Bergedorf. Die Sanierung ist mit 5,7 Millionen Euro deutlich teuer geworden als geplant. Wofür das Geld auf dem Friedhof ausgegeben wurde.
Hochmoderne Infrarot-Heizung unter den Sitzbänken, dazu komplett erneuerte Kupferdächer, grundsanierte WC-Anlagen und ein kompletter Neubau für die Friedhofsverwaltung: Die sanierte Kapelle II auf dem jüngeren Teil des Bergedorfer Friedhofs kann sich sehen lassen: „Ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Denkmalschutz und Klimaschutz Hand in Hand gehen können“, schwärmte Umweltsenator Jens Kerstan jetzt bei der Einweihung.
Was der Grünen-Politiker nicht erwähnte: Das Projekt hat gerade wegen dieses in Wirklichkeit sehr komplizierten Miteinanders ganz erheblich unter Verzögerungen im Planungs- und Bauprozess gelitten. Der hat bis zur jetzigen Einweihung fast zehn Jahre gedauert – einschließlich zuletzt mehrjähriger Sperrung des ganzen Komplexes für Trauerfeiern. Zudem sind die Kosten von zunächst geschätzten 3,1 Millionen Euro über 4,4 Millionen in 2020 auf jetzt 5,7 Millionen Euro angestiegen. Davon wurde neben der längst überfälligen Sanierung des 1970 gebauten Kapellen-Komplexes aber auch der Neubau von Friedhofsverwaltung und Friedhofsgärtnerei gleich neben an bezahlt.
Auf dem Bergedorfer Friedhof sind Kapelle II wieder Trauerfeiern möglich
„Es ist geschafft“, atmete Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann dann auch in ihrer Ansprache auf. „Es ist ein guter Tag für den ganzen Bergedorfer Friedhof und besonders für diesen jüngeren Teil östlich der August-Bebel-Straße, dessen Mittelpunkt die Kapelle II seit über 50 Jahren bildet.“ Tatsächlich gilt sie als Zeugnis der Begräbnis- und Trauerkultur der 60er- und 70er-Jahre mit ihren häufig großen Abschiedsfeiern.
Entsprechend bietet die Kapelle II auch nach ihrer Sanierung nun wieder mehr als 120 Plätze. Darauf hat der Denkmalschutz geachtet. Weil aber ein solches Angebot heute nur noch wenig nachgefragt wird, haben die Architekten um Tanja Rudde und Manuel Böwing vom Büro Fourmove aus Münster nachgerüstet: Im sogenannten Verbindungstrakt zwischen Kapelle und dem angeschlossenem Stützpunkt der Friedhofsgärtnerei brachten sie moderne Räumlichkeiten für deutlich kleinere Trauerfeiern unter.
Trotz Denkmalschutz: Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlage möglich gemacht
Ohnehin konnte trotz erheblicher Auflagen des Denkmalschutzamtes – in diesem Fall mit Sitz in Kiel, weil die Kapelle II wie der gesamte neuere Teil des Bergedorfer Friedhofs auf Schleswig-Holsteiner Gebiet der Gemeinde Börnsen liegt – viel Innovatives im Rahmen der Sanierung und Neugestaltung untergebracht werden. Dazu gehört neben der weitgehenden energetischen Sanierung auch der Einbau einer Wärmepumpe.
Zudem werden demnächst große Photovoltaik-Anlagen auf den nicht denkmalgeschützten Dächern der Friedhofsgärtnerei installiert, die hier einen zu großen Teilen neuen Betriebshof bekommen hat. Und schließlich sind erstmals Datenleitungen bis zu diesem abgelegenen Gebäudekomplex verlegt und nicht zuletzt ein kompletter Neubau für das Friedhofsbüro errichtet worden, dessen Team nun künftig gleich gegenüber der Kapelle II residieren wird.
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Zudem wurden alle längst überfälligen Sanierungen der denkmalgeschützten Kapelle vorgenommen, an der der Zahn der Zeit mächtig genagt hatte. Dazu gehören neue Kupferdächer, die Beseitigung der erheblichen Durchfeuchtungen im Mauerwerk, neue Fenster und besondere Türen. Aber auch die Sicherung der tonnenschweren Betonquader, die an der Außenhaut gleich unter dem Dach mit mittlerweile durchgerosteten Metallankern in der Fassade angebracht waren.
„Sie drohten abzustürzen und hätten leicht Menschen erschlagen können“, beichtete Architekt Manual Böwing bei der Einweihung.
Während die Kapelle II ab sofort für Trauerfeiern genutzt werden kann, und auch die elf Mitarbeiter des Friedhofsbetriebs nun bald in ihr neues Domizil umziehen, muss das eigentliche Friedhofsbüro vorerst noch im Anbau des Bergedorfer Rathauses an der Wentorfer Straße 38a verbleiben: „Bevor diese beiden Kolleginnen hier im Neubau gegenüber der Kapelle II Publikum empfangen können, braucht es noch einige Wochen“, sagt Wolfgang Charles, Chef des Managements öffentlicher Raum im Bezirk.