Sachsenwald/Schwarzenbek. Juristin Sandra Bernhardt weiß, wo Pilze wachsen, welche essbar sind und welche giftig. Sie selbst sucht aber aus einem anderen Grund.

Die Pilzsaison ist in Schleswig-Holstein schon jetzt in vollem Gange. Wenn höhere Temperaturen und genügend Niederschlag aufeinandertreffen, ist das gut für das Pilzwachstum. Nur gut, dass mit dem Sachsenwald das größte zusammenhängende Waldgebiet des Bundeslandes direkt vor der Tür liegt. Damit man sich nicht den Magen verdirbt und auch der Wald nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, sollten einige Regeln eingehalten werden. Pilzexpertin Sandra Bernhardt erklärt, worauf zu achten ist, wenn man „in die Pilze“ geht.

Vor dem Gang in den Wald sollten Pilzsammler sich vernünftig ausrüsten. „Festes Schuhwerk bietet sich an, gern auch kniehohe Gummistiefel, da sich die Zecken an dem glatten Material nicht so leicht festhalten können“, sagt die Pilzsachverständige, die hauptberuflich als Staatsanwältin arbeitet. Auch lange Hosen und wetterfeste Kleidung können nicht schaden. Ein geeignetes Messer, am besten mit Bürstchen an einer Seite, um die Pilze schon im Wald grob putzen und von Sand befreien zu können, sei ebenfalls sinnvoll.

Pilze sammeln im Sachsenwald: Expertin gibt Tipps, worauf Anfänger achten sollten

Wer Pilze gefunden hat, sollte diese vorsichtig transportieren. „Einen Korb aus Holz, aber bitte keine Plastiktüten oder Plastikkörbe nehmen, da die Pilze nicht so gut belüftet werden und schneller verderben“, sagt die Hamburgerin. Bei dem Holzkorb sei es wichtig, dass er relativ weitmaschig geflochten ist und möglichst eine flache Form hat. Die Pilze, die oben liegen, würden die unten liegenden Pilze sonst zu sehr drücken und möglicherweise beschädigen.

Die Pilzsachverständige empfiehlt zudem, ein kompaktes Nachschlagewerk dabei zu haben, in dem die gängigsten Arten zu finden sind. „Damit man die Giftigen bereits im Wald identifizieren und gleich dort lassen kann“, sagt sie. Für den Fall, dass man sich nicht ganz sicher ist, bieten sich Butterbrottüten an, durch die ein unsicherer Pilz von den sicher identifizierten Speisepilzen getrennt transportiert werden kann, um ihn später zu Hause zu bestimmen.

Pilze sammeln im Sachsenwald: Welche Arten sind für das Sammeln geeignet?

Wer doch mal zu den falschen Pilzarten greift, kann sich Hilfe bei Pilzsachverständigen in Hamburg und Schleswig-Holstein suchen. „Ich unterstütze bei potenziellen Pilzvergiftungen, indem ich die Pilze identifiziere, sodass ein Toxikologe danach die richtige Behandlung anordnen kann“, sagt Sandra Bernhardt. Eine Übersicht über Ansprechpartner in der Region ist unter www.dgfm-ev.de/service/pilzsachverstaendige zu finden.

Und welche Pilzsarten bieten sich für Anfänger an? „Geeignet für Anfänger sind Röhrlinge. Auf der Unterseite des Hutes befindet sich ein porenartiges Gebilde, es gibt keine Lamellen“, erklärt Sandra Bernhardt. Unter den Röhrlingen gebe es nämlich keine tödlich-giftigen Arten, anders als bei Pilzen mit Lamellen. „Die Beliebtesten sind zum Beispiel der Steinpilz, der Maronenröhrling, der Butterpilz und der Rotfußröhrling“, sagt sie. Zwar gebe es bei den Röhrlingen auch Magen-Darm-giftige Arten. Diese seien jedoch in Norddeutschland überaus selten bis nicht existent.

Pilze sammeln: Nur für den Eigenbedarf erlaubt

Wer sich mit Pilzen noch nicht so gut auskennt, sollte diese vorsichtig aus der Erde herausdrehen, damit die Stilbasis erhalten bleibt. Mit dieser sei es einfacher, Pilze im Nachhinein zu bestimmen und so tödlich-giftige von nicht giftigen zu unterscheiden.„Dabei kann man auch etwas nachhelfen, indem man neben dem Pilz mit einem Finger in den Boden geht und den Pilz etwas heraushebelt“, sagt die Pilzsachverständige, deren Lieblingspilz die Krause Glucke ist.

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Nachdem der Pilz aus dem Boden entnommen worden ist, sollte man darauf achten, das entstandene Loch wieder zu schließen, damit das darunter liegende Pilzmyzel nicht austrocknet. Wichtig sei zudem, den Wald nicht leerzuräumen. „Man sollte eine Sammelmenge von einem Kilo pro Person nicht überschreiten. Erlaubt ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der Bundesartenschutzverordnung nur das Sammeln in geringen Mengen zum eigenen Bedarf“, klärt Sandra Bernhardt auf. Pilze, die bereits sehr groß und weich sind, sollten laut der 37-Jährigen gar nicht erst geerntet werden. Weitere Erkennungsmerkmale für verdorbene Pilze sind Verfärbungen am Fruchtkörper und Hutränder, die sich nach oben biegen.

Pilze sammeln: Sandra Bernhardt zeigt als „Hansepilz“ Fotos auf Instagram

Wie Sandra Bernhardt berichtet, esse sie selbst nur noch selten Pilze, da sie schon in ihrer Kindheit von ihrem Vater und ihrer Großmutter mit auf Pilzsuche genommen wurde und seitdem viele Male Pilzgerichte gegessen hat. Stattdessen geht die Juristin mit Kamera, Stativ und Faltreflektoren in den Wald. Bernhardts Leidenschaft ist die Pilzfotografie.

Auf ihrem Instagram-Kanal „Hansepilz“ betreibt sie einen Fotoblog. „Besonders interessiere ich mich für kleine Pilze, die auch gern leuchtend bunte Farben haben dürfen“, sagt sie. Dafür habe sie sich ein spezielles Makro-Objektiv gekauft, womit man auch nur ein bis zwei Millimeter große Pilze formatfüllend aufnehmen kann.

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Pilze sammeln im Sachsenwald: Bernhardt setzt Bilder aus vielen Einzelaufnahmen zusammen

„Meine Bilder entstehen ausschließlich mit der Methode des sogenannten Fokus Stackings. Dabei wird der manuelle Fokus so weit nach vorn verlegt, dass der Pilz gerade so unscharf ist“, erklärt Bernhardt. Beim Auslösen der Funktion beginnt die Kamera, sehr viele Einzelbilder zu schießen, wobei bei jeder Aufnahme ein anderer Bereich scharf ist. Später werden die Bilder, die pro Motiv auch mal 120 Einzelbilder umfassen können, am PC mit einem speziellen Programm zu einem einzigen Foto zusammengefügt. Das führt zu einer besonders hohen Tiefenschärfe.

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Und wo sind die besten Spots in der Region, um Pilze zu sammeln? „Ein Pilzsammler verrät seine Liebslingsspots nicht“, sagt die Expertin. Würden zu viele Menschen an derselben Stelle auf die Suche gehen, hätte niemand etwas davon. Außerdem werde dann die Natur in Mitleidenschaft gezogen. „Generell kann man sagen, dass man sich immer Stellen aussuchen sollte, wo man gut durch den Wald durchlaufen kann. Wenn man eher Steinpilze finden möchte, dann sollte man zumindest in Norddeutschland in Laubmischwäldern mit Buchen und Eichen schauen“, sagt sie. Meiden sollten Sammler Stellen, die hoch frequentiert sind. „Die Chance, dass jemand anderes schneller war, ist groß.“