Hamburg. Hans-Heinrich Ziburt baut seit Jahren Futterstellen und spendet den Erlös ans Kinderhospiz Sternenbrücke. Warum damit bald Schluss ist.

Eine Fahrt von Kirchwerder nach Rissen gehörte für Hans-Heinrich Ziburt in den vergangenen Jahren zum Advent, wie für andere Lebkuchen und Glühwein. Denn der Vierländer hatte in dem Stadtteil westlich von Blankenese stets ein besonderes Ziel: das Kinderhospiz Sternenbrücke. Der Einrichtung überbrachte er vor Weihnachten immer ein Geschenk. Denn Hans-Heinrich Ziburt hatte Spenden mit dabei, die durch den Verkauf seiner selbstgebauten Vogelhäuschen zusammenkamen. Die Summe wuchs jedes Jahr.

Und das soll, wenn möglich, auch in diesem Jahr wieder gelingen, erklärt der Vierländer. Das würde ihm besonders am Herzen liegen, denn es wird das letzte Mal sein, kündigt der 72-Jährige an. Sowohl Daumen als auch Zeigefinger seiner rechten Hand machen ihm allmählich zu schaffen, fällt das schmerzfreie Greifen zunehmend schwer, muss sich der Vierländer, der früher einen Blumengroßhandel betrieben hat, eingestehen.

Vierländer baut ein letztes Mal Vogelhäuschen für den guten Zweck

Doch die Hand brauche er nun mal zum Sägen, Hämmern und Pinseln. Bereits im sechsten Jahr in Folge entstehen in seiner Werkstatt am Süderquerweg die schmuckvollen Futterstellen mit Schindeldach. Und die haben Fans im In- und Ausland: Auch in Gärten in Norwegen, Schweiz oder Österreich, Süddeutschland und Ostfriesland sind seine handgefertigten Häuschen zu finden.

„Dieses Jahr hab ich schon elf Stück verkauft“, sagt Hans-Heinrich Ziburt, der etwa 30 Exemplare fertiggestellt hat. Insgesamt reiche das Material, bei dem der befreundete Tischler Julius Bendschneider ihn stets mit Holzplatten unterstützt, für etwa 80 Futterhäuschen, schätzt Hans-Heinrich Ziburt. Auch die kleinen Holzvögel, die den Giebel zieren, muss der Vierländer nun selbst aussägen. Denn sein Nachbar, der das bisher für ihn erledigt hatte, ist leider im Frühjahr im Alter von 87 Jahren gestorben. „Jetzt habe ich noch mehr Respekt vor ihm, wie er es geschafft hat, das Holz so fein auszusägen, auch im hohen Alter.“

Enkelkind eines Freundes starb in dem Hospiz, während Bruder dort geboren wurde

Ein Häuschen mit den Maßen 30 mal 40 Zentimeter kostet 80 Euro, für 34 mal 53 Zentimeter werden 100 Euro fällig. Im vergangenen Jahr kamen durch den Verkauf 6605 Euro zusammen. Zudem schloss sich Spediteur Torsten Graveley aus Altengamme der Idee an und spendete Einnahmen aus einem kleinen Tomaten-Verkaufsstand vom Horster Damm. Gemeinsam überbrachten die Männer aus Vierlanden also mehr als 7200 Euro an die Sternenbrücke.

Auf das Kinderhospiz wurde Hans-Heinrich Ziburt vor einigen Jahren aufmerksam, als das Enkelkind eines Bekannten tödlich an einem Hirntumor erkrankte. Der Zeitpunkt, an dem das kleine Mädchen sterben sollte, fiel genau in die Zeit, in der ihr kleiner Bruder zur Welt kommen sollte. Damit ihre Eltern für beide Kinder da sein konnten, wurde in dem Kinderhospiz ein Therapieraum zum Kreißsaal umfunktioniert, wo schließlich ein kleiner Junge zur Welt kam.

Auch Geschwisterkinder werden in dem Kinderhospiz betreut

Die Familie verbrachte noch etwa zwei Wochen gemeinsam in der Sternenbrücke, bevor das kleine Mädchen starb. Die Geschichte sei für ihn die Initialzündung gewesen, sich für das Kinderhospiz einzusetzen. Seine Spenden werden in der Sternenbrücke zum Beispiel dafür verwendet, dass dort auch Geschwister von schwer erkrankten Kindern betreut werden können, wie Christiane Schüddekopf, Vorstandsmitglied des Fördervereins, berichtete, als sie den Bastler und Spender vor zwei Jahren persönlich in Kirchwerder besuchte.

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Da die Geschwister nicht krank sind, wird ihre Betreuung nicht von den Krankenkassen übernommen. Doch eine Betreuung durch Pädagogen sei wichtig, schließlich bleibe für die Geschwister im aufreibenden Pflegealltag oftmals nicht genügend Kraft, Aufmerksamkeit und Zeit, erklärte Christiane Schüddekopf. Das Angebot in dem Kinderhospiz gehe daher weit über die Begleitung der erkrankten Kinder und Jugendlichen am Lebensende hinaus, es gehe keineswegs nur um Tod und Abschied nehmen. Viele Familien würden über Jahre immer wieder in das Haus kommen, um dort entlastet zu werden oder eine erholsame Zeit zu verbringen und Ausflüge zu machen. „Unser Haus ist auch ein Haus des Lebens“, betonte Christiane Schüddekopf.

Vogelhäuschen gibt es beim Adventssalon oder per Anruf beim Bastler

Hans-Heinrich Ziburt wird mit seinen Vogelhäuschen in diesem Jahr auch beim Adventssalon im Gasthaus Kücken (Neuengammer Hinterdeich 54) am 23. und 24. November dabei sein. Interessenten können ihn aber auch anrufen und eine Futterstelle am Süderquerweg 315 abholen: Mobiltelefon 0171/889 61 02.