Hamburg. Bei schönstem Sommerwetter ziehen den Menschen in Bergedorf üble Gerüche durch die Nase. Hamburg Wasser erklärt die Hintergründe.

Das ist an manchen Tagen ein alles andere als einladendes Entrée zu Bergedorfs Einkaufsmeile: Wer das Sachsentor vonseiten der Kreuzung Mohnhof im Kurvenbereich der soeben sanierten Chrysanderstraße betritt, wird von einem üblen Fäkalgeruch empfangen. Bergedorf stinkt, und zwar mächtig – und das ausgerechnet an einer sehr publikumsträchtigen Stelle.

Wie ist dieses unangenehme Phänomen, das gerade in der letzten Juli-Woche extrem war, zu erklären? Ole Braukmann, Pressesprecher von Hamburg Wasser, hat von der Bergedorfer Stinkattacke noch nichts gehört, weil es offenbar weder von Geschäftsleuten und Anwohnern noch anderen bislang Beschwerden gab. Solche üblen Gerüche, die „immer mal wieder auftreten“ könnten, entstehen speziell nach lang anhaltenden Trockenphasen. Und das wiederum an Orten, wo die Kanalisation im sogenannten Mischsystem betrieben werden. So ist es im Alt-Bergedorfer Zentrum der Fall. Mischsystem bedeutet, dass sowohl Regenwasser als auch häusliches Schmutzwasser in einem Rohr in Richtung Klärwerk fließen.

Bergedorf stinkt: Warum es im Sachsentor so übel riecht

Braukmann erläutert eingehender: „Damit die Kanalisation im Mischsystem bei Regengüssen nicht sofort zum Überlaufen kommt, sind die Rohre entsprechend groß. Wenn aber nun längere Zeiträume hinweg Trockenheit herrscht, fließt das Schmutzwasser langsamer ab.“ So könnten sich schneller „Ablagerungen und Faulgase“ bilden. Die Folge: Gestank. Und: „Unsachgemäß entsorgte Fett-, Speise- und Seifenreste können das Ganze verstärken“, ergänzt Ole Braukmann.

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Hamburg Wasser hat angekündigt, der Bergedorfer Quelle des üblen Geruchs nachzugehen, und zwar sehr schnell. Denn ein Dauerzustand und somit eine Belästigung der Bürger sei nicht akzeptabel, zumal das etwa 6000 Kilometer lange Entwässerungsnetz regelmäßig kontrolliert werde. An besonders empfindlichen Punkten mit vielen Kunden sei es Praxis, Geruchsverschlüsse einzubauen. Problem dabei: Manchmal werden diese Geruchsverschlüsse von Schachtbauwerken, wie sie beispielsweise bei Events wie Straßenfesten oder Baustellen von Dritten zu Entwässerungszwecken gebraucht werden, nicht wieder korrekt verschlossen. „Dann verlieren sie ihre Funktion“, sagt Ole Braukmann.

Wurden die Geruchsverschlüsse nicht wieder korrekt versiegelt?

Bei der zeitnah angekündigten Kontrolle sollen nun genau diese Verschlüsse überprüft werden. Einen Zusammenhang des Gestanks am Sachsentor mit dem Umbau der Chrysanderstraße zur Fahrradstraße sieht Hamburg Wasser dennoch nicht. Neben dem Mischsystem wird in Hamburg bei der Entwässerung auch das Trennsystem praktiziert. Hier bekommt das Regenwasser ein eigenes Rohr zum Abfließen und läuft nicht zum Klärwerk, sondern in ein nahe gelegenes Gewässer.