Hamburg. Die erste Stelle für das gesamte Kirchspiel Bergedorf wurde mit Christina Hitscher-Kleszcz besetzt. Was die 36-Jährige alles vorhat.

Wieso, um Herrgotts Willen, steht eine Pastorin schon morgens um 6.30 Uhr auf? Christina Hitscher-Kleszcz hat darauf eine sehr irdische Antwort: „Dann machen mich die kleinen Menschen wach.“ Die 36-Jährige hat vier Kinder im Alter von sieben, vier, und zweimal zwei Jahren. „Ich hatte gedacht, dass es wilder wird mit den Zwillingen, aber es läuft ganz gut.“

So ist es auch wenig verwunderlich, dass sie entspannt ihre 50-Prozent-Stelle antreten kann, als erste Pastorin, die für das gesamte Kirchspiel Bergedorf zuständig ist, das heißt für fünf Gemeinden: Christus-Kirchengemeinde (Lohbrügge), Bugenhagen (Nettelnburg), St. Petri und Pauli sowie St. Michael in Bergedorf und schließlich die Neuallermöher Gemeinde Bergedorfer Marschen am Grachtenplatz. Hier steht die Franz-von Assisi-Kirche, in die am Sonntag, 10. November, Pröpstin Carolyn Decke zum Einführungsgottesdienst kommt. Beginn ist um 10 Uhr.

Christina Hitscher-Kleszcz: Ein freies Radikal mit Schwerpunkt Kinder

In Zeiten von schwindenden Kirchenmitgliedern sei es doch ein gutes Zeichen, dass eine solche „kreative Stelle“ eingerichtet wird, meint Christina Hitscher-Kleszcz, die „nicht nur Schwarzbrot kauen und Gottesdienst-Löcher stopfen“ will. Ihren zunächst auf acht Jahre befristeten Job beschreibt sie so: „Ich bin ein freies Radikal mit Schwerpunkt Kinder.“

Denn sie will nicht nur religionspädagogische Arbeit in Bergedorfer Grundschulen anbieten (für 2025 seien Einschulungsfeste in verschiedenen Stadtteilen geplant), sondern auch in Kindergärten: „Schon Einjährige lauschen der Klangschale und können mit Erde, Wasser und einer Luftpumpe die Schöpfungsgeschichte erfassen.“

Pastorin Christina Hitscher-Kleszcz Franz-von-Assisi-Kirche
Glasglitzer und Wolle zählen zur Dekoration, die Pastorin Christina Hitscher-Kleszcz für ihren Einführungsgottesdienst gebastelt hat. Der Ring an ihrem linken Zeigefinger ist selbst gehäkelt: „Die Häkelringe verschenke ich gern, dafür brauche ich bloß eine Stunde.“ © bgz | Anne Strickstrock

Natürlich müsse heutzutage niemand mehr das Vaterunser auswendig kennen, um sich der Kirche nahe zu fühlen. „Aber wir wollen den Menschen beistehen, dass sie sich vielleicht in Krisenzeiten an die Seelsorge erinnern“, sagt die 36-Jährige, die aktuell einen Instagram-Account für Familien füllt: „Da geht es etwa darum, ob man vor dem Essen beten soll oder will. Da geht es um Abendrituale oder das gemeinsame Basteln an dunklen Nachmittagen, die mit einem Segen enden.“ Vor allem wolle sie solche Angebote, auch jene der Jugenddiakone, im Bergedorfer Kirchspiel koordinieren.

Pastorin Christina Hitscher-Kleszcz Franz-von-Assisi-Kirche
Das neue Kirchenprogramm für die Wintermonate hängt jetzt in Pink an der Franz-von-Assisi-Kirche, darunter ist auch die „Zuckerwattenkirche“ am 21. Dezember. © bgz | Anne Strickstrock

Aufgewachsen in Kirchwerder, studierte sie Theologie in Hamburg und ging zum Vikariat in die Dreifaltigkeitsgemeinde in Hamm. Es folgte eine Station bei der Bramfelder Simeon-Gemeinde, die eine „Kinderkathedrale“ ins Leben rief: „Da wichen die Kirchenbänke einer riesigen Spiel- und Tobelandschaft, dürfen die Kinder mit Kreide den Altar bemalen.“

Schließlich zog sie mit ihrem Mann Kamil Kleszcz („Paul ist mein Schwager“) nach Nettelnburg, wo sie in den Abendstunden tatsächlich noch Zeit findet, um zu töpfern, stricken, häkeln und geschmiedeten Schmuck zu entwerfen. Wer so kreativ ist, springt auch um 6.30 Uhr fröhlich aus dem Bett und begrüßt die Kinder mit einem zuversichtlichen Lächeln.

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Und übrigens: „Ich taufe überall, wo es Wasser gibt“, betont Pastorin Christina Hitscher-Kleszcz. Das könne in der Privatwohnung sein, im Garten „oder auch im Altersheim, wenn die Oma dabei sein will“.