Hamburg. Kunsthandwerker treffen sich, um Holzarbeiten zu verzieren. Für die Intarsien brauchen sie die richtige Brille und eine ruhige Hand.
Sie lieben die Arbeit mit Holz und handwerkliche Tätigkeiten, ihre Werkzeuge müssen millimetergenau funktionieren: Drei Frauen und vier Männer, die sich wöchentlich in einer Werkstatt am Lauweg in Fünfhausen treffen, um Schmuckkästen, Tabletts, kleine Truhen, Bilder und andere Werke aus Holz anzufertigen.
Das Besondere: Ihre Arbeiten verzieren die Hobby-Handwerker mit Intarsien, einer jahrhundertealten Vierländer Handwerkskunstform, bei der filigran Holz in Holz geklebt wird. In der Intarsienwerkstatt sind noch drei Arbeitsplätze frei, betont Ursel Albers (60) aus Curslack, die die Gruppe leitet.
Aktive der Intarsiengruppe wollen mit ihren Händen arbeiten, fein und vorsichtig
Keiner der sieben Kunsthandwerker ist gelernter Tischler, berichtet Ursel Albers. „Wir haben uns unsere Kenntnisse und Fähigkeiten selbst angeeignet“, sagt die gelernte Postbeamtin im Vorruhestand. Die Mitglieder der Hobbygruppe sägen mit einem Blatt, dessen Durchmesser einen halben Millimeter beträgt, Motive aus dünnem Holz (Furnier), die sie in anderes dünnes Holz, das sie ebenfalls zurechtgesägt haben, einlegen und mit speziellem Leim kleben. Bevor sie zur Laubsäge greifen, werden Papiervorlagen mit verschiedenen Motiven – etwa Blumen, Vögel oder Wappen – auf das Holz gelegt.
„Früher wurde vor allem helles in dunkles Holz gearbeitet. Wir machen es aber auch oft umgekehrt“, sagt Ursel Albers. Häufig werden den Intarsien Schattierungen hinzugefügt: „Dazu nutzen wir Quarzsand, den wir auf einer Herdplatte erhitzen und an den Rand der Intarsien fügen.“
Die Holzarbeiten erfordern viel Konzentration und Geduld: So werden etwa in ein Tablett, dessen Boden-Oberfläche Intarsien verzieren, rund 40 Stunden Arbeit investiert. „Die Brille muss die richtige Sehstärke haben und die Hände dürfen nicht zittern“, sagt Bodo Link (86) aus Lohbrügge mit einem Grinsen. Er leitete die Gruppe von 2000 bis 2013. Link „mag die gröberen Arbeiten, weniger das Filigrane“, wie er verrät. „Deshalb liefere ich den anderen oft die Rohlinge.“ Sich gegenseitig zu helfen, sei in der Gruppe keine Ausnahme, betont die Leiterin. „Wir geben uns auch gegenseitig Tipps. Es ist mitnichten so, dass jeder hier allein vor sich hinwurschtelt.“
Es wird auch viel geplaudert – nicht nur während der halbstündigen Kaffeepause
Als Ursel Albers vor 14 Jahren in die Gruppe eintrat, zählte sie 20 Mitglieder, also fast dreimal so viele wie heute. „Viele sind inzwischen verstorben oder haben sich aufgrund gesundheitlicher Probleme rausgezogen“, sagt sie. Jüngere „Neuzugänge“ sind die Ausnahme. Zu ihnen zählt Bianka Wesseloh. Die 47-Jährige kommt wöchentlich aus Billstedt nach Fünfhausen, um dort mit Holz zu arbeiten. Die Hobby-Künstler wissen in der Werkstatt aber nicht nur das Vorantreiben ihrer Projekte zu schätzen: „Wir plaudern natürlich auch gern – nicht nur während der halbstündigen Kaffeepause“, sagt Ursel Albers.
Frank Meysel (72) aus Curslack ist erst seit einem halben Jahr dabei, arbeitete gerade erstmals mit heißem Quarzsand, um Schatten zu simulieren. „Ich möchte kreativ sein und mit meinen Händen etwas fertigstellen“, sagt der Ex-Bankkaufmann, der in seinem Berufsleben mit Zahlen und Daten jonglierte. Derzeit arbeitet er an einem Geschenk, „einer Überraschung“.
Die Hobby-Kunsthandwerker fertigen häufiger auch Auftragsarbeiten an
Etwa die Hälfte der Holzarbeiten erstelle jeder für sich selbst, etwa um Freunden oder Verwandten damit eine Freude zu bereiten, oder um sich mit einer Auftragsarbeit ein Taschengeld zu verdienen. Denn die Arbeiten aus der Werkstatt am Lauweg sind gefragt: So fertigte Ursel Albers etwa im Auftrag der Vierländer Schützengesellschaft, der sie angehört, einen Spartopf für das 100-jährige Jubiläum des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Neuengamme im vergangenen Jahr an.
Die andere Hälfte der Arbeiten wird an die Kirchengemeinde Neuengamme gespendet – in Form von Verkaufserlösen. „Wir haben einen Stand auf dem Weihnachtsbasar. Was wir dort einnehmen, geht komplett an die Kirche, die mit dem Geld wiederum Bedürftige unterstützt“, sagt die Leiterin der Gruppe. Intarsien-Freunde haben beim Basar am Sonnabend/Sonntag, 30. November/1. Dezember, im und am Gemeindehaus an der Feldstegel die Gelegenheit, Holzarbeiten zu erwerben.
Gruppe wurde vor 40 Jahren gegründet, um Hauni-Rentnern das Basteln zu ermöglichen
Die Intarsiengruppe ist bereits vor 40 Jahren gegründet worden. Damals ermöglichte der Bergedorfer Unternehmer Kurt A. Körber seinen ehemaligen Mitarbeitern, die im Ruhestand weiter basteln wollten, und auch anderen Interessierten das Arbeiten mit Holz in einer Werkstatt an der damaligen Kampchaussee (heutige Kurt-A.-Körber-Chaussee). Nachdem die Werkstatt, die zur Hauni gehörte, 2018 abbrannte, bezog die Gruppe einen Raum der Gewerbeschule am Ladenbeker Furtweg. Heute fühlen sich die Hobby-Handwerker wohl in der Werkstatt am Lauweg gegenüber Haus Nummer 9.
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Sie gehört der Kirchengemeinde Kirchwerder, die sie an die Kunsthandwerker vermietet. „Neben uns sind die jungen Besucher der benachbarten Kindertagesstätte die einzigen Nutzer der Werkstatt“, sagt Ursel Albers. Sie hat vor drei Jahren die Leitung der Gruppe übernommen.
Neue Gesichter sind willkommen, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich
Das Team der Intarsienwerkstatt trifft sich immer dienstags zwischen 14 und 17 Uhr. Neue Gesichter sind willkommen, betont die Leiterin. „Vorkenntnisse sind nicht notwendig.“ Werkzeug ist vorhanden. Für Arbeitsmaterialien und Raummiete werden pro Nase 15 Euro im Monat verlangt. Für weitere Infos steht die Gruppenleiterin gern telefonisch zur Verfügung: 040/723 10 13.