Hamburg. Friedo Karth löst Annette Vollmer als Geschäftsführer ab. Der 34-Jährige will neue Angebote schaffen und sich um den Umbau kümmern.
„Auf jeden Fall ist hier sehr viel Gestaltungsspielraum“, sagt Friedo Karth schmunzelnd. Der 34-Jährige schaut sich im Bürgerhaus Allermöhe um und wird zum Jahreswechsel Annette Vollmer ablösen, die seit 2016 die Geschäfte des Vereins am Ebner-Eschenbach-Weg 1 führt. Und sie kann ihm Umbaupläne für das Bürgerhaus Allermöhe hinterlassen: „Die Statik hält, wir können ein Zwischengeschoss einbauen“, erfuhr sie vom städtischen Wohnungskonzern SAGA. Über Stadtteilentwicklungsmittel (Rise) seien 800.000 Euro eingeworben: „Mal sehen, ob das für eine energetische Sanierung samt Photovoltaik und einen Aufzug reicht“, so die Politologin. Wenn der Erweiterungsbau wohl verzögert erst im Jahr 2026 startet, so gebe es immerhin schon einen „letter of intent“ mit dem Bezirksamt.
Das ist indes nicht die einzige Erbschaft für Friedo Karth. Er wird sich auch überlegen müssen, ob er die Küche wieder neu verpachten und Gastronomie anbieten kann: „Man braucht ein Betriebskonzept, das sich nachhaltig trägt.“ Und dafür brauche es auch Bauarbeiten: „Derzeit müsste man hier direkt am Eingang neben den Toiletten sitzen, das ist bestes Mensa-Feeling und sehr laut“, sagt er grinsend.
Friedo Karth freut sich auf einen neuen Seminarraum
Aber natürlich wolle er in seiner 25-Stunden-Woche nicht gleich alles ändern, sondern erstmal die Besucher aus Neuallermöhe fragen, was sie sich wünschen. Immerhin gibt es längst Tanz und Gymnastik für Kinder, Yoga in russischer Sprache, eine Kreativwerkstatt und den Spielenachmittag. Dazu kommen die Smartphone-Sprechstunde, Schuldenberatung, eine Kleiderkammer, die Schwangerschaftsberatung und der internationale Frauenabend. Nicht zuletzt ist der Saal sonnabends gern für Privatfeiern vermietet.
Aber da geht noch mehr: „Ich habe große Lust, mehr Bildungsangebote hereinzuholen. Das klappt bestimmt ganz gut, wenn wir einen weiteren Seminarraum bekommen“, meint der Mann, der in Friesland nahe Jever aufgewachsen ist, dann Politikwissenschaften in Hamburg studierte. Für ein Semester ging es nach Schottland, anschließend noch nach Cardiff, der Hauptstadt von Wales: „Da habe ich 2015 noch meine Masterarbeit in Kulturtheorie gemacht.“
Als Bildungsreferent unterwegs
Und so hört sich sein beruflicher Werdegang reichlich vielfältig an: Der erste Job führte ihn in die Verlagsarbeit bei der Spiegel-Gruppe: „Da ging es um Rechte und Lizenzen, haben wir Artikel, Bilder und Videos verkauft“, erzählt Friedo Karth, der nach einem Jahr in die politische Bildung wechselte: Über die Pressefreiheit, die Medienstadt Hamburg oder auch über die Politik in Großbritannien referierte er beim Hamburger Verein „Die Neue Gesellschaft“. Das schaffe er künftig auch noch neben seinem Job in Neuallermöhe.
Es folgte noch ein „sehr theoretisches Forschungsprojekt über die Geldordnung in modernen Gesellschaften“, berichtet er aus seinem Jahr am Hamburger Institut für Sozialforschung. Weit praktischer war es doch bei der Volkshochschule in Othmarschen, wo er als Programm-Manager die Bedarfsplanung der Erwachsenenbildung im Blick hatte. „Da ging es auch um die Raumverteilung und den Kontakt zu den Kursleitern, das könnte hier im Bürgerhaus etwas ähnlich sein“, überlegt der 34-Jährige.
Noch eine weitere, spannende Station steht in seinem Lebenslauf: Zuletzt war er Parlamentsreferent in der Präsidialabteilung der Wissenschaftsbehörde. „Das war eine verwaltungstechnische Zuarbeit für Senatorin Fegebank. Ich habe die Bürgerschaftsausschüsse vor- und nachbereitet, die Senatssitzungen und die Staatsräterunde. Da wurden Abläufe koordiniert und Drucksachen abgestimmt.“ So habe er einen einjährigen Einblick ins politische Geschäft erhalten.
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Wem das alles zu dröge klingt, der lernt Friedo Karth wohl lieber als Zuschauer des FC St. Pauli kennen, wo er gern bei Rugbyspielen zuguckt. Noch größer indes sei seine Leidenschaft für den Wassersport: „Ich bin im Vorstand des Hamburger Windsurfing Clubs und kümmer mich um unser Clubhaus am Oortkatenufer. Daher kenne ich auch seit drei Jahren die Vereinsarbeit.“ Für dieses Hobby fährt er regelmäßig von seiner Altonaer Wohnung nach Ochsenwerder – gern gemeinsam mit seiner Frau, die er ganz frisch, vor vier Monaten, geheiratet hat.