Hamburg. Die Premiere des Altonaer Theaters im Körberhaus machte eines klar: Die zweite Aufführung am Freitag kann eigentlich nur besser werden.

„Man ist immer dort zu Hause, wo man sich zu Hause fühlt. Und ich bin noch auf der Suche.“ Holly Golightly aus dem berühmten Hollywood-Film „Frühstück bei Tiffany“ von 1961 weilt zu einer ihrer Stippvisiten in Bergedorf. Besser gesagt, aus Truman Capotes gleichnamigem Roman von 1958, dem die erst 2013 entstandene Bühnenfassung von Richard Greenberg deutlich dichter folgt als dem Kinofilm. Das Ensemble des Altonaer Theaters führte das Stück als erste Theaterproduktion der neuen Spielzeit am Mittwoch im Lichtwark-Theater des Körberhauses auf, eine weitere Vorstellung folgt dort am Freitag, 20. September, um 20 Uhr.

Capotes Buch war nicht die spritzige Komödie, die Filmregisseur Blake Edwards und seine bezaubernde Hauptdarstellerin Audrey Hepburn wenige Jahre später aus dem Stoff machten und deren Weltruhm begründeten. Roman und Bühnenstück sind keine sektlaunige Komödie, vielmehr das Drama einer rast- und heimatlosen Seele, die sich wahllos vermeintlich gut situierten Männern an den Hals wirft, gleichzeitig eine bissige Abrechnung mit Amerikas vergnügungssüchtiger und konsumgeiler oberer Mittelschicht der 1940er Jahre. Gleichwohl bietet die Inszenierung reichhaltig Reminiszenzen an den Kinofilm, etwa mit Joe‘s Bar als Treffpunkt für Holly und ihren Nachbarn und Verehrer Fred, mit Hollys längst ikonischer Zigarettenspitze oder Evergreens wie „Moon River“, „New York, New York“ oder „Singing in the Rain“.

Altonaer Theater enttäuscht im Lichtwark-Theater mit „Frühstück bei Tiffany“

So weit, so gut. Und klar: Kurzweilig wie eine Filmkomödie kann so ein zynisches Drama schwerlich sein; gleichwohl hätte das gut zweistündige Stück nicht so langweilig geraten müssen, wie es am Mittwochabend war. Was war nur mit diesem Ensemble los? Keiner der sechs Darsteller stand so recht in seiner Rolle, stattdessen mal mehr, mal weniger neben sich. Pfiffige Dialoge kamen so meist nicht auf den Punkt, Panik- und Ohnmachtsszenen wirkten armselig gestellt bis ins Groteske. Hier war kaum jemand bei der Sache, am wenigsten Hauptdarstellerin Lisa Tschanz, mit der die Rolle der Holly kurzfristig neu besetzt war. Sie verhaspelte sich gar ein halbes Dutzendmal mit ihrem Text.

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Erschwerend kommt hinzu, dass die Gesangsqualitäten der Akteure guten Gewissens nur mit knapp ausreichend benotet werden können. Opernreife stimmliche Resonanz erwartet in diesem Rahmen sicher niemand. Aber die Töne sollte man schon treffen, wenn man sich dafür bezahlen lässt.

Lichtwark-Theater im Körberhaus: Weitere Aufführung am Freitag

Die Aufführung am heutigen Freitagabend kann eigentlich nur besser werden. Vielleicht gerät dann auch der Schlussapplaus nicht so kärglich wie beim ersten Versuch im Körberhaus. Am Mittwoch mussten die Spieler sich bei ihren Verbeugungen mächtig sputen, um runter zu sein von der Bühne, bevor es still wurde im Saal. Auch dies - ein Drama.