Hamburg. Volkers Welt: Kurioses rund um die Badekultur. Können Sie einen Stein häufiger springen lassen als der griechische Sagenheld Herkules?
Schon Herkules, der legendäre Sagenheld der Antike, soll einmal ein Schild so über das Wasser geschleudert haben, dass es von Welle zu Welle hüpfte. Somit war er wohl der erste Ditsch-Weltmeister der Geschichte. Haben Sie das Zeug, sein Nachfolger zu werden? Wenn ja, dann markieren Sie sich den 8. September schon mal ganz dick rot im Kalender. Denn dann wird in Schönhagen an der Ostsee, das ist so ungefähr auf halber Höhe zwischen Eckernförde und Flensburg, die inoffizielle Ditsch-Weltmeisterschaft ausgetragen.
Bereits seit 2016 gibt es diesen Wettbewerb, der natürlich vor allem als Abwechslung für die Touristen gedacht ist. Auf dem Programm stehen drei Disziplinen. Beim Duo-Ditschen bilden jeweils ein Tourist und ein Einheimischer ein Team. Beim Genauigkeits-Ditschen (ab 13 Jahre) geht es darum, ein schwimmendes Ziel zu treffen. Und bei der Hauptdisziplin „Meister der 1000 Sprünge“ ist es das Ziel, den Stein möglichst oft über das Wasser hüpfen zu lassen. Hier gibt es eine Damen-, Herren- und Kinderwertung. Es ist ja noch reichlich Zeit: Also auf geht’s zum Üben!
Strandleben: Haben Sie das Zeug zum Ditsch-Weltmeister?
In unserem Bergedorfer Blog „Volkers Welt“ geht es heute um Strandkultur. Urlaub an den deutschen Küsten ist für die Küstenregionen ein Riesengeschäft. Laut statista.de haben 6,4 Millionen Menschen im vergangenen Jahr Urlaub an der Ostsee gemacht, 4,6 Millionen Menschen an der Nordsee. Eine Konsequenz des Booms ist, dass man sich immer früher um eine Unterkunft bemühen muss, wenn man für seine Familie eine günstige Bleibe sucht. So waren schon im Januar 58 Prozent aller Ferienwohnungen auf Fehmarn für diesen Sommer ausgebucht. Auf Amrum waren es zum selben Zeitpunkt sogar schon 75 Prozent.
Das ist kein Wunder: Was gibt es schließlich Schöneres, als sich in der Sommerhitze an den Strand zu begeben und sich in die kühlen Fluten zu stürzen? Der Begriff „Badesaison“ ist hier bei uns im Norden schon über 200 Jahre alt. Am 9. September 1793 wurde in Bad Doberan/Heiligendamm (Mecklenburg-Vorpommern) das erste deutsche Seebad eröffnet.
Wer hat‘s erfunden? Die Briten haben es erfunden!
Die Idee war – um im Bild zu bleiben – aus Großbritannien herübergeschwappt. Dort hatte der Arzt Richard Russell (1687-1759) im Jahr 1750 im Alter von 63 Jahren seine Dissertation veröffentlicht, in der er das Baden im Meer als Therapie gegen allerlei Zipperlein empfahl. In Brighton bot er Meerwasserkuren für eine betuchte Kundschaft an. Das ehemalige Fischerdorf wurde so zu einem bekannten Badeort. Heute ist Brighton Großbritanniens größtes und berühmtestes Seebad.
Auch in Deutschland fand die Idee rasch Anhänger. Auf Bad Doberan folgten Badeanstalten auf Norderney (1797), in Travemünde (1801), Boltenhagen (1803), auf Wangerooge (1804), in Cuxhaven (1816), Wyk auf Föhr (1819), Kiel (1822), auf Helgoland (1826), in Büsum (1837) und schließlich in Westerland auf Sylt (1855). Nach einem halben Jahrhundert war das Baden an Norddeutschlands Küsten ein weit verbreitetes Phänomen.
Nur 60 Gäste pro Jahr: Im frühen 19. Jahrhundert galt Baden noch als Luxus
Mit dem heutigen Massentourismus hatte das allerdings nichts gemein. In Wyk auf Föhr zählte man in der ersten Badesaison nur 60 Gäste. Denn Baden war Luxus. In einer Großstadt wie Paris gab es um das Jahr 1800 herum nur rund 300 Badewannen. Einen Besuch in einem der wenigen Badehäuser konnte sich der Normalbürger nicht leisten. Er kostete bis zum Fünffachen des täglichen Verdiensts eines Tagelöhners.
Elitär ging es auch an Norddeutschlands Stränden zu, denn entsprechend der damaligen strengen Moralvorstellungen wurde das Baden als eine verborgene, individuelle Tätigkeit betrieben. Der Badegast musste sich dafür zunächst einmal einen Badekarren mieten. Das waren einfache, rundum geschlossene, fensterlose Holzgefährte. Nachdem der er den Karren bestiegen hatte, zog er sich darin um. Währenddessen wurde der Karren entweder von Pferden oder von kräftigen Helfern – beziehungsweise bei Frauen Helferinnen – ins tiefe Wasser geschoben und eine Treppe heruntergeklappt. Darüber wurde eine Markise aufgespannt, die bis auf die Meeresoberfläche reichte. So entstand ein Stück Privatsphäre mitten im Meer.
Badekarren sorgten für ein Stück Privatsphäre mitten auf dem Meer
Wenn alles vorbereitet war, kam der Badegast aus seinem Verschlag, am Leib ein schlichtes Badehemd, stieg unter der Markise die Treppe hinab ins Wasser und tauchte einmal unter. Ganz verwegene Gesellen auch vier- oder fünfmal. Das war’s. Danach kehrte er in den Badekarren zurück. Das Aufziehen eines Sonnenschirms signalisierte den Helfern, dass der Karren zurück an den Strand gezogen werden konnte. Solche Badekarren waren an einigen Stränden noch bis in die 1930er-Jahre hinein anzutreffen, wobei es in den späteren Jahren auch größere Modelle für zwei Männer oder zwei Frauen gab. Eine Fahrt für zwei Personen kostete sechs Silbergroschen, das entspricht in heutiger Währung ungefähr 15 Euro.
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Spätestens seit den 1920er-Jahren trat dann aber auch das Freibaden vom Strandkorb aus seinen Siegeszug an. Anfangs gab es noch strenge Vorschriften, was die Badebekleidung alles zu verdecken habe. Nach der Erfindung des Bikinis 1946 fielen nach und nach fast alle Tabus. Denn was gibt es Schöneres, als an der Küste abzutauchen? Doch Vorsicht, dass es Ihnen dabei nicht so ergeht wie einer jungen Chinesin im Juli dieses Jahres in Shizuoka (Japan). Die war mit einem Gummi-Schwimmreifen ins Wasser gegangen, wurde abgetrieben und wurde erst 36 Stunden später 80 Kilometer entfernt wohlbehalten von einem Frachtschiff aufgefischt.