Hamburg. Landesbetrieb Verkehr hat im ersten Halbjahr deutlich weniger Strafzettel an Falschparker verteilt. Die Erklärung dafür ist kurios.

2023 war ein hartes Jahr für Falschparker in Bergedorf. Denn damals schrieben die Mitarbeiter des zuständigen Landesbetriebs Verkehr (LBV) deutlich mehr Knöllchen als im Jahr zuvor, 12.100 statt wie zuvor 10.500. Doch mit der härteren Gangart ist es nun schon wieder vorbei: Wie der LBV auf Nachfrage informiert, wurden im ersten Halbjahr 2024 erheblich weniger Strafzettel im Bereich Bergedorf geschrieben. Genauer: nur etwas mehr als die Hälfte.

9961 Ordnungswidrigkeiten waren es im ersten Halbjahr 2023. Nun sind es in den ersten sechs Monaten gerade einmal 5794. Weit mehr als nur ein leichter Rückgang. Und die Erklärung des Landesbetriebs mutet zumindest kurios an.

Landesbetrieb Verkehr schreibt in Bergedorf deutlich weniger Knöllchen

Denn offenbar sind die Bergedorfer von einem Jahr zum nächsten einsichtig geworden und parken kaum noch falsch. Oder, wie es der LBV formuliert: Die Autofahrer würden „häufiger regelkonform“ parken, so Sprecherin Pauline Schröder. Dadurch seien „in der Folge schlichtweg weniger Fälle zur Ahndung“ aufgetreten. Der Landesbetrieb verbucht das als Lerneffekt. Denn auch wenn das Parken je Stunde in der Bergedorfer City stolze 3 Euro kostet – das Parken ohne Ticket ist weit teurer: 20 Euro ohne Schein, sogar 40 Euro bei mehr als drei Stunden ohne Parkticket.

Die Einsicht der Bergedorfer Autofahrer hat indes Folgen für die Kontrolldichte im Bezirk. Denn die zwei festen Mitarbeiter, die an unterschiedlichen Wochentagen zu unterschiedlichen Tageszeiten in der Bergedorfer und Lohbrügger City unterwegs sind, werden nun offenbar öfter aus dem Bezirk abgezogen. Oder wie es der LBV formuliert: „Die Personalplanung lässt sich somit bedarfsgerecht anpassen und Mitarbeitende können vermehrt in anderen Kontrollgebieten eingesetzt werden.“

Parkraummanagement wird teilweise in andere Kontrollgebiete abgezogen

Dem Landesbetrieb Verkehr kommt bei der Parkraumüberwachung auch in Bergedorf eine wichtige Aufgabe zu. Die Mitarbeiter kontrollieren nicht nur Parkscheinbereiche, sondern den gesamten ruhenden Verkehr in der Bergedorfer und Lohbrügger City. Neben Halteverboten wird auf das ordnungswidrige Parken auf Geh- und Radwegen, Taxiständen, Bushaltestellen, Sonderstellplätzen für Schwerbehinderte oder Feuerwehrausfahrten geachtet. „Außerhalb der LBV-Dienstzeiten sowie im restlichen Bezirk Bergedorf ist die Polizei für die Ahndung von Verkehrsdelikten im ruhenden Verkehr zuständig“, so LBV-Sprecherin Pauline Schröder.

Dass aktuell weniger Strafzettel geschrieben werden, schlägt sich indes auch in den Einnahmen nieder. 247.370 Euro wurden im ersten Halbjahr 2023 im Bezirk durch LBV-Knöllchen eingenommen. In 2024 sind es in den ersten sechs Monaten nur 146.190 Euro.

Auch interessant

Seit Jahren sind die Knöllchenzahlen im Bezirk jährlichen Schwankungen unterworfen. Als der LBV im Jahr 2016 die Kontrolle des ruhenden Verkehrs von dem 2013 abgeschafften Bezirklichen Ordnungsdienst BOD übernahm, war die Parkmoral der Bergedorfer offenbar deutlich gesunken: Das neue Parkraummanagement schrieb in jenem ersten Jahr stolze 32.000 Strafzettel. Danach sanken die Zahlen durch den Lerneffekt stetig, pendelten sich, wie einst beim BOD, bei etwa 12.000 Knöllchen jährlich ein.

Auch wenn nun im ersten Halbjahr 2024 vergleichsweise wenig Ordnungswidrigkeiten aufgeschrieben wurden: Verlassen sollten sich die Bergedorfer nicht auf eine mögliche Abwesenheit von Kontrolleuren. Denn sollten sich die Ordnungswidrigkeiten im Gebiet wieder erhöhen, „könnte natürlich auch der Personaleinsatz wieder erhöht werden“, kündigt die LBV-Sprecherin an.