Hamburg. Bergedorfer Straße und Heckkatenweg könnten wieder überflutet werden, wenn das Wasser nicht abläuft. Wie sich Anlieger vorbereiten.
Der 10. Mai 2018 war der Tag, an dem Bergedorf im Starkregen versank, ganze Straßenzüge vor allem von Lohbrügge teilweise zerstört wurden, Menschen um ihre Häuser bangten. So destruktiv war die Kraft der beiden jüngsten Extremwetterlagen vom 27. Juni und 7. August 2024 nicht. Doch bei Helge Haase löst der Blick auf die Wetterkarte mehr als Unbehagen aus, wenn Gewitter angesagt wird: „Vernünftig schlafen kann ich nicht mehr. Man träumt vom Hochwasser“, sagt der Anwohner eines Einfamilienhauses am Heckkatenweg.
Der Heckkatenweg, die Einmündungsstraße an der tiefsten Stelle der Bergedorfer Straße (B5), rüstet sich für das nächste befürchtete Unwetter. Es könnte schon am Mittwoch, 14. August, so weit sein: Voraussichtlich zwischen 14 und 16 Uhr treffen die ersten Gewitter in Norddeutschland ein, prognostiziert Wetterfachmann Dominik Jung vom Deutschen Wetterdienst und spricht von einem „kritischen Tag“.
Bergedorf: Anwohner am Heckkatenweg sind besorgt
Der Morgen beginne mit drückend schwülwarmer Luft, und die gewittrige Entladung spätestens zum frühen Abend hin entspreche immer häufiger dem Starkregen-Phänomen. Jung findet: „Gut, wenn sich die Bergedorfer darauf vorbereiten.“ Eine logisch schlüssige Erklärung, wieso gerade zurzeit der Bezirk Bergedorf so häufig von Extremwettern getroffen werde, hat der Diplom-Meteorologe hingegen nicht.
Ruhe vor dem Sturm am Heckkatenweg. Viele haben, so hat Klaus Petersen gehört, noch damit zu tun, die Kellerräume leer zu pumpen und auszuräumen. Ungewissheit und Unsicherheit, wie stark denn der nächste heftigere Regenguss die Seitenstraße der B5 treffen werde, seien ein „Riesenproblem“, meint der Mann, der in einem Teil eines Zweifamilienhauses lebt. Er checkt regelmäßig Apps, ob ins Zuhause Wasser eindringen wird.
Starkregen: Reicht der Durchmesser der Abwasserleitungen?
Und er lobt die Veränderungen am 360 Meter langen Heckkatenweg nach der Naturkatastrophe 2018. Bergedorfs Verwaltung beseitigte im Frühjahr 2020 für eine Million Euro sämtliche Schäden und versiegelte die Straße und Wege, damit Wassermassen nicht gegen Häuser und Gärten drücken. Viel habe funktioniert – Klaus Petersen jedoch kennt auch die Nachteile der kompletten Versiegelung.
Nun sei, wenn das Wasser aus Richtung Boberg bei ihm vor der Haustür einlaufe, die Strömungsgeschwindigkeit derart immens, dass sich das Wasser so auch schnell den Weg in Kellerräume bahnen könne. „Und wenn das Wasser das Niveau von 2018 erreicht, dann sind sowieso alle Gärten platt“, schlussfolgert Petersen. Und noch eine Grundsatzfrage schwingt mit: Reicht für derartige Wassermassen überhaupt der Durchmesser der Abwasserleitungen?
Hamburg Wasser lässt vorsorglich Trummen und Regensiele reinigen
Hamburg Wasser jedenfalls hat bereits reagiert. Nicht nur, dass ein Spülwagen im Heckkatenweg gesichtet wurde, der Siele reinigte. Das Haus von Ernährungsberaterin Britta Gerlach-Bogumil in Ecklage an der B5 ist für überschwappende Wassermassen prädestiniert. Am vergangenen Mittwoch wurde der Boden ihrer im Kellergeschoss liegenden Praxis durch das Wasser zerstört. Sie erfuhr von einem Mann, der sich kürzlich vor ihrem Haus aufhielt, dass er die dringende Empfehlung an Hamburg Wasser gebe, vor dem 14. August die Siele und Trummen beidseitig leer zu saugen und zu reinigen.
Das wiederum wirft bei Bergedorfs CDU Fragen auf. Denn die Christdemokraten gingen, wie auch vom Versorger unlängst kommuniziert, von regelmäßigen Reinigungen aus. Das jedoch deckt sich nicht mit den Beobachtungen der Anwohner. Elisabeth Haase hat Hamburg Wasser-Personal zum letzten Mal zu Zeiten der Heckkatenweg-Sanierung gesichtet, „im Anschluss aber gar nicht mehr“.
Die CDU wird nun ein Auskunftsersuchen vorbereiten und nicht nur nach diesen Reinigungsintervallen von allen Trummen in Bergedorf fragen, sondern auch, warum es nach Grundinstandsetzungen mancher Straße mindestens fünf neue Hotspots für Wasseransammlungen nach Starkregen in Bergedorf gebe.
Anwohner wissen: Aufgrund der Geländelage ist Eigeninitiative wichtig
Die Haases, Petersens und all die anderen Wassergeschädigten am Heckkatenweg warten hingegen noch auf eine konkrete Maßnahme: „Seitens des Bezirksamts hatte man uns versprochen, die Krusestraße nebenan so abzusenken, dass das Wasser dann auf den Sportplatz Sander Tannen ablaufen könnte. Nur ist seit diesem Versprechen nichts passiert“, ist Klaus Petersen enttäuscht, um sarkastisch hinterherzuschieben: „Jahrhundertereignisse kommen ja auch nur alle sechs Jahre vor.“
Auch Elisabeth und Helge Haase wissen, dass die Abstände beim Starkregen immer kürzer werden. Bei den Haases etwa arbeiteten die Rückstauventile tadellos am 7. August, es drang nur Regenwasser in den Keller ein, das jedoch dort auch wieder knöcheltief stand. Kein Vergleich zum Vatertag 2018, als der Pegel bis zu einem Meter betrug und das Wasser im Haus einen Schaden von 33.000 Euro hinterließ.
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Damit Helge Haases Albträume nicht Wirklichkeit werden, hat er nun Sandsäcke bestellt, den Auftrag für höhere Mauern am Treppenaufgang erteilt und in einen Pumpensumpf im Keller investiert, eine Einrichtung um den Saugstutzen einer Pumpe herum. Für seinen Vater, der nur ein paar Meter weit weg näher zur B5 hin wohnt, hat der Sohn zwei zusätzliche Pumpen für den Keller geordert. Kann bei einem aktuellen Unwetter noch nicht helfen, aber eines ist auch klar: „Wir müssen selbst auch alles Mögliche tun, um unsere Häuser zu schützen.“