Hamburg. Neben der Kapelle I entsteht in einer früheren Leichenhalle ein Kolumbarium. Warum viele Menschen diese Bestattungsform bevorzugen.
- Leichenhalle auf Bergedorfer Friedhof wird umgebaut
- In dem Gebäude neben der Kapelle I entsteht ein Kolumbarium
- Nachfrage nach Urnenkammern ist laut Bestatter groß
„In der Regel beträgt die Nutzungszeit für eine Urnenkammer in einem Kolumbarium 20 Jahre.“ So schreibt es der Bundesverband Deutscher Bestatter. Für die Anträge der Bergedorfer Bezirksversammlung gilt dies zum Glück nicht, wobei es deren Nutzungszeit auch schon auf knapp zehn Jahre schafft: Bereits 2015 hatten die Lokalpolitiker einstimmig ein Kolumbarium auf dem Bergedorfer Friedhof beschlossen – und die Idee wieder vergessen, bis sich die CDU im Februar 2021 erinnerte. Sie wiederholte den Antrag auf eine überirdische Grabstätte mit Urnenkammern. Sowas erinnert optisch vielleicht an einen Taubenschlag, zumindest ist das lateinische Wort davon abgeleitet.
Nachdem alle Fraktionen ihren Segen gegeben hatten, stellten Architekten im März 2022 ihre Pläne vor, wobei natürlich die Vorgaben des Denkmalschutzes beachtet werden müssen. Schließlich kann die alte Leichenhalle ein Baujahr von 1909 vorweisen. Mit gut 600.000 Euro wurde kalkuliert, damit alle Trennwände, die bisher die Kabinen der einzelnen Leichenschauräume voneinander separierten, entfernt werden. Damals hieß es noch, die Arbeiten könnten Ostern 2023 beginnen.
Friedhof Bergedorf: 750.000 Euro für neue Urnenkammern
Wieder folgte ein bisschen Ruhezeit, jetzt aber ist endlich Bewegung in die Sache gekommen: Der Bergedorfer Malerbetrieb Wolfgang Reinecke arbeitet in dem Backsteinhäuschen, gleich neben Kapelle I. „Wir kratzen die alten Farbschichten ab und reparieren die Risse im Mauerwerk“, sagt ein Mitarbeiter: Das könne geschätzt noch bis Weihnachten dauern, bevor ein Schreiner schließlich hölzerne Trennwände einbauen könne.
Kurze Nachfrage im Bezirksamt: „Im Sommer wurde mit der Arbeit begonnen. Es sollen insgesamt 330 Doppelurnen-Kammern werden. Dafür hat unser Erhaltungsmanagement Grün inzwischen insgesamt 750.000 Euro veranschlagt“, heißt es aus der Pressestelle. Konkrete Preise für eine künftige Anmietung, so die Bergedorfer Friedhofsverwaltung, seien noch nicht bekannt.
Urnenkammern werden immer beliebter – Bestatter verzeichnen hohe Nachfrage
Darauf warten indes die künftigen Nutzer, denn die Nachfrage werde immer höher, meint etwa Sophie Krüger vom gleichnamigen Bestattungsunternehmen an der Lohbrügger Landstraße: „In Ohlsdorf und Öjendorf ist das sehr beliebt und läuft super. Viele Menschen mögen es, wenn man durch ein Glasfenster auf die Urne gucken kann.“
Ob mit Glas-, Holz- oder Steintafeln davor: „In jedem Fall entscheiden sich immer mehr Menschen unter anderem aus Kostengründen für eine Beisetzung in einem Kolumbarium. Im Vergleich zu anderen Bestattungsvarianten sind die Kosten geringer“, schreibt der Bundesverband Deutscher Bestatter. Schließlich würden somit Kosten für einen Grabstein entfallen, auch für eine Grabpflege.
Im Kolumbarium soll es auch öffentliche Toiletten geben
Das indes würde die Kundenberaterin des Ohsdorfer Friedhofs, der immerhin über drei Kolumbarien verfügt, nicht unbedingt unterstreichen: „Ein Sarg kann günstig für 1380 Euro bestattet werden, die günstigste Reihengrabstätte für eine Urne liegt bei 1180 Euro“, zitiert sie die Gebührenordnung. Somit sei ein Kolumbarium schon etwas Besonderes „mit gehobenem Niveau“. In der Krypta etwa koste eine Nische gar 7100 Euro. Das, so die Beraterin, sei durchaus etwas „für Leute, die eine Phobie gegen Erde haben und lieber eine saubere Nische mögen“.
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Die Nachfrage jedenfalls ist hoch: Während in Kapelle 8 bereits alle Plätze vergeben seien, könne man im Ohlsdorfer Forum noch einen Urnenplatz für 6025 Euro reservieren. Die Menschen wissen es offenbar zu schätzen, dass sie hier auch Kerzen und Briefe ablegen können, Fotos und Blumenvasen. Wie schnell es auch in Bergedorf eine Warteliste geben wird, bleibt abzuwarten.
Wenn die Fertigstellung und die Preise für das neue Kolumbarium auch noch nicht feststehen, so ist für die Besucher des Bergedorfer Friedhofs auf jeden Fall das eine schon gewiss: Die drei Toiletten in dem Backsteinhäuschen sollen öffentlich zugänglich bleiben.