Hamburg. Britta Cerdan Sydow hat sich mit Hühnerschar einen Traum erfüllt. Selbst ein Beinbruch muss dort nicht das Todesurteil bedeuten.

Bette Midler, Sophie Marceau, Dee Dee Bridgewater und auch Suzi Quatro staksen regelmäßig durch einen Garten am Kirchwerder Elbdeich. Dabei handelt es sich allerdings nicht um die internationalen Showgrößen aus Film und Musik, sondern um Hühner. „Sie tragen alle Namen von starken Frauen“, erklärt Britta Cerdan Sydow. Insgesamt fünf Hühner und Hahn, benannt nach dem US-amerikanischen Sänger und Songwriter Otis Redding, gehören zu ihrer kleinen Schar.

Damit hat sich die 55-Jährige einen Traum erfüllt. „Ich wollte schon immer Hühner haben“, sagt die Hamburgerin, die im Marketing einer Kreuzfahrtgesellschaft arbeitet. Als sie vor etwa sieben Jahren mit ihrem Mann nach Kirchwerder zog, wurde ihr Traum dann zur Realität. Und dabei waren keineswegs nur die frischen Eier, die ihre Hühner täglich legen, ein Anreiz. „Zwischen ihnen zu sitzen und ihren Geräuschen und Gegurre zu lauschen, ist wahnsinnig beruhigend“, findet Britta Cerdan Sydow.

Hühner als Haustiere im Garten: Früher war ein Tierarztbesuch undenkbar

Sie sei eben keine klassische Hühnerhalterin wie aus früheren Tagen, als Hühner auf dem Land lediglich als Lieferanten für Eier und Fleisch gesehen wurden und eine Verletzung oder Erkrankung einem Todesurteil gleichkam. Britta Cerdan Sydow hingegen geht mit ihren Hühnern zum Arzt. Allein die Kosten für die Behandlung von „Otis“, der infolge von Mykoplasmose an schwerer Atemnot litt, und alle fünf Tage Antibiotikum brauchte, sei sehr kostspielig gewesen, verrät die 55-Jährige.

Britta Cerdan Sydow
Britta Cerdan Sydow inmitten ihrer kleinen Hühnerschar. Da pickt selbst der Hahn den Mais aus der Hand. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

„Doch ansonsten wäre er nicht mehr am Leben“, stellt die Halterin fest, deren Hühner vornehmlich vom Verein „Rettet das Huhn“ stammen. Dadurch wird Legehennen, die im Alter von nur 16 bis 18 Monaten als Eierproduzent ausgedient haben und eigentlich geschlachtet werden würden, ein neues Leben geschenkt. Den Moment zu erleben, wenn sie nach der Zeit in der Legebatterie das erste Mal in ihrem Garten den Rasen betreten und in der Erde scharren, sei jedes Mal wieder hochemotional, erklärt Britta Cerdan Sydow.

Britta Cerdan Sydow wirbt für den Austausch zwischen Hobbyhaltern und Züchtern

Auch wegen eines gebrochenen Beins oder Kropfverstopfung konsultierte Britta Cerdan Sydow ihre Tierärztin, lässt sie dort auch erlösen, wenn es gar nicht mehr geht oder baut einem gerupften Huhn einen Schutz für den Rücken, wenn Hahn „Otis“ sie zu sehr getreten hat. Oftmals sei sie für diesen Umgang mit ihren Hühnern auch schon belächelt worden, doch sie steht dazu und sieht sich als moderne Hühnerhalterin, erklärt die 55-Jährige, die sich nun auch ehrenamtlich als Obfrau für Öffentlichkeitsarbeit im Landesverband der Rassegeflügelzüchter Groß-Hamburg engagiert.

Britta Cerdan Sydow
Weil Hahn „Otis“ sie besonders hart getreten hat, war das Federkleid dieser Henne stark gerupft. Britta Cerdan Sydow baute ihr daher einen Trittschutz auf dem Rücken. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Denn auch wenn sie selbst nicht züchtet, ist sie überzeugt, dass das Engagement der Züchter wichtig ist, um dadurch alte Rassen zu erhalten, betont Britta Cerdan Sydow. Zudem könnten neue Halterinnen und Halter viel von den erfahrenen Züchtern lernen, etwa wenn es um den richtigen Boden oder Sitzstangen geht. Denn manches Huhn habe entzündete Füße, weil es die Hobbyhalter schlichtweg nicht besser wissen und zu wenig Gedanken über Stall und Auslauf machen, betont die 55-Jährige. Wiederum könnte aber auch eine eingestaubte Einstellung manches Halters modernisiert werden, glaubt Britta Cerdan Sydow, die sich so auch als Vermittlerin sieht.

Geflügelausstellung muss wegen Vogelgrippe-Fällen wieder abgesagt werden

Es sei wichtig, Gespräche zu fördern, ist Britta Cerdan Sydow. Sie hatte gehofft, dass die Geflügelausstellung des Landesverbands ein Anlass hätte sein können, um Halter und Züchter zusammenzubringen. Neue Plakate waren bereits entworfen, der Termin am Wochenende, 19. und 20. Oktober, stand längst fest. Doch er musste wieder abgesagt werden, nachdem es in den vergangenen Wochen schon erste Funde toter Wildvögel gegeben hatte, bei denen das Vogelvirus nachgewiesen werden konnte.

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Bislang traf es vor allem Schwäne, die etwa an der Tarpenbek zwischen Lokstedt und Groß Borstel sowie an der Binnenalster verendet aufgefunden wurden. Über aktuelle Funde informiert Susan Weisener, Vize-Vorsitzende des Geflügelzuchtvereins Vierlandria auch stets auf der Seite des Geflügelstammtischs Vierlandria auf Facebook, der bei Treffen auch Interessierte, Hobbyhalter, Neueinsteiger, Liebhaber und Selbstversorger zusammenbringt, um zu diskutieren und Informationen auszutauschen.