Altengamme. Schritt, Trab, Galopp und Reitabzeichen, das war gestern. Für Daniela Bolze steht die Kommunikation mit den Ponys im Mittelpunkt.
Durch die halbe Bahn wechseln, auf dem Zirkel geritten und eine Schlangenlinie durch die ganze Bahn: Auf solch klassische Hufschlagfiguren hatte Daniela Bolze keine Lust mehr. Die 65-Jährige liebt ihre kleine Ponyherde und liebt es ebenso, Kindern das Reiten beizubringen und ihnen die Liebe zu den Vierbeinern zu vermitteln. Zuletzt war sie mit Dani‘s Ponyschule am Horster Damm zu finden. Doch nun entfernt sie sich noch mehr vom klassischen Reitunterricht mit Schritt, Trab, Galopp und Reitabzeichen. Am Altengammer Hauptdeich haben Daniela Bolze und ihre Ponys eine neue Heimat gefunden und verfolgen dort gemeinsam mit Anna Schrade ein neues Konzept.
Die „Fellnasen“ sind ein Non-Profit-Projekt mit dem Ziel, einen gemeinnützigen Verein zum Unterhalt der Tiere und des Hofes zu gründen. Neben den acht Ponys gehören noch drei Hunde, zwei Katzen und 13 Hühner zu den „Fellnasen“. Sie sind eingegliedert in ein Hofprojekt, das sich derzeit noch in Gründung befindet und sich ein generationsübergreifendes, naturnahes und ökologisch nachhaltiges Leben, Wohnen und Arbeiten zum Ziel gesetzt hat, erklärt Daniela Bolze.
Bei den „Fellnasen“ steht die Kommunikation der Pferde im Mittelpunkt
In der mehr als 25 Jahre langen Praxis als Betreiberin einer Kinderreitschule stellte Daniela Bolze fest, dass sich die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder extrem verändert haben. Klassischer Reitunterricht verlor immer mehr an Bedeutung. „Reiterlicher Drill hat für mich nichts mehr mit Ponys und vor allem auch mit Kindern zu tun“, stellt Daniela Bolze fest. Viel wichtiger seien die Kompetenzen geworden, die im ganz normalen Umgang mit Pferden mitgebracht und entwickelt werden können: „Mit Pferden in den eigenen Fähigkeiten wachsen, statt sie nur als Reittier zu benutzen“, erklärt die 65-Jährige.
Seit gut zehn Jahren liegt der gelernten Journalistin die Pferdesprache am Herzen. „Ihre Kommunikation ist so fein und wird leider in den meisten Reitschulen völlig vernachlässigt. Den Kindern von Anfang an zu zeigen, wie ‚leise‘ man mit den Fellnasen umgehen kann, ist seitdem meine Antriebskraft“, sagt die 65-Jährige, die auch bereits ein Buch zur Pferde-Kommunikation veröffentlicht hat. In Anna Schrade, die Medizin und Psychologie in Berlin und Hamburg studiert und großes Interesse an tiergestützter Arbeit hat, hat Daniela Bolze für die „Fellnasen“ die perfekte Ergänzung gefunden, wie sie feststellt.
Ein halbes Jahr inmitten von hundert Pferden auf Island
Die 32-Jährige war schon in frühester Kindheit fasziniert von Pferden. Durch Ponyreiten, erste Reitstunden und später auch verschiedene Reitbeteiligungen durfte sie immer wieder in die Welt der Pferde und der Reiterei hineinschnuppern. „Mir fehlte jedoch immer das tiefere Eintauchen, das Verstehen der Tiere und die Möglichkeit, nicht nur zu reiten, sondern mich auf natürliche Weise mit den Tieren zu umgeben“, stellt die zweifache Mutter fest. Das änderte sich dann auf Island, wo sie sechs Monate mit rund hundert Pferden lebte und arbeitete. „Hier erlebte ich das Zusammenleben der Menschen mit der Herde sehr intensiv, konnte vieles neu lernen und fühlte mich bestätigt in meinem Gefühl, dass im konventionellen Reitunterricht die Mensch-Tierbegegnungen und das wirkliche aufeinander Einlassen nur sehr begrenzt und für mich unbefriedigend möglich war“, sagt die 32-Jährige.
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Ein ganz wichtiger Bestandteil der „Fellnasen“ ist die kleine Ponyherde, die seit vielen Jahren zusammenlebt. Dazu gehört auch die 30-jährige Fjordstute Mali. „Ich bekam sie, als sie anderthalb Jahre alt war. Sehr schnell machte sie mir klar, dass ich bis dahin nichts über Pferde wusste – zumindest nicht das, was wirklich wichtig war“, stellt Daniela Bolze fest. Gemeinsam mit der Stute habe sie die wunderbare und heilsame Welt der Pferde entdeckt. Mali ist in der Herde die Leitstute und sorgt dort beschwichtigend für Frieden und Harmonie.
Bei den „Fellnasen“ können die Kinder entscheiden, was sie gern machen möchten: Sei es Reiten, Geschicklichkeitsspiele mit den Pferden am Boden oder auch einfach nur auf dem Rücken der Vierbeiner liegen und sie spüren. Für die Fortgeschrittenen geht es auf dem Rücken der Ponys auch gern mal raus ins Gelände und in den nahen Bunkerwald. Neben Einsteiger- und Fortgeschrittenen-Kursen rund ums und auf dem Pferd, bieten die „Fellnasen“ auch Kindergeburtstage, geführte Erlebnisspaziergänge und Kurse über Pferdesprache und-verhalten an. Bei den Ponytagen können die Kinder einige Stunden inmitten der Ponyherde leben und lernen. Auch Kindergartenausflüge sowie Schulprojekte sind möglich. Kontakt und weitere Infos im Internet: www.fellnasenundco.com.