Hamburg. Monika Sannmann verabschiedet sich von Spitze des Unternehmens. Wer sich nun federführend um die wöchentlich 3500 Abo-Kisten kümmert.
Mit dem Ende des Sommers nahen auf dem Biohof Sannmann in Ochsenwerder zwei Abschiede: Zum einen von den Tomaten aus eigener Produktion. Das Saisonende sorge bei Kunden regelmäßig für Tränen, sagt Monika Sannmann mit einem Augenzwinkern. Zum anderen verabschiedet sich die Chefin des Gemüse-Abos selbst in den Ruhestand. Die 63-Jährige übergibt zum November das solide aufgestellte Unternehmen an ihren Sohn Carsten Batista Martins, eines ihrer vier Kinder.
Der 41-Jährige, der mit einer Frau mit portugiesischen Wurzeln verheiratet ist, arbeitet schon jetzt beim Sannmann-Gemüse-Abo mit. „Ich bin froh, dass mit dem Eintritt meines Sohnes ins Unternehmen, die Zukunft vom Gemüse-Abo gesichert ist und ich ein großes Stück Verantwortung abgeben kann“, sagt Monika Sannmann. Zugleich falle ihr der Abschied „von ihrem Baby“ nicht ganz leicht, gibt sie unumwunden zu.
Gemüse-Abo-Chefin Monika Sannmann nimmt Abschied von ihrem „Baby“
17 Jahre lang hat sie ihr Baby „Gemüse-Abo“ quasi groß und stark gemacht. Als sie das Projekt 2007 übernommen hat, steckte es noch in den Kinderschuhen und lief quasi neben dem eigentlichen Gärtnereibetrieb her. Ein Mitarbeiter hat damals rund 100 Kisten pro Woche ausschließlich mit Gemüse vom Feld und aus den Gewächshäusern der Demeter-Gärtnerei Sannmann bestückt.
Mittlerweile befüllen 18 Mitarbeiter in zwei Packstraßen 3500 Kisten pro Woche in der großen Halle an der Ochsenwerder Landstraße. Die zweite Packstraße wurde in der Pandemie aufgebaut, als viele den Gang in den Supermarkt scheuten und den Service der kontaktlosen Lebensmittellieferung an die Haustür gern nutzen. „Eine arbeitsintensive Zeit, in der wir bis zu 4500 Kisten pro Woche gepackt haben und sogar Kunden ablehnen mussten, weil mehr personell nicht mehr zu stemmen war“, resümiert Sannmann. Das sei heute wieder ganz anders.
Die auf der Homepage abgebildeten Gerichte hat die Chefin alle selbst ausprobiert
Denn gleich nach dem Ende der Pandemie kam mit dem Ukraine-Krieg die Inflation und damit der große Einbruch. „Die Kunden waren verunsichert und haben reihenweise ihre Abos wieder gekündigt. Mittlerweile ist Ruhe eingekehrt. Die Preise haben sich erholt und die Zahl der Abnehmer ist wieder konstant“, sagt die gelernte Einzelhandelskauffrau.
Die Kisten selbst werden schon lange nicht mehr nur mit Gemüse, sondern auch mit Obst, Käse, Wurst, Fleisch, Eiern – alles Bio und von Höfen aus der Region – bestückt. „Eigentlich müsste der Kunde nicht mehr selbst los zum Einkaufen, wir liefern alles, was er zur Zubereitung einer Mahlzeit braucht. Wenn gewünscht sogar Öl, Gewürze, Mehl oder süßen Nachtisch“, sagt Carsten Batista Martins. Wer nicht weiß, was er kochen soll, kann in den Rezepten auf der Homepage stöbern. „Die Fotos der Gerichte, die dort zu sehen sind, stammen von mir“, sagt Monika Sannmann, die alle Rezepte selbst ausprobiert hat.
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Jetzt im baldigen Ruhestand wird sie noch öfter in der Küche stehen und will so manchen mit pfiffigen Rezeptideen zum Nachkochen animieren und so Vorurteile gegenüber bestimmten Gemüsesorten aus dem Weg räumen. „Sellerie ist dafür prädestiniert. Den mögen viele nicht, dabei kann man daraus viele leckere Gerichte zaubern“, sagt Sannmann.
„Pasta Night“ am 6. September mit Nudeln und Tomatensauce im Gärtnerei-Garten
Ein Ansinnen, das ihr Sohn vollkommen unterstützt. Er arbeitet daran, dass sich Produzenten und Abnehmer zukünftig ein Stück näherkommen. Dafür lädt er Interessierte zusammen mit seiner Schwester Alina Sannmann, die die Gärtnerei führt, zu gemeinsamen Kochevents an den Ochsenwerder Norderdeich. Am Freitag, 6. September, heißt es hier in der Gärtnerei von 18 bis 22 Uhr „Pasta Night“: Zum Abschluss der Tomatensaison wird ein großer Topf Tomatensoße und selbstgemachte Pasta im Garten der Gärtnerei Sannmann gekocht. „Wir wollen mit solchen Events den Menschen den Spaß an gesunden Lebensmitteln zurückbringen“, sagt Batista Martins, der selbst erst spät gelernt hat, wie viel Freude damit verbunden ist.
Mit der Gärtnerei sei er zwar aufgewachsen, erzählt er, großes Interesse hatte er daran aber nicht. Den studierten Diplomkaufmann verschlug es beruflich zunächst in die Medizintechnik, doch in der Pandemie wuchsen seine Zweifel an seinem Beruf zunehmend. Nach einem Sabbatical und einem Praktikum in der Gärtnerei seiner Schwester reifte dann der Wunsch, das Gemüse-Abo fortzuführen und zukünftig neue Impulse zu setzen. So soll die Lieferung der Kisten – von Seevetal bis Norderstedt und von Wedel bis nach Aumühle – zukünftig nachhaltiger werden. Das Ausliefern übernimmt derzeit ein externes Unternehmen, das große Sprinter, betankt mit Benzin, einsetzt.
Mutter und Sohn radeln gemeinsam raus aus der Stadt und hinein ins Grüne
Er selbst legt den Weg von seinem Wohnort Eimsbüttel bis nach Ochsenwerder mit dem Rad zurück. Ab Hauptbahnhof begleitet ihn seine Mutter, die aus Glückstadt mit dem Zug anreist. Gemeinsam radeln Mutter und Sohn derzeit noch gemeinsam raus aus der Stadt und hinein ins Grüne.