Hamburg. Der Zaun hat für reichlich Ärger gesorgt und die Nachbarschaft entzweit. Was das Bezirksamt Bergedorf jetzt angeordnet hat.
Er hat es geschafft, eine ganze Nachbarschaft zu entzweien. Ein Zaun in der Optik einer massiven, grauweißen Mauer sorgt seit Monaten am Ricarda-Huch-Ring in Neuallermöhe für dicke Luft unter Nachbarn. Mehrere Einsprüche von Anwohnern, die den „scheußlichen Anblick“ kritisieren, sind schon seit Längerem beim Bezirksamt Bergedorf anhängig – bis dato allerdings ohne Ergebnis.
Nun jedoch ist eine Entscheidung gefallen: Die Mauer muss weg, bestätigt das Bezirksamt. Die Eigentümer hätten „eine Aufforderung zur Beseitigung der Mauer nach HBauO (§ 76 Abs. 1) erhalten“, schreibt Sprecher Lennart Hellmessen. Dieser Paragraf regelt, dass Anlagen, die „im Widerspruch zu öffentlich-rechtlichen Vorschriften errichtet“ wurden, geändert oder abgebaut werden müssen.
Umstrittene Mauer in Neuallermöhe muss weichen
Dass die zirka 2022 gebaute Mauer so nicht rechtens ist, hatten die Nachbarn stets betont. Die Hamburgische Bauordnung sei da eindeutig: Nur 1,50 Meter hohe Einfriedungen, die durchbrochen sind und „nicht verunstaltend“ wirken dürfen, seien hier in Neuallermöhe gestattet. Außerdem hätte eigentlich die Hecke, die das Grundstück vorher umgab, ersetzt werden müssen. Das Bezirksamt habe das nur nie kontrolliert.
Bis Mitte Juli müssen die Eigentümer das Bauwerk nun entfernt haben. Die Hausbesitzerin hatte es allerdings stets verteidigt: Autoscheinwerfer hätten oft ihre Terrasse beleuchtet, es habe keine Privatsphäre gegeben, sagte sie 2023 unserer Zeitung. Die alte Hecke habe entfernt werden müssen, weil alte Bahnschienen mit Chemikalien darunter lagen, „das war unzulässig“. Eine neue Hecke könnten sie und ihr Mann altersbedingt nicht mehr pflegen. Den Bau des Zaunes habe sie bei den Nachbarn angekündigt, doch nun sei sie Anfeindungen ausgesetzt und werde nicht mal mehr gegrüßt. Das Verhältnis der Nachbarn soll sich seitdem nicht grundlegend gebessert haben.
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Auch in sozialen Netzwerken zeigte sich nach dem bz-Bericht im Dezember 2023 das Streitpotenzial des Bauwerks. Während viele Menschen den Zaun ebenfalls scheußlich fanden, wandten andere ein, dass es auch das Recht auf Privatsphäre geben müsse. Zudem gebe es bereits viele ähnliche Zäune und Mauern in Neuallermöhe. Tatsächlich könnte die Entscheidung des Bezirksamtes, diesen Zaun zu beanstanden, nun weitere Kreise im Stadtteil ziehen.
Auch die Hausbesitzerin hatte betont, dass es ähnliche Zäune ja bereits im Stadtteil gebe. Sie hat längst einen Anwalt eingeschaltet. Ob sie nun bis Mitte Juli der Pflicht zum Abbau nachkommt oder Rechtsmittel eingelegt hat, ist offen.