Bergedorf. Körber verlagert Standort 2027 in die „Fabrik der Zukunft“. Fürs alte Areal haben CDU und SPD schon viele Pläne – und drängen zur Eile.

CDU und SPD machen sich daran, dem westlichen Umfeld der Bergedorfer City ein ganz neues Gesicht zu geben: Die Nachnutzung des heutigen Hauni-Areals an der Kurt-A.-Körber-Chaussee wird kommenden Donnerstag, 26. September, Thema in der Bezirksversammlung sein. Mit einem gemeinsamen Antrag will die neue schwarz-rote Mehrheit die Weichen für die Zeit stellen, wenn der Bergedorfer Traditionsbetrieb voraussichtlich im Jahr 2027 mit seinen knapp 2000 Mitarbeitern als „Körber Technologies“ in seine demnächst entstehende „Fabrik der Zukunft“ an die A25 zieht, gleich neben die Anschlussstelle Bergedorf.

„Dort haben Bezirksamt und Politik 2023 in Rekordzeit Planrecht geschaffen, damit der Körber-Konzern mit dem Neubau beginnen kann. Jetzt ist es Zeit, das auch für den heutigen Standort der Hauni anzugehen“, sagt CDU-Fraktionschef Julian Emrich. „Bis der Umzug in rund drei Jahren ansteht, wollen wir festlegen, wohin die Entwicklung des heutigen Firmensitzes gehen soll“, erinnert der Christdemokrat daran, dass ein Bebauungsplanverfahren samt umfangreicher Bürgerbeteiligung ebenfalls bis zu drei Jahre dauern kann. „Wollen wir das in Ruhe abarbeiten, muss jetzt gestartet werden.“

So kann Bergedorfs City wachsen – wenn Hauni umzieht

Dass Tempo gemacht werden muss, ist im Antrag unübersehbar: Sechs Punkte wollen CDU und SPD beschließen, damit das Bezirksamt schnell und dauerhaft Personal seiner Planungsabteilung an das Projekt setzt. So geht es um „das Erstellen eines Zeitplans und eines strukturierten Verfahrenskonzepts für die Überplanung der Bestandsfläche des Hauni-Areals“. Spätestes Anfang März 2025 sollen die Ergebnisse im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt werden und soll sich dann bis zu den Sommerferien eine umfangreiche Bürgerbeteiligung anschließen. Voraussichtlich im Herbst 2025 würde dann mit einem Beschluss der Bezirksversammlung das eigentliche Bebauungsplanverfahren für die heutige Hauni angeschoben werden.

Verlässt voraussichtlich 2027 seinen Stammsitz an der Kurt-A.-Körber-Chaussee und zieht in die „Fabrik der Zukunft“ auf dem künftigen Körber-Campus nahe der A25-Anschlussstelle Bergedorf: die Hauni, die mittlerweile umbenannt wurde in „Korber Technologies“.
Verlässt voraussichtlich 2027 seinen Stammsitz an der Kurt-A.-Körber-Chaussee und zieht in die „Fabrik der Zukunft“ auf dem künftigen Körber-Campus nahe der A25-Anschlussstelle Bergedorf: die Hauni, die mittlerweile umbenannt wurde in „Korber Technologies“. © Shweta Sachdewa | Shweta Sachdewa

CDU und SPD gehen bisher davon aus, dass Bergedorfs Politik völlige Gestaltungsfreiheit in der planerischen Zukunft des Areals hat – obwohl sich hartnäckig das Gerücht hält, dass der Körberkonzern 2022 seine offen kommunizierten Abwanderungspläne aus Bergedorf nur deshalb begraben hat, weil ihm von Bezirksamt und Senat Versprechungen für die künftige Nutzung der viele Hektar großen Hauni-Flächen gemacht wurden. Schließlich ist Körber hier selbst Grundeigentümer. Eine städteplanerische Umwidmung zum reinen Wohngebiet würde also viele zusätzliche Millionen in die Konzernkasse spülen.

Hauni-Areal: Handwerk und Gewerbe im Erdgeschoss, moderne Wohnformen darüber?

„Wir haben das damals mehrfach beim Bezirksamt nachgefragt und stets zur Antwort bekommen, dass es mit dem Konzern keinen Deal gebe“, sagt Julian Emrich. Das glaubt auch SPD-Fraktionschefin Katja Kramer: „Allerdings wird auch Körber Ideen für die zukünftige Nutzung seines Grundstücks haben. Das werden wir uns sicher anhören.“ Sie gehe davon aus, dass die heutige Ausweisung für Industrie in einen Mix aus Wohnen und Gewerbe geändert werde. „Toll wäre hier Gewerbe im Erdgeschoss und moderne neue Wohnformen in den Stockwerken darüber. Das hängt allerdings davon ab, wie viele der Bestandsgebäude etwa wegen des Denkmalschutzes erhalten werden müssen und wo große Freiflächen für Neubauten entstehen könnten.“

Auch die CDU kann sich mit Wohnen und Gewerbe anfreunden. „Aber mit klarer Dominanz des Gewerbes“, stellt Fraktionschef Emrich klar. Er könne sich hier produzierendes Gewerbe, Handwerk und auch Neugründungen vorstellen, die sogenannten Start-ups. Zudem sieht er die Hauni-Flächen als Raum für Gedankenspiele: „Falls Oberbillwerder nicht gebaut wird, könnte hier der neue Standort der Lohbrügger Hochschule für Angewandte Wissenschaften entstehen. Und auch für die immer stärker unter räumlicher Enge leidende Berufsfeuerwehr könnte hier eine neue Wache gebaut werden.“

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Hauni-Areal: Chance für mehr Angebotsvielfalt in Bergedorf

Katja Kramer sieht in den frei werdenden Flächen an der Kurt-A.-Körber-Chaussee dagegen die Chance, die Angebotsvielfalt der Bergedorfer City zu erweitern: „Seit dem Ende der beiden Karstadt-Häuser zeigt sich, dass wir unser Innenstadtkonzept überdenken müssen. Es sollte nicht länger ein Verbot geben, Anbieter diverser Sortimente außerhalb des direkten Umfelds unserer Fußgängerzonen anzusiedeln. Konkurrenz zerstört die City nicht, sie belebt das Geschäft und damit unseren ganzen Bezirk.“

Weil Bergedorf schon lange große Einzelhandelsflächen im Umkreis der Innenstadt fehlen, sieht Katja Kramer hier viel Potenzial auf dem Hauni-Gelände – und in seiner Nachbarschaft: „Schon lange wünscht sich der Möbelkonzern XXXLutz die Freigabe des ehemaligen Baumarkts Max Bahr für seinen Abholmarkt mömax. Das könnte jetzt möglich werden.“