest in jener Show: „Einmal bin ich anstelle von dir mit in den Urlaub gefahren. An die Ostsee. Deine Eltern haben es nicht bemerkt, und ich habe es genossen. Endlich einmal nackt sein – mit deinen Eltern.“
Bergedorf: „Die Spitze des Eisbergs Fortschritt“...
In der jüngeren Vergangenheit organisierte Alice Beyer zum Beispiel das Kinderkino im SerrahnEins wie auch den Open Air Poetry Slam. Nun erhielt sie vom Bezirksamt 2000 Euro für das „fiktive Stadtführungs-Entertainment“ aus der Rahmenzuweisung Stadtteilkultur. Und das völlig zurecht, um es mal mit den Worten von Sven Amtsberg zu sagen, der den „Pioniergeist“ des Ortes hervorhebt, der in alle Welt ausstrahle: „Bergedorf trägt seinen Namen vollkommen zurecht: Denn Bergedorf – das ist die Spitze des Eisbergs Fortschritt.“
Der Rundgang „Die Wahrheit über Bergedorf“ kostet fünf Euro Teilnahmegebühr, eine Buchung ist nur am Startpunkt Körberhaus möglich. Schüler, Studenten und Auszubildende laufen sogar kostenlos mit. Einen Vorverkauf gibt es nicht.