Hamburg. Hamburgs Bauernpräsident Martin Lüdeke holt nun seine Rinder in die Stallungen. Was er sonst noch so alles zu tun hat.
Wer glaubt, dass Landwirte im Winterhalbjahr die Füße hochlegen können, der irrt. „Wir haben zwar in der hellen, warmen Jahreszeit mehr zu tun, aber dennoch kommt im Winter keine Langweile auf“, sagt Martin Lüdeke, Hamburger Bauernpräsident. Der 59-Jährige verdient seinen Lebensunterhalt mit der Haltung von Angus-Rindern auf seinem Bauernhof am Curslacker Deich.
Lüdeke hält 350 dieser Rinder für die Fleischproduktion – 100 Muttertiere und 250 Nachkommen im Alter von sieben bis 24 Monaten. „Etwa 100 Tiere werden jährlich geschlachtet, wenn sie gut zwei Jahre alt sind“, sagt Lüdeke. Die Ernte von Gras, Mais und Getreide – meist als Futter für die Rinder – hat er Ende September abgeschlossen. Auch das Wintergetreide hat er weitgehend ausgesät. „Mitte Februar geht es wieder aufs Feld, um zu düngen und Sommerkulturen auszusäen.“
Auch im Winterhalbjahr kommt bei den Landwirten keine Langeweile auf
Bis dahin nutze er die Zeit für verschiedene Arbeiten, die ebenfalls erledigt werden müssen. So muss Lüdeke 50 Kilometer Graben pflegen. Diese Arbeiten dürfen zum Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen nicht zwischen März und September erledigt werden. Die Grundpflege müsse alle fünf Jahre vorgenommen werden, weiß Lüdeke, „deshalb pflegen wir unsere Gräben zeitversetzt in fünf Abschnitten“.
Die Böschung werde allerdings überall jährlich gemäht. Auch Bäume an den Grabenkanten, die den Kühen im Sommer Schatten spenden, werden nun zurückgeschnitten. Die dunkle Jahreszeit sei auch die Zeit, um Arbeitsmaschinen wie Grasmäher und Heupresse instand zu setzen, sagt Lüdeke.
Die Buchhaltung, für viele Landwirte das am wenigsten geliebte Arbeitsfeld, nehme die Bauern zum Jahresende besonders stark in Beschlag, weiß Lüdeke: „Da geht es dann beispielsweise um Abrechnungen, Pachtzahlungen oder Bescheide für Fördergeld für extensive Landwirtschaft von der Europäischen Union.“
250 Kühe werden in die Stallungen gebracht, bekommen dort zweimal täglich zu fressen
In den vergangenen Tage haben die Rinderhalter ihre Tiere von den Weiden geholt. „Bei uns ist der Weidenabtrieb zwischen Mitte Oktober und Mitte/Ende November. Dann holen wir täglich Tiere in den Stall, alle 250, die den Sommer draußen verbracht haben.“ Bis Mitte April werden die Rinder in den Stallungen untergebracht. Zu fressen bekommen sie dort Heu und Silage aus Mais und Gras – zweimal am Tag. Ebenso oft werden die Ställe ausgemistet.
Obwohl ein Trecker und ein Radlader mit sogenannten Futterwagen durch die Stallungen fahren, die das Futter in die Krippen schütten, benötigen zwei Mann für eine Fütterung und Reinigung der Ställe etwa drei Stunden, berichtet der Landwirt. Frisches Stroh wird als Streu ebenfalls maschinell in die Boxen gepustet.
Ein Tierarzt untersucht die Rinder auf Krankheiten und Virenbefall
Wenn alle Tiere im Stall sind, werden die Klauen gepflegt, eine Art Pediküre für die Kühe. Ein Tierarzt untersucht zudem das Blut aller Muttertiere (mehr als zwei Jahre alte Kühe), um nach Virenbefall zu suchen und Krankheiten vorzubeugen. Lüdeke: „Dafür muss jede Kuh einzeln aus dem Stall geholt werden. Das dauert insgesamt vier Tage.“ In Hamburg zahle die Stadt die Untersuchung im Labor, während die Landwirte die Kosten für die Blutentnahme tragen müssen.
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Berufskollegen, die Ackerbau betreiben, seien in diesen Wochen noch mit der Ernte von Rüben, Kohl und Kartoffeln beschäftigt, betont Lüdeke. „Sie müssen die Ernte sortieren, einlagern und verpacken. Die Grünkohlernte dauert bis in den Januar hinein.“ Ab Februar werde dann Sommergetreide ausgesät und Dünger für alle Kulturen auf die Felder gebracht. Dann fährt auch Lüdeke Mist auf die Felder. Durch ihn gelangen Nährstoffe in den Boden, die den Graswuchs beschleunigen, damit die Rinder genug Futter bekommen.