Hamburg. CDU, SPD und AfD wollen in der Dietrich-Schreyge-Straße möglichst viele Parkplätze retten. Bezirk warnt vor fatalen Folgen.

Gefährdet die politische Diskussion um Parkplätze ein seit Jahren geplantes Bauprojekt in Bergedorf? Zumindest grätscht die Verwaltung vor der Entscheidung der Bezirksversammlung über den Umbau der Dietrich-Schreyge-Straße am Donnerstag, 28. November, mit einer Stellungnahme dazwischen. Im Normalfall würden die Politiker nur das Votum des Verkehrsausschusses vom 11. November bestätigen. Doch die Fachleute aus dem Bezirksamt betonen, dass die aktuelle Marschroute der Fraktionen gravierende Folgen für die Umgestaltung der Straße haben könnte.

Zur Erinnerung: Eigentlich sollten in der Dietrich-Schreyge-Straße schon in diesem Jahr die Baumaschinen anrollen. Die 150 Meter lange Verbindung zwischen Vierlandenstraße und Stuhlrohrquartier soll Teil der Bergedorfer Veloroute werden und damit fahrradfreundlicher umgebaut werden. Das holperige Kopfsteinpflaster sollte verschwinden, stattdessen eine asphaltierte Fahrbahn mit vier Metern Breite und 2,65 Meter breite Gehwege kommen. Doch mit dem Wahlsieg der CDU im Sommer geriet das Projekt ins Visier der neuen stärksten Fraktion.

Dietrich-Schreyge-Straße: Parkplatz-Debatte könnte Umbau verhindern

Denn um die Dietrich-Schreyge-Straße als Fahrradstraße mit ausreichend breitem Gehweg umzubauen, sollen die Autofahrer zurückstecken. Von derzeit 30 Parkplätzen würden nach den Umbauplänen aus dem Jahr 2022 nur noch acht übrigbleiben. Damit erschien die bislang kopfsteingepflasterte Straße in einem Maßnahmenpaket der Christdemokraten, die sich gegen den von ihnen wahrgenommenen Parkplatzschwund im Bezirk Bergedorf stemmen wollten. Die ursprüngliche Forderung der CDU lautete unter anderem, den geplanten Umbau zu stoppen.

Nach hitziger Debatte verschoben die Fraktionen das Thema zunächst von der Bezirksversammlung in den Verkehrsausschuss, um dort den gesamten Antrag „Parkraum in Bergedorf zukunftssicher und nachhaltig ausgestalten“ schließlich auch mit den Stimmen der SPD durchzubringen – allerdings mit einer wichtigen Änderung. In Sachen Dietrich-Schreyge-Straße sollte nur noch geprüft werden, ob sich der Umbau nicht auch mit einem geringeren Verlust an Stellplätzen bewerkstelligen ließe.

Bezirksamt: Umbau könnte erst im Herbst 2027 starten

Das Bezirksamt macht jetzt in seiner Stellungnahme klar, dass selbst eine solche Prüfung das Projekt bereits mächtig ins Schlingern bringt. Denn dann müsste der gesamte Planungsprozess wiederholt werden. Der Beginn der Baumaßnahmen sei bereits fest für 2025 eingeplant. Würde die Parkplatzdiskussion neu aufgerollt werden, sei der Zeitplan nicht mehr zu halten. „Die Arbeiten könnten dann erst nach der Grundinstandsetzung der Vierlandenstraße durchgeführt werden“, so die Verwaltung. Vor Herbst 2027 werde dann in der Dietrich-Schreyge-Straße nichts passieren.

Die Mittel für den Bau müssten außerdem neu beantragt werden. Wie viel Geld in diesem Jahr überhaupt zur Verfügung stehen wird, ist noch völlig unklar. Aus Sicht des Bezirksamts könnten vermutlich höchstens zwei neue Stellplätze gewonnen werden, wenn man darauf verzichtet, Bäume zu Pflanzen. Angesichts des sehr städtischen Umfelds mit seinen Ziegelbauten rät der Bezirk davon allerdings ab.

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Bergedorfs Grüne kritisieren den Kurswechsel von CDU und SPD scharf. Die Umgestaltung der Dietrich-Schreyge-Straße sei ein „zentraler Bestandteil des behördlichen Velorouten-Konzepts“, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Fraktion befürchtet außerdem, dass durch eine erneute Prüfung Steuergelder versenkt werden. Für die Umsetzung durch die Verkehrsbehörde waren 650.000 Euro eingeplant worden. Wie viel von dem Geld bereits ausgegeben wurde, konnte der Bezirk auf Nachfrage der Bergedorfer Zeitung noch nicht sagen.

„Die SPD sorgt mit ihrer widersprüchlichen Politik für eine massive Steuerverschwendung“, sagt Fabio Detmer, der Fachsprecher Verkehr der Grünen: „Während sie dem Projekt zunächst zugestimmt hat, fordert sie nun eine teure Neuplanung, nur um wenige Parkplätze mehr zu erhalten.“ Die Bezirksversammlung entscheidet am Donnerstag, 28. November, über den Antrag der CDU zur Parkplatzsicherung und damit über die Zukunft der Dietrich-Schreyge-Straße.