Hamburg. Die Fraunhofer-Einrichtung an der Straße Am Schleusengraben erhält einen Neubau. Dort wird an moderner Fertigungstechnik gearbeitet.

Wer sich Bergedorf über die A25 nähert, dem wird in Zukunft der Neubau der Fraunhofer-Einrichtung IAPT direkt ins Auge fallen. Da ist sich zumindest Verwaltungsdezernent Ulf von Krenski sicher. „Das wird ein optisches Highlight“, sagte der stellvertretende Bezirksamtsleiter am Donnerstag mit Blick auf die ersten Visualisierungen des Projekts, mit Holzfassade und Glasverkleidung. Noch wichtiger sind allerdings die Inhalte, das machten alle Beteiligten beim Spatenstich des Mega-Projekts klar.

Für Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) verspricht das IAPT durch den Ausbau endgültig zum „Hotspot des 3D-Drucks“ in Hamburg zu werden. Von Krenski sah den Erweiterungsbau als Zeichen dafür, dass schnelle Ansiedlungen von Hightech-Industrien in Deutschland trotz aller Abgesänge auf den Wirtschaftsstandort Deutschland eben doch möglich sind. Seit 2018 ist das ehemalige Laserzentrum Nord (LZN) Teil der Fraunhofer-Familie, der 2670 Quadratmeter große Neubau soll jetzt die wirtschaftliche Leistung der Einrichtung verdoppeln.

Forschungszentrum IAPT bekommt einen Erweiterungsbau für 42 Millionen Euro

Im IAPT forschen Wissenschaftler an Methoden der sogenannten Additiven Produktion. „Viele Konstrukteure denken immer noch nur an materialabtragende Methoden, wie Bohren, Sägen oder Fräsen“, betonte IAPT-Leiter Ingomar Kelbassa beim Spatenstich. Durch die Additive Produktion, wo ein Werkstoff wie beim heimischen 3D-Druck Schicht für Schicht zu einem fertigen Werkstück zusammengefügt wird, seien aber völlig neue Konstruktionen möglich, wie auch Andreas Timm-Giel, Präsident der TU Hamburg, begeistert betonte.

Beim Spatenstich des Fraunhofer IAPT (von links): Ulf von Krenski, stellvertretender Bezirksamtsleiter Bergedorf, Axel Müller-Groeling, Vorstand für Forschungsinfrastrukturen und Digitalisierung der Fraunhofer-Gesellschaft, Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne), Ingomar Kelbassa, Institutsleiter des Fraunhofer IAPT, Andreas Timm-Giel, Präsident der Technischen Universität Hamburg.
Beim Spatenstich des Fraunhofer IAPT (von links): Ulf von Krenski, stellvertretender Bezirksamtsleiter Bergedorf, Axel Müller-Groeling, Vorstand für Forschungsinfrastrukturen und Digitalisierung der Fraunhofer-Gesellschaft, Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne), Ingomar Kelbassa, Institutsleiter des Fraunhofer IAPT, Andreas Timm-Giel, Präsident der Technischen Universität Hamburg. © Ingo Boelter | Ingo Boelter

Konkret arbeiteten in der Vergangenheit die Experten am IAPT zum Beispiel an einem 3D-Schweißgerät, das in einem Container an jeden beliebigen Ort transportiert werden kann, um dort metallene Ersatzteile anzufertigen, zum Beispiel auf Ölplattformen. Andere Ingenieure entwickelten in Bergedorf eine Mini-Fabrik für medizinisches Verbrauchsmaterial wie Abstrichstäbchen oder Mundstücke für die künstliche Beatmung. Im Bereich Medizintechnik werden Titanimplantate wie Wirbel oder gar Teile des Kiefers angefertigt.

Fraunhofer-Einrichtung arbeitet eng mit Unternehmen zusammen

Die Fraunhofer-Gesellschaft ist eine der vier großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland und ist im Vergleich zu den Max-Planck-Instituten, den Helmholtz-Zentren und der Leibniz-Gemeinschaft besonders nah an der praktischen Anwendung in Unternehmen. Daher sollen im neuen Erweiterungsbau des IAPT in Bergedorf die Anwender eng mit den Experten und Spezialisten der Fraunhofer-Einrichtung zusammenarbeiten. Sie können Am Schleusengraben die komplette Fertigungsroute – vom Design bis zur finalen Qualitätssicherung – durchlaufen.

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Beim Neubau setzt das IAPT auf Nachhaltigkeit, nicht nur bei den Baustoffen. Das Gebäude soll eine Photovoltaik-Anlage inklusive Speicher erhalten, über Wärmepumpe und Wärmerückgewinnung beheizt und bietet neue Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. Im Zuge des Neubaus wird dabei auch das alte Gebäude mit diesen Features ausgerüstet. Die 2670 Quadratmeter verteilen sich auf drei Stockwerke und umfassen eine Labor- und Anlagenhalle sowie Arbeits- und Schulungsräume. Die Kosten für den Bau betragen 42 Millionen Euro und werden zu je 50 Prozent von Hamburg und dem Bund getragen.