Hamburg. 63 Jahre alter Gärtnermeister feiert demnächst 40. Dienstjubiläum. An welchem Arbeitsort sich Achim Buhr am liebsten aufhält.
Das muss ihm in der heutigen, recht schnelllebigen Arbeitswelt erst einmal jemand nachmachen: Seit 40 Jahren darf sich Achim Buhr Gärtnermeister nennen, genau 25 Jahre davon ist der 63-Jährige als Revierleiter Bergedorf für die womöglich schönsten, bekanntesten und definitiv naturbelassensten Flecken im Bezirk verantwortlich. Sein Aufgabengebiet umfasst Bergedorfs Grün und Spielplätze, reicht von südlich der Bille bis zur A25 inklusive Nettelnburg. Einen Ort hat Achim Buhr besonders ins Herz geschlossen.
Da schaut er wirklich genau hin: Auf das Wachstum in der durch flache Holzzäune getrennten Dreiecksfläche im Schatten des Bergedorfer Schlosses. Auch geht der Blick zur frisch sanierten Hochzeitsbrücke und dem Drumherum. Ein Ensemble von Staudenpflanzen, Sumpfzypressen, Eschen, Buchen und mehr. Achim Buhr muss aber auch auf die Sandwege schauen. Extreme Wetterereignisse haben dem Boden des Schlossparks arg zugesetzt, teilweise den unbefestigten Belag fortgeschwemmt. „Wir hatten dieses Jahr viel Regen, auch Starkregen, viele Stürme und somit auch viel Arbeit“, sagt Buhr, gebürtiger Marschländer und Sohn eines Ochsenwerder Gärtners.
Achim Buhr: Bergedorfs Grün ist seit 25 Jahren sein Revier
Diese Wetterkapriolen, diese Unberechenbarkeit der Natur bringe neue Herausforderungen mit sich wie etwa zusätzliche, ungeplante Baumfällungen. Damit kein Totholz Gefahrenmomente erzeugt, destabilisierte Bäume unerwartet umfallen. Oder eben Begradigung und Befestigung von ausgespülten Wegen.
Ständig was zu tun für Achim Buhr mit seiner achtköpfigen Mitarbeiter-Crew (darunter zwei Schwergeschädigte) im Revier Bergedorf. Die hervorstechendsten Orte, die darin jeder kennt, sind neben dem Schlosspark und Rathauspark auch die 17 Spielplätze. Alles kein Problem, meint der Chef: „Ich habe nicht nur sehr gute Leute um mich herum, sondern auch viele gute Firmen als Auftragnehmer.“ Gut zu wissen, denn so viel raus kommt der Chef bei all der Büroarbeit und der Kontrolle des Melde-Michels nicht mehr.
Selbst machen oder eine verlässliche Firma beauftragen?
Bei den Kinder-Spielorten weiß Buhr um den guten Ruf des Bezirks: „Bergedorf hat die besten Spielplätze von ganz Hamburg – und die werden sehr gern und häufig genutzt.“ Um das hohe Niveau zu halten und vor allem immer die Sicherheit des tobenden Nachwuchses zu gewährleisten, hat sich das Revier Bergedorf feste Kontrollrhythmen gesetzt, mal wöchentlich, mal monatlich, in den seltensten Fällen jährlich. Und es wird wirklich regelmäßig saniert, Geräte ausgetauscht: Noch in diesem Jahr soll der Spielplatz im Rathauspark auf Vordermann gebracht werden, im nächsten Jahr steht dann die Spielanlage an der Ernst-Henning-Straße auf der Liste.
Viel Zeit – und manches Mal auch sechsstellige Geldbeträge – kosten die regelmäßigen Kontrollen in den Grünanlagen, hier vor allem die Baumkontrollen. Bei all diesen Tätigkeiten muss manchmal auch der Taschenrechner rausgeholt werden. Insbesondere dann, wenn Mittel gestrichen, Gartenbau-Projekte nach hinten verlegt werden müssen. Die entscheidende Frage: Was kann Buhrs Truppe selbst schnell leisten? Und wozu ist der Einsatz einer Fremdfirma sinnvoller? In eigener Verantwortung bleibt dabei das Abmähen der großzügigen Rasenflächen zum Beispiel rund um das Schloss. Auch das Anlegen von Sommerblumenflächen behält der Revierleiter lieber in seiner Hand, sei es am Brunnen, am Mohnhof, im Knickgarten am Schillerufer und anderswo.
Karrierestart als Gärtnermeister bei der Bundeswehr
Achim Buhr ist ein Meister des gepflegten Bergedorfer Grüns. Tatsächlich war seine Naturlaufbahn durch den elterlichen Betrieb vorbestimmt. „Da bin ich am liebsten auf dem Trecker mitgefahren.“ Nach Ausbildung und Zusatzqualifikation zum Gärtnermeister ging es für ihn 1984 zuerst zur Bundeswehr. Dort hielt er bis 1999 das Landschaftsbild vieler Kasernen im Hamburger Stadtbild in Schuss, zum Beispiel in Jenfeld, an der Rahlau oder der längst verschwundenen Standortkommandantur an den Sophienterrassen. Außerdem kümmerte sich Buhr um die Ausbildung für Nachwuchsgärtner.
Als jedoch immer mehr Kasernen nach und nach geschlossen wurden, machten sich die Buhrs, mittlerweile in Wentorf heimisch geworden, so ihre Gedanken. „Meine Frau sagte damals nur: ,Wenn du jetzt an die polnische Grenze versetzt wirst, komme ich nicht mit.‘“ So weit musste es gar nicht erst kommen, weil Achim Buhr die Stellenanzeige bei der Stadt Hamburg sah, sich als Revierleiter Bergedorf – zudem gibt es noch die Reviere Lohbrügge und Vier- und Marschlande – bewarb und auch den Zuschlag für den Job im Jahre 1999 erhielt. Eine Lebensaufgabe seit nun 25 Jahren. Ihm sei mittlerweile „so viel ans Herz gewachsen“, gibt Achim Buhr zu.
Ruhestand mit 65? Das ist nichts für Achim Buhr
Während andere 63-Jährige möglicherweise schon im beruflichen Vorruhestand sind oder sich langsam auf das Rentnerdasein vorbereiten, ist Bergedorfs Revierleiter anders unterwegs. Obwohl für ihn regulär im Oktober 2025 Feierabend sein könnte, verspürt Achim Buhr weiteren Tatendrang: „Ich hänge noch zwei Jahre als einfacher Gärtner dran.“ Es gebe doch im Schlosspark, seinem Lieblingsort, noch so viel zu erledigen – wer soll denn sonst neue Ulmen oder einheimische Gewächse an der Bille anpflanzen?
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Zu Hause in Wentorf übrigens verfügt das Ehepaar Buhr nicht über eine grüne Oase. Die allerdings wartet auf dem Campingplatz in Witzeeze – das große Hobby von Achim Buhr. Dort trifft sich die gesamte Familie inklusive der Familien von Tochter (35) und Sohn (30) regelmäßig, auch eine kleine Enkeltochter (7) macht mit. „Und da habe ich dann auch Hecken, Rasen, kleinere Beete, um die ich mich kümmern kann“, freut sich Achim Buhr.