Hamburg. Die Blauzungenkrankheit infiziert weitere Schafe und Rinder in Hamburg. Warum der kommende Winter den Tierhaltern helfen könnte.

Die Blauzungenkrankheit (BTV) erreichte Bergedorf Mitte August. Bei zwei Schafen in einer Herde konnten der Amtsveterinär den Erreger nachweisen. Auf eine Anfrage der Grünen in der Bezirksversammlung gibt das Bezirksamt jetzt bekannt, dass sich die Seuche weiter im Bezirk ausgebreitet hat. Demnach wurde das Virus bei insgesamt 21 Tieren entdeckt – mit Stand vom 19. September. Betroffen sind 13 Schafe und acht Rinder bei insgesamt 14 Betrieben.

Die Viehseuche befällt Wiederkäuer wie Ziegen, Rinder und besonders Schafe. Die Krankheit stammt ursprünglich aus Südafrika und ist seit dem Jahr 2006 auch in Europa angekommen. Der sich gerade ausbreitende Serotyp 3 wurde erst 2023 erstmals in Deutschland festgestellt. Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Hessen galten als Befallsgebiete, dann überquerte das Virus die Elbe.

Virusinfektion: Blauzungenkrankheit verbreitet sich im Bezirk Bergedorf

Die Blauzungenkrankheit wird vor allem durch Gnitzen, winzige, blutsaugende Insekten, übertragen. Die erkrankten Tiere sind apathisch, die Mundschleimhaut schwillt an und es bildet sich Schaum vor dem Mund. Bei manchen Schafen färbt sich die Zunge markant blau. Daher hat die Krankheit ihren Namen. Die Virusinfektion kann auch tödlich verlaufen. Für Menschen ist der Erreger allerdings absolut unbedenklich, auch Fleisch und Milch von erkrankten Tieren können bedenkenlos verzehrt werden.

Weil Hamburg dadurch jetzt nicht mehr als BTV-frei gilt, dürfen entsprechende Tiere aus der Hansestadt nur unter Auflagen in virusfreie EU-Staaten gebracht werden. Auch für den Transport in Bundesländer, in denen die Seuche derzeit nicht grassiert, ist nur noch eingeschränkt möglich – derzeit ist allerdings kein Land frei von der Blauzungenkrankheit.

Um Schafe zu schonen: Wanderwege in Schleswig-Holstein gesperrt

Zu den Auflagen gehört der Labornachweis, dass die Schafe virusfrei sind sowie eine Behandlung mit Insektiziden. In den schleswig-holsteinischen Kreisen Pinneberg und Steinburg sperrten die Behörden unter anderem den Elbwanderweg zwischen Krückau und Stör, um die geschwächten Schafe nicht durch Touristen zusätzlich zu stressen.

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Impfungen von Schafen und Rindern können die Ausbreitung der Krankheit zwar nicht verhindern, sorgen aber für einen milderen Verlauf bei den Tieren. Derzeit sind schon 280 Impfungen bei Schafen und 173 Impfungen bei Rindern im Bezirk Bergedorf durchgeführt worden. Das Verbraucherschutzministerium unterschützt Tierhalter mit Zuschüssen von bis zu 2,60 Euro pro Impfung.

Die für die Übertragung verantwortlichen Gnitzen sollen außerdem in den Gebieten des Befalls bekämpft werden. Weil die Population der stechlustigen Insekten im Winter zurückgeht, sinkt die Übertragungswahrscheinlichkeit in den kalten Monaten erheblich. Allerdings scheint das Virus nicht vollständig zu verschwinden.