Hamburg. Wenn Körber Technologies in den Innovationspark an der A25 zieht, wird die alte Fläche in Bergedorf frei. Schon gibt es große Wünsche.

In Planungszeiträumen gedacht, ist es quasi übermorgen: Schon ab 2026 möchte der Maschinenbauer Körber Technologies/ehemals Hauni seine neue Fabrik der Zukunft im Bergedorfer Innovationspark beziehen. Zwölf Hektar inklusive Parkplatz werden dann am alten Standort an der Kurt-A.-Körber-Chaussee frei. Und obwohl sich Körber und Bezirksamt beim Thema Zukunftsplanung eher zugeknöpft geben, gilt doch eine städtebauliche Entwicklung des Areals als wahrscheinlich.

Groß, gut angebunden und citynah: Die Vorteile des Grundstücks liegen klar auf der Hand. Auch wenn das Baurecht hier überwiegend ein Gewerbe- bzw. Industriegebiet ausweist, so denken Bergedorfs Fraktionen doch bereits in alle möglichen Richtungen. Von einem Mix aus Gewerbe und Wohnen ist die Rede – bis hin zu einer ungewöhnlichen Idee, die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) betreffend.

Viele Wünsche für das alte Gelände der Hauni in Bergedorf

Denn der geplante Umzug des HAW-Standorts Lohbrügge in den neuen Stadtteil Oberbillwerder könnte auf der Kippe stehen, sollten sich mit der nächsten Bürgerschaftswahl 2025 die Mehrheitsverhältnisse zugunsten der CDU ändern. Diese hatte bereits angekündigt, das umstrittene Projekt Oberbillwerder beerdigen zu wollen. Somit fiele auch der HAW-Neubau in Oberbillwerder weg. Das Körber-Areal, so Bergedorfs CDU-Fraktionschef Julian Emrich, könnte eventuell eine Alternative sein. Zumal es räumlich sehr nahe am alten Standort liegt.

Doch das sind nur einige Überlegungen der CDU für das Gelände. „Es gibt einen Mangel an Gewerbeflächen“, stellt Emrich fest. Immer wieder höre er von Gewerbetreibenden, dass diese sich vom Wohnungsbau verdrängt oder eingeengt fühlen, aktuell etwa am Brookdeich. Entsprechend solle ein Teil des Hauni-Geländes für Gewerbe erhalten bleiben. Ausschließlich Wohnungsbau könne sich seine Fraktion also nicht vorstellen. „Ich vermute, es wird einen Mix geben“, so Emrich.

Ein Mix aus Wohnen und Gewerbe ist wünschenswert

Das sehen Vertreter anderer Bergedorfer Fraktionen ähnlich. Obwohl alle betonen, dass es bisher noch sehr früh für Überlegungen ist, da es auch seitens Körber keine konkreten Pläne für die Zeit nach dem Umzug gebe, wurden in den Fraktionen bereits Ideen gesponnen. Eine „urbane Mischung aus modernen Arbeitsplätzen“ und Wohnen ist laut Lenka Brodbeck (Grüne) wünschenswert. Auch SPD-Fraktionschefin Katja Kramer sieht hier einen Mix aus Wohnen und Gewerbe, ebenso die Fraktionsvorsitzende der Linken, Christin Feiler.

Doch bis dahin könnte es ein weiter Weg sein. „Das Gelände ist ja komplett zugebaut, die Hauni geht nicht ohne Grund“, stellt Katja Kramer fest. Denkmalschutz im Bestand könnte beispielsweise auf dem Areal eine Rolle spielen. Das müsse kein Nachteil sein, „man kann mit den Gebäuden spielen, kann da viele Ideen spinnen“, meint sie und denkt etwa an Wohngemeinschaften, die dort Platz für interessante Projekte hätten. Auch Grünen-Fraktionschefin Lenka Brodbeck ist für eine Umnutzung: „Die Gebäude von Hauni/Körber sind nach äußerem Anschein in einem guten Zustand und nicht abrisswürdig.“ Für die Grünen bedeute eine nachhaltige Stadtentwicklung, dass Erhalt und Umbau von bestehenden Gebäuden „Vorrang vor einem Abriss haben“. 

Die Linke: Stadt Hamburg müsste das Gelände schnell kaufen

So oder so: Die Stadt Hamburg müsse das Gelände, sofern es nicht kontaminiert ist, „möglichst schnell kaufen, um die Planungshoheit zu haben“, meint die Linken-Fraktionsvorsitzende Christin Feiler. Allerdings hatte Körber-Technologies-Chef Jürgen Spykman noch Ende Mai betont, dass es das Unternehmen mit Plänen für die alte Fläche nicht eilig habe und zunächst alle Kräfte auf den Neubau fokussiere. Gegen einen schnellen Verkauf könnte auch sprechen, dass die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt und im Bausektor aktuell nicht sehr attraktiv sind, wie Lenka Brodbeck von den Grünen feststellt.

Doch der Handlungsbedarf ist da, meint auch die Grüne: „Mit dem Bezirksamt und Hauni/Körber muss ein Planungs- und Entwicklungskonzept besprochen und abgestimmt werden.“ Da die Planung komplex sei, sollten Gespräche aufgenommen werden, „sobald der Zeitplan für den Umzug der Firma steht“. Ein langer Leerstand der Gebäude solle vermieden werden. Es dürfe nichts auf die lange Bank geschoben werden, da hier ja wohl auch neues Planrecht erforderlich sei – und das kostet bekanntlich Zeit.

SPD: Hauni-Gelände ist als neuer Standort für die HAW ungeeignet

Die Idee der CDU, eventuell auch einen HAW-Neubau auf der Fläche mitzudenken, stößt indes nicht auf viel Gegenliebe. SPD-Chefin Katja Kramer hält sie gar für völlig unrealistisch: „Das hilft der HAW nicht“, sagte sie, das Gelände sei dazu viel zu verbaut. Vor allem die Hochschule selbst erteilt aber Gedankenspielen über eine Alternative zu Oberbillwerder eine klare Absage. Die HAW gehe davon aus, dass der im April vergangenen Jahres verabschiedete „Letter of Intent“ für den Bau eines neuen Campus in Oberbillwerder Bestand hat, betont Sprecher Matthias Echterhagen.

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Der Umzug sei notwendig, eine Erweiterung am jetzigen Standort gar nicht möglich. Dieser sei ursprünglich für 900 Studierende geplant gewesen, „jetzt lernen am Standort Lohbrügge bereits mehr als 3.400 Studierende.“ Der vorgesehene Standortwechsel schaffe die nötigen Kapazitäten „für die geplante Erweiterung der Life Sciences Fakultät und die Entwicklung eines Gesundheitscampus“.