Hamburg. Die Spielzeit 2024/25 der Bergedorfer Bühne verspricht literarische und musikalische Leckerbissen. Vorverkauf startet am 2. Juli.
Allen voran steht ein großer Dank an das Bergedorfer Publikum: „Es war ein tolles Jahr in unserem zweitgrößten Haus, und es hat gezeigt, dass unser Konzept aufgeht, die Bergedorfer den Wechsel vom Theater Haus im Park ins Körberhaus gut mitgegangen sind“, freut sich Axel Schneider. Schon seit 2004 lässt der Intendant des Altonaer Theaters auch die Bergedorfer Bühne bespielen und weiß, was den Bergedorferinnen und Bergedorfern schmeckt – sowohl optisch als auch literarisch und musikalisch. Neu in dieser Saison: eine Jazz & Blues Night.
Immerhin 43 verschiedene Produktionen waren im Theatersaal zu erleben, der 458 Plätze fasst. Die Auslastung habe bei 65 Prozent gelegen, so Schneider: „Das würde ich mir in anderen Häusern auch wünschen, doch in der Nach-Coronazeit haben sich noch viele verstärkt in ihren Kokon zurückgezogen.“ Der Mittwoch bleibe Abo-Tag, der Donnerstag werde in der neuen Spielzeit mit den Wochenendaufführungen zusammengelegt: „Dann kann im freien Verkauf mehr nachrücken“, so ein optimistischer Schneider, der weiterhin stabile Preise für die Events im Lichtwarktheater verspricht.
Neues im Lichtwarktheater: Jazz & Blues Night Debüt
Bunt sollte es sein und allen Generationen Inspiration und Amüsement bescheren, das neue Programm des Lichtwarktheaters. Als Erstes wurde es dem Kassenteam („ihr seid unsere gute Visitenkarte“) vorgestellt und den Freunden des Theaters, die zu ausgewählten Stücken Vor- und Nachgespräche etwa mit den Dramaturgen organisierten. So wird Edith Löbbert über „Die letzten fünf Jahre“ sprechen, wenn Carolin Fortenbacher und Tim Grobe mit einem Kammermusical auf der Bühne stehen: „Es geht mit sehr anspruchsvollen Songs um die Ups und Downs in einer Beziehung, aus zeitlich verschiedenen Perspektiven“, kündigt Axel Schneider an.
Von Mitte September bis in den Mai 2025 erstreckt sich die nächste Theaterspielzeit an der Holzhude 1. Und sie beginnt quasi mit einem Ende: Stephan Sulke gibt mit nunmehr 80 Jahren seine Abschiedstournee. Der Schweizer Musiker habe längst „eine kleine Fan-Base in Bergedorf“, weiß Gastspielmanager Peter Offergeld und kündigt für den 14. September den in Shanghai geborenen Chansonnier an, der „gleichzeitig auch Toningenieur, Bildhauer und Autor ist“.
Während bekannte Musiker wie Pe Werner, Gitte Haenning, Stefan Gwildis und die zwölf Tenöre erneut nach Bergedorf kommen, soll es diesmal auch ein weiteres Genre auf die Bühne schaffen: Erstmals ist eine Jazz & Blues Night am 28. September zu erleben, mit Axel und Torsten Zwingenberger. Der Boogie-Woogie-König am Piano wird von seinem Bruder Torsten am Schlagzeug begleitet.
Neben drei Konzerten von „Bergedorf singt“ und gleich drei Produktionen des Ohnsorg-Theaters wird sich der Vorhang auch für ernsthafte Themen heben: Der Moralist Fabian ist mit Hass und Gewalt konfrontiert und mit dem aufkeimenden Faschismus im Berlin der frühen 30er-Jahre. „Der Gang vor die Hunde“ sollte Erich Kästners autobiografischer Roman ursprünglich heißen – so wie das Stück, an das sich nun das Künstlerehepaar Christine Sommer und Martin Brambach (bekannt auch als Tatort-Kommissar) traut. „Die Gesellschaftssatire hat etwas Heutiges, kommt aber ohne Zeigefinger aus, selbst wenn auch jetzt wieder Populisten Gehör finden“, so Offergeld.
Feminist und Macho-Liebhaberin
Ebenfalls tiefgründig ist das deutschsprachige Stück „How to date a feminist“, das bereits 2016 in London uraufgeführt wurde: Steve ist ein Feminist und Kate steht auf Machos – wie geht das zusammen? „Das spielen sie in drei verschiedenen Altersebenen und bekommen die Quick-Changes, wie es in unserem Theaterjargon heißt, unglaublich fulminant hin“, lobt Intendant Schneider die beiden Schauspieler Anjorka Strechel und Joseph Reichelt.
„Das Kind in mir will achtsam morden“, heißt es schon im Januar auf der Theaterbühne. „Der erste Teil war immer ausverkauft, jetzt durfte ich den zweiten Teil schreiben“, so Schneider, der mit seinem Team mitten in den Proben ist, denn schon bald wird eine Aufführung auf der MS Europa gezeigt: „Wir werden also eine deutsche Premiere vor der spanischen Küste haben.“
Ausdrücklich nicht nur für Kinder seien zwei Produktionen gedacht, die heitere Abende versprechen: „Wir haben endlich die Rechte für Jim Knopf. Das habe ich meinen beiden Kindern immer vorgelesen und freue mich wie Bolle drauf“, so der Mann, der seit 29 Jahren das Atonaer Theater führt – und ebenso auf „Die drei ???“ gespannt ist, die am 7. Februar „Signale aus dem Jenseits“ vernehmen und „eigentlich immer abgefeiert werden“.
Zum Gedenken an Siegfried Lenz
Als etwas „ganz Besonderes“ muss der zehnte Todestag und der 100. Geburtstag des Schriftstellers Siegfried Lenz angekündigt werden, der mit „Das Gesicht“ die Komödie um einen Doppelgänger erschuf, der einem totalitären Diktator ähnelt. Und wieder möge es einen aktuellen Bezug geben, denn „auch Putin wird unterstellt, dass er Doppelgänger hat“, meint Axel Schneider, der ein großer Lenz-Fan ist und bedauert, dass der Mann „bloß sechs Theaterstücke geschrieben hat“.
Dagegen einen „leicht frivolen Abend“ kann erleben, wer am 21. Dezember die Schlagfertigkeit der Hamburger Travestiekünstlerin Sarah Barelly genießt. Viele Lacher versprechen auch Mathias Richling, die Sauerländerin Frieda Braun („erst mal durchatmen!“) und der in der Ukraine geborene Nikita Miller, der mit Blick auf die Sowjetunion resümiert: „Pelmeni sind doch auch nur kleine Maultaschen.“
Silvester mit Menü nach der Show
Ein weit feineres Silvestermenü kann genießen, wer am 31. Dezember ins Lichtwarktheater kommt und dazu die „Queenz of Piano“ genießen kann, kündigt Peter Offergeld das virtuose Duo an, das Bach mit AC/DC kombiniert, Chopin mit Dance Beats: „Sie möchten die musikalischen Grenzen von Klassik und Pop überwinden“, erklärt Peter Offergeld, der drei Jahre lang um das Duo geworben und „immer freundlich und penetrant nachgefragt“ habe.
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Die Mühen werden sich gelohnt haben, jedenfalls ist das neue Theaterprogramm für Bergedorf prall gefüllt. Aktuell werden die Programmhefte verteilt, am 2. Juli startet sodann der Vorverkauf. Darüber hinaus ist der Theatersaal stets begehrt, wenn die Programmleiterin der Körber-Stiftung anderen Veranstaltern Zutritt gewährt: Die Staatsoper und das Hamburg-Ballett sind ebenso präsent wie das Landesfeuerwehr-Orchester und die Bergedorfer Musiktage: „Wir hatten 59 öffentliche Veranstaltungen“, fasst Dorothea Kerrutt, Programmleiterin im Körberhaus, zusammen: „Dazu kamen 47 Tage mit gemeinnützigen Organisationen, die den Shared Space genutzt haben“.