Hamburg. Ankunft wird für Paralympics-Teilnehmerin aus Kirchwerder zur Geduldsprobe. Wie unsere Olympioniken die Zeit nach den Spielen erleben.
Bis zum Schluss hatten sie dicht gehalten. Als die Para-Sportlerin Neele Ludwig von den Paralympics zurückkehrte, wurde die 33-Jährige schon am Hamburger Flughafen erwartet. Ein buntes Empfangskomitee von Familie und Freunden feierte die Sportlerin von der TSG Bergedorf für ihren achten Platz im Para-Triathlon. „Neele hatte keine Ahnung davon“, schmunzelte ihre jüngere Schwester Janne.
„Naja, fast“, schränkte Neele Ludwig ein, die am Vortag noch bei strömendem Regen die Abschlussfeier im Stade de France miterlebt hatte. „Nach der Landung musste ich eineinhalb Stunden im Flugzeug auf den Mobilitätsdienst des Deutschen Roten Kreuzes warten, weil ich ja nicht selbst gehen kann. In Hamburg dauert das so lange wie auf keinem anderen Flughafen. Als dann via Handy die vielen Nachfragen kamen, wo ich bleibe, konnte ich mir schon denken, dass etwas im Gange ist.“
Bunter Empfang für Paralympics-Teilnehmerin Neele Ludwig am Hamburger Flughafen
In der Ankunftshalle musste die 33-jährige Kinderkrankenschwester aus Kirchwerder dann erst auch noch ihre sieben Koffer mit Ausrüstung in Empfang nehmen. Para-Sport erfordert viel Material. Ihr Gepäck musste die 33-Jährige selbst durch die Zollkontrolle schieben („Für so einen kurzen Weg geht das“), bevor sie ihre Lieben in den Arm nehmen konnte: „Am Abend bin ich dann hundemüde ins Bett gefallen.“
In Deutschland machte zuletzt der Skandal um Luke Mockridge Schlagzeilen. Der Comedian hatte die Para-Sportler in höchst abfälliger Weise verhöhnt, seine Fernsehsendung wurde abgesetzt. „Für mich ist es ein Zeichen dafür, dass er nicht verstanden hat, dass Para-Sportler ganz normale Leistungssportler sind“, schätzt die Vize-Europameisterin. „Nur mit dem Unterschied, dass diese Sportler darüber hinaus auch im täglichen Leben mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen haben.“
Torben Johannesen führt Deutschland-Achter als Schlagmann zur Olympiarevanche
Viel Zeit, ihre Eindrücke aus Paris sacken zu lassen, bleibt Neele Ludwig nicht. Bereits am übernächsten Wochenende stehen in Vichy (Frankreich) die Europameisterschaften an. Mitte Oktober folgen in Malaga (Spanien) die Weltmeisterschaften. Doch mit diesem Schicksal ist sie nicht allein. Auch für den Bergedorfer Weltklasse-Ruderer Torben Johannesen galt es nach dem Ende der Spiele von Paris, das Trainingspensum weiter hochzuhalten.
Der 29-Jährige hatte mit dem Deutschland-Achter in Paris den vierten Platz belegt. Auf dem Nord-Ostsee-Kanal kam es nun zur Revanche. Auf der 12,7 Kilometer langen Strecke von Breiholz nach Rendsburg mussten sich die Deutschen nur Silbermedaillengewinner Niederlande geschlagen geben, ließen aber Olympiasieger Großbritannien und Bronzemedaillengewinner USA hinter sich. „Wir haben gut als Team agiert“, freute sich Johannesen. „Wir sind sehr zufrieden.“
Glückwünsche selbst aus der Mongolei für Silbermedaillengewinnerin Miriam Butkereit
Ein olympisches Märchen wurde in Paris für die gebürtige Glinderin Miriam Butkereit wahr. Lange war ihr Start wegen einer Knieverletzung fraglich gewesen, dann erkämpfte sie die Silbermedaille. „Ich kann es noch gar nicht richtig glauben!“, resümiert sie auf Instagram. „Vor sechs Wochen konnte ich mir nicht vorstellen, Judo zu machen, und jetzt habe ich auf der größten Bühne der Welt mein Können unter Beweis gestellt und Silber gewonnen.“ Glückwünsche dazu kamen aus der ganzen Welt, selbst aus der Mongolei.
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Und wer weiß: Vielleicht erhält Diskuswerfer Mika Sosna in vier Jahren ja auch solche Post. In Paris hatte der 21-jährige Junioren-Weltrekordler von der TSG Bergedorf das Finale verpasst, belegte Platz 21. Nicht zuletzt wegen der knallharten Betten im Olympischen Dorf, in denen er kaum Ruhe fand. „2012 zu jung, 2016 zum ersten Mal zugeschaut, 2020 inspiriert, 2024 dazugelernt, 2028 voll dabei“, nahm er anschließend die kommenden Spiele in Los Angeles in den Blick.