Hamburg. Volkers Welt: In Dänemark gibt es das größte Drachenfest der Welt. Was Sie jetzt tun sollten, um dabei zu sein. Mit vielen Videos.
Man muss nach den heißen Tagen in dieser Woche schon zweimal auf den Kalender schauen, um es glauben zu können. Doch es stimmt tatsächlich: In zwei Wochen, am 22. September, ist der offizielle Herbstanfang. Die windige Jahreszeit steht bevor, und sie ist perfekt für ein Hobby, das sich gut mit der ganzen Familie betreiben lässt: Drachen steigen lassen.
In unserem Bergedorfer Blog „Volkers Welt“ geht es heute um Flugdrachen. Das größte Drachenflug-Spektakel der Welt steigt alljährlich im Juni auf der dänischen Insel Fanø vor der Küste Esbjergs. Der Norden der Insel ist mit einem besonders breiten Sandstrand gesegnet. Dort erheben sich dann rund 5000 Drachen in die Luft. Ein Festival der Farben, das seinesgleichen sucht. Im kommenden Sommer wird das Drachenfest auf Fanø in der 25. Woche von Donnerstag bis Sonntag abgehalten, also in der Zeit vom 19. bis 22. Juni 2025. Parallel dazu gibt es ein Event im Kitesurfen.
Drachen steigen lassen – Ein Spaß für die ganze Familie
Schade nur, dass die Schulkinder des Nordens zu dieser Zeit noch keine Ferien haben. Wer dabei sein möchte, sollte sich frühzeitig um eine Übernachtung kümmern, denn auch wenn die Insel ein Ferien-Hotspot ist, ist das Angebot begrenzt. Alternativ fährt stündlich eine Fähre von Esbjerg, aber auch da kann es zu Wartezeiten kommen.
Wann der erste Drachen der Geschichte in die Lüfte gestiegen ist, ist in der Forschung umstritten. Chinesische Quellen legen nahe, dass dies bereits im 5. Jahrhundert von Christi Geburt der Fall war, als vor der Erfindung des Papiers, die auf das erste Jahrhundert nach Christus datiert wird. Die chinesischen Drachenpioniere zogen Seide auf Bambusstäbe und bastelten sich so die ersten Flugobjekte in der Geschichte der Menschheit. Wegen der hohen Kosten verbreitete sich das neue Hobby nur langsam. Das änderte sich erst mit der Erfindung des Papiers. Im zweiten Jahrhundert nach Christus sollen es dann buddhistische Mönche gewesen sein, die von China aus die Idee auch in Japan und Korea verbreiteten.
Die ersten Drachen flogen wohl schon vor 2500 Jahren in China
Das Steigenlassen von Drachen war häufig mit bestimmten kulturellen Vorstellungen aufgeladen. Während der Qing-Dynastie (17. bis 20. Jahrhundert) gab es in China einen Drachen in Gestalt eines Tausendfüßlers, der speziell für den Kaiser gebaut wurde und den nur er fliegen lassen durfte. Dabei ging es darum, den Drachen so hoch steigen zu lassen wie möglich und ihn dann loszulassen. Die Chinesen glaubten, dass wenn der Kaiser den Drachen den Winden überlassen würde, dass der Drachen dann alle Sorgen und Nöte mit sich davontragen würde.
Eine große Bedeutung hat das Steigenlassen von Drachen in Asien auch heute noch. Das asiatische Gegenstück zu Fanø ist die 400.000-Einwohner-Stadt Hsinchu auf Taiwan, die „Stadt des Windes“. Sie befindet sich in einer für dieses Hobby besonders günstigen Lage. Als portugiesische Seefahrer im Jahr 1517 die Insel Taiwan entdeckten, tauften sie diese „Ilha Formosa“– die schöne Insel. Der Name hat sich in der Formosastraße (auch Taiwanstraße) erhalten. Das ist die 180 Kilometer breite Meerenge, die China von Taiwan trennt. Dort gehen fast immer kräftige Winde. Daher wird Hsinchu im Nordwesten Taiwans die „Stadt des Windes“ genannt.
Bange Sekunden: Riesiger Papierdrachen reißt kleines Kind in die Höhe
Gerade ist dort am vergangenen Wochenende das traditionelle Drachenfest zu Ende gegangen, das jedes Jahr Ende August abgehalten wird. Da der Drachen in der chinesischen Mythologie eine zentrale Rolle spielt, ist hier die weltweit größte Sammlung an fliegenden Drachenfiguren zu bewundern. Die Jagd nach immer neuen Rekorden ist Teil des Festivals. So wurde in diesem Jahr ein 15 Meter langer, dreiköpfiger Drachen in die Höhe geschickt, der nachts leuchtete.
Doch solche Experimente sind nicht ungefährlich. Im Jahr 2020 kam es beim Drachenfest von Hsinchu zu einem dramatischen Zwischenfall, als ein riesiger orangeroter Papierdrache gestartet werden sollte. Ein dreijähriges Mädchen verfing sich in dem Schwanz und wurde in luftige Höhen gerissen. 31 bange Sekunden lang wurde sie von den Böen hin- und hergewirbelt, bis der Wind nachließ und ein Zuschauer das Kind zu fassen bekam. Außer ein paar Kratzern hatte das Mädchen nichts abbekommen.
Passende Drachen gibt es schon für Dreijährige
Wer also selbst einen Drachen bauen und steigen lassen möchte, sollte darauf achten, dass das Fluggerät zu den Bedingungen und zu demjenigen passt, der den Drachen hält. Schon für Dreijährige wie das Mädchen von Hsinchu gibt es spezielle Kinderdrachen, die in Online-Drachenläden wie Metropolis, Wolkenstürmer oder „Der kleine Drachenladen“ zu haben sind. Diese Kinderdrachen werden in Größen von ungefähr einem Drittel Quadratmeter angeboten.
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Moderne Exemplare bestehen aus Polyester-Stoff, der auf ein Glasfaser-Gestänge von zwei 75 Zentimeter langen Stangen gezogen ist. So ist der Drachen groß und leicht genug, damit ihn die Kinder auch bei wenig Wind einfach durch Laufen in die Luft bekommen. Ein solcher Drachen entwickelt bei einer frischen Brise von fünf Windstärken eine Zugkraft von 25 Newton, das heißt, er könnte im Extremfall 2,5 Kilogramm anheben. Ein dreijähriges Kind wiegt aber oft schon zwölf Kilo. Drachen für Erwachsene, besonders Lenkdrachen, sollte man Kindern hingegen nie in die Hände geben, denn hier braucht es deutlich mehr Körpergewicht, um das Fluggerät zu halten.
Udo Jürgens schrieb ein ergreifendes Lied über das Bauen von Drachen
Wie kaum ein anderes Hobby öffnet das Bauen und Steigenlassen von Drachen in der Familie die Tür zu besonderen Momenten der Gemeinsamkeit. Udo Jürgens (1934-2014), der nie viel Zeit für seine Familie hatte, hat eine Klage seines Sohnes in einen seiner ergreifendsten Songtexte umgesetzt. Im Lied „Der gekaufte Drachen“ von 1981 heißt es: „Ich will mit dir einen Drachen bau’n, für sowas hast du niemals Zeit. Ich will mit dir einen Drachen bau’n, denn ein gekaufter fliegt nicht halb so weit.“ Haben Sie Zeit zum Drachen bauen mit Ihren Kindern? Der Herbst steht gerade erst bevor. Es wird Wind aufkommen, ganz sicher.