Bergedorf. Eingeschränkte Räume für Engagement: Am zweiten Geburtstag sucht das Körberhaus-Team nach Strategien gegen die Gefahr.

Da organisiert jemand Jahr für Jahr ein Musikfestival im Namen der Demokratie und Toleranz, gewinnt große deutsche Künstler wie Herbert Grönemeyer oder Die Fantastischen Vier für einen Auftritt in der Provinz. Das schaffen Birgit und Horst Lohmeyer mit „Jamel rockt den Förster“ seit 2007 regelmäßig – und setzen sich so regelmäßigen Repressalien, Drohungen und sogar Attacken auf die eigene körperliche Unversehrtheit aus. Mitten in einem 40-Seelen-Dorf im Landkreis Nordwestmecklenburg, das sich nach der Wiedervereinigung zur rechtsextremen Hochburg und zur Völkischen Siedlung entwickelt hat. Dagegen setzen die Lohmeyers regelmäßig auf ihrem Forsthof mit dem Festival ein Zeichen.

Doch das wird schwerer. Genau davon, also dem Phänomen der Shrinking Spaces, den enger werdenden Räumen für alle zivilgesellschaftlich Engagierten und Handelnden, wird Birgit Lohmeyer am Donnerstag, 5. Dezember, im Körberhaus (Körbersaal, 19 bis 21.30 Uhr) berichten. Es ist der Tag, an dem das Körberhaus an der Holzhude seinen zweiten Geburtstag feiert und dabei auch nachdenkliche Töne anklingen. Etwa, welche Gefahren und Auswirkungen Shrinking Spaces mit sich bringen.

Bergedorf: Gewalt, Drohungen, Diffamierung – Zivilgesellschaft in Gefahr

Ob nun Klimaaktivsten, Flüchtlingshelfer, LGBTQ-Community, Lokalpolitiker im Ehrenamt und sogar bisweilen Journalisten – sie alle mussten Erfahrungen machen, dass die Räume für zivilgesellschaftliches Handeln kleiner werden. „In vielen Ländern setzen Regierungen gezielte Maßnahmen ein, um zivilgesellschaftliches Handeln einzuschränken“, weiß Annalena Jonetzko, Programmdirektorin im Bereich Alter und Demografie bei der Körber-Stiftung. Sie wird den Themenabend „Zivilgesellschaft unter Druck“ zu den Shrinking Spaces moderieren.

Neben Lohmeyer werden auf dem Podium auch Anja Stahmann (Grüne), Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sowie der Rechtsanwalt Mathis Bönte zu Wort kommen. Letzterer vertritt häufiger Klimaaktivisten vor Gericht und zweifelt die Rechtskonformität von Razzien und Hausdurchsuchungen an.

Omas gegen rechts: In Neuallermöhe stehen sie nicht mehr so gern

Haben Bergedorfs Engagierte auch Erfahrung mit Drohungen, Diffamierungen, physischer oder mentaler Gewalt gemacht? Friederike Harms von der Initiative Omas gegen Rechts Bergedorf und Drumrum erinnert sich an die Jahre 2021 und 2022, als Querdenker-Demos durch Bergedorf fast wöchentlich zu beobachten waren. Dass die „Omas“ als Gegenbewegung da und dort mal „angepflaumt“ wurden, gehörte irgendwie ja auch zu ihrer Gründungsabsicht. Allerdings erfreue sich das Engagement zurzeit an so einem Standort wie dem Fleetplatz in Neuallermöhe, seit der vergangenen Bezirkswahl eine AfD-Hochburg, bei ihren Mitstreiterinnen nicht allergrößter Beliebtheit, weiß Friederike Harms.

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Auch die Omas gegen rechts werden bei „Zivilgesellschaft unter Druck“ vertreten sein. Als Losung des Abends hat Annalena Jonetzko ausgegeben, wie zivilgesellschaftliche Räume geschützt werden können – zum Beispiel rund um ihren Arbeitsplatz: „Das Körberhaus ist ja eindeutig ein Haus des Engagements und Mitmachens“. Wer misdiskutieren möchte, kann sich unter dieser Adresse anmelden. Im Anschluss darf bei einem Freigetränk weiter diskutiert werden.