Hamburg. Ein Typ wie Bayern-Star Thomas Müller: Der 28-jährige Alpen soll den SVA zum Derbysieg gegen den SC Vier- und Marschlande führen.
Am Tag vor dem großen Spiel erwischen wir Philip Alpen beim Turnen in der Sporthalle. Jawohl: beim Turnen. Der 28-jährige Stürmer des Fußball-Landesligisten SV Altengamme ist Sportlehrer an der Stadtteilschule Kirchwerder und bereitet bereits das Programm für die kommende Woche vor. „Es ist immer gut, wenn man den Schülerinnen und Schülern etwas vorturnen kann“, sagt Alpen.
Doch bis es so weit ist, steht am Sonnabend, 2. November, erst einmal das Derby gegen den SC Vier- und Marschlande an (15 Uhr, Gammer Weg). Die Altengammer verstehen sich auf Nachbarschaftsduelle, triumphierten in dieser Saison schon mit 2:0 beim SV Curslack-Neuengamme. Doch dieses Derby erwischt den SVA nach zuletzt vier Niederlagen in Folge zu einem denkbar unglücklichen Zeitpunkt.
Philip Alpen, das sportliche Multitalent des SV Altengamme
Zuletzt gab es ohne den gelbgesperrten Alpen eine 0:5-Klatsche bei Hamm United. Danach hatte Coach Marco Theetz genug gesehen und bat sein Team vor dem Dienstagstraining zum Krisengespräch. „Da wurde es dann schon ein bisschen deutlicher“, betonte Theetz. „Wir müssen jetzt von allem ein bisschen mehr zeigen, enger zusammenrücken, kompakter stehen.“
Nur drei Punkte Vorsprung sind es auf die Abstiegsplätze. Schlimmer noch: Mit 38 Gegentoren haben die Vierländer so viele Treffer kassiert wie kein anderes Team in der Landesliga. „Da sind wir als Spieler alle gefordert, auch wenn ich mich eher als Offensivspieler sehe“, ist sich Alpen bewusst. Doch es braucht mehr, um die Zuversicht des Dauer-Optimisten Philip Alpen zu erschüttern: „Ich hatte schon die ganze Woche über ein gutes Gefühl. Ich denke nicht, dass unser Boot schon halb gesunken ist.“
Alpens Bewegungen auf dem Feld erinnern an Thomas Müller
Gut möglich, dass er selbst zum Schlüssel für einen möglichen Erfolg im Nachbarschaftsduell wird. Denn der 28-Jährige ist ein Allrounder, der sich in der Sturmspitze ebenso wohlfühlt wie vor der Abwehr auf der „Sechs“ oder der Außenbahn. „Ich bin sicher nicht der Schnellste auf dem Platz, aber ich kann mich gut bewegen. So ein bisschen ist das wie bei Thomas Müller“, hat sich Gladbach-Fan Alpen den Bayern-München-Star als Vorbild auserkoren.
Eigenschaften, die auch Coach Marco Theetz schätzt, der Alpen nicht umsonst zu einem der drei Kapitäne gemacht hat. „Philip ist ein sehr intelligenter Spieler, der sich sehr clever auf dem Platz bewegt“, lobt Theetz. Man muss daher kein Prophet sein, dass Alpen nach der Zwangspause beim 0:5-Debakel sofort wieder in die Stammelf rotieren wird. Denn wer hat schließlich nicht gern einen Typ wie Thomas Müller auf dem Feld?
Stolze Quote: In 40 Prozent seiner Spiele hat der 28-Jährige getroffen
Wie der Weltmeister von 2014 treibt sich Alpen überall auf dem Platz herum und ist dabei eminent torgefährlich: In 40 Prozent seiner insgesamt 187 Pflichtspiele hat er getroffen. Eine stolze Quote. Zudem ist er diskussionsfreudig, bringt Emotionen auf den Platz, versteht es, seine Mitspieler verbal mitzureißen. Das wird gegen den SCVM auch bitter nötig sein.
75 Tore hat Alpen in seiner Karriere erzielt. Ein überraschend hoher Anteil davon waren Kopfballtreffer. Denn obwohl er nur 1,75 Meter groß ist, verfügt Alpen über eine ziemliche Sprungkraft. „Das kommt vom langjährigen Volleyballspielen“, verrät er. „Ich bin jeden Sommer beim Beachvolleyball und habe in der Halle auch immer noch eine Spielberechtigung für unsere Zweite, könnte dort jederzeit einspringen.“
Seine eigenen Schüler waren schon Auflaufkinder bei den Spielen
Zumindest das dürfte er Thomas Müller voraus haben. Philip Alpen ist also ein echtes sportliches Multitalent, so wie es sich für einen Sportlehrer ja auch gehört. Zwei Welten, die sich übrigens perfekt ergänzen. „Ich gebe auch Stunden an der Grundschule in Curslack-Neuengamme. Einige meiner Schüler waren schon bei unseren Spielen Auflaufkinder“, erzählt Alpen. „Das war natürlich etwas ganz Besonderes.“
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Der 28-Jährige weiß ganz genau, dass er am Sonnabend besser gewinnen sollte, um kritische Nachfragen am Montag in der Schule zu vermeiden. „Einige unserer Jungs kicken bei der SG Altengamme-Curslack-Neuengamme, die kriegen so etwas natürlich schon mit“, ist sich Alpen bewusst.
Seltsam: Höherklassige Clubs hatten Alpen nie auf dem Zettel
Trotz seiner Qualitäten kickt Alpen, der seit seiner Jugend nie für einen anderen Verein als den SV Altengamme aufgelaufen ist, seit zehn Jahren weitgehend unbeachtet in der Landesliga. „Tatsächlich gab es in der ganzen Zeit kaum Angebote von höherklassigen Clubs“, verrät er. „Wahrscheinlich wissen einfach alle, wie wohl ich mich hier fühle.“