Hamburg. Mit Wärmebildkameras ausgestattete Drohnen spüren junge Rehe und Hasen vor der Ernte auf. Wie jeder helfen kann, die Tiere zu retten.
Sie retten Rehkitze mit Drohnen samt Wärmebildkameras vor dem sicheren Tod, überfliegen Felder in den gesamten Vier- und Marschlanden, bevor dort große Mähmaschinen hinüberrollen: Insgesamt 172 Kitze haben die Ehrenamtlichen des Vereins Rehkitzrettung Vier- und Marschlande in dieser Saison gerettet – zehn mehr als im Jahr zuvor. Am 10. Juli ließen sie zum letzten Mal in dieser Mähsaison eine Drohne steigen.
Neben den 172 Rehkitzen retteten die Tierfreunde – Drohnenpiloten und „Läufer“, die die gesichteten Tiere einsammeln – auch knapp 20 Junghasen sowie diverse Fasanen- und Entengelege. Während sie die jungen Rehe und Hasen in Transportboxen steckten, die sie während der Mäharbeiten an den Rand des Feldes stellten, und die Tiere unmittelbar nach den Mäharbeiten wieder freiließen, wurden die Gelege mit Stöckern und Flaggen markiert, sodass der Landwirt diese umfahren konnte.
Rehkitzrettung Vier- und Marschlande: 172 Kitze und viele weitere Tiere vor dem Tod bewahrt
Ganz junge Kitze und Hasen würden erst nach 14 Tagen damit anfangen, einen Fluchtreflex zu entwickeln, berichten die Retter. Wenn sie sie finden, liegen die Tiere zusammengekauert im Gras. Oft würden die Drohnen auch ältere Tiere orten, die, sobald sich die „Läufer“ nähern, die Flucht ergreifen, etwa Hasen, Füchse, Fasane oder Marderhunde.
„Wir haben witterungsbedingt früh angefangen und spät aufgehört“, sagt Torsten Riecken, Drohnenpilot und Vorsitzender des Vereins: Der erste Einsatz der Rehkitzretter war bereits am 30. April. Im Vorjahr starteten die Tierfreunde zwei Wochen später, waren sie dreieinhalb Wochen früher fertig. Zwischendurch gab es in dieser Saison allerdings viele regenbedingte Pausen, berichtet Riecken. Deshalb gab es nur drei Einsatztage mehr als im Vorjahr: 32 (2023 waren es 29). Damals wurden 1390 Hektar auf 329 Feldern kontrolliert, nun waren es 1844 Hektar auf rund 430 Feldern. „Einige Flächen haben wir im Laufe der Monate zwei- oder sogar dreimal abgeflogen“, sagt Riecken.
Mit bis zu vier Drohnen gleichzeitig insgesamt 1844 Hektar Feld abgeflogen
„1844 Hektar entsprechen 2583 Fußballfeldern“, sagt der Drohnenpilot. Bis zu vier Drohnen hatten die Tierfreunde gleichzeitig im Einsatz. Um Kitze zu retten, trafen sie sich morgens um 4 Uhr am Rand der Felder. 62 Helfer zählt die Rehkitzrettungsgruppe aktuell.
Riecken freut sich, dass sich auch „Landwirte mit kleineren Flächen“ bei ihm gemeldet haben, deren Felder in diesem Jahr erstmals überflogen wurden. Mit der Umweltbehörde und dem Bergedorfer Bezirksamt habe der Verein gut zusammengearbeitet, betont der Vierländer: Für das Überfliegen von Naturschutzgebieten wie den Kirchwerder Wiesen und den Borghorster Elbwiesen, in denen teilweise ebenfalls gemäht wird, müssen die Rehkitzretter Sondergenehmigungen beantragen. „Das ist natürlich ein gewisser Aufwand, aber alles hat gut geklappt.“
Der Verein will eine zweite Drohne anschaffen, um noch effektiver arbeiten zu können
Der Verein konnte sich Drohnen vom Hegering Vier- und Marschlande und von Privatleuten für seine wichtige Arbeit leihen, besitzt selbst nur ein Fluggerät. Eine weitere soll angeschafft werden. „Schließlich müssen wir manchmal innerhalb kurzer Zeit große Flächen kontrollieren, etwa wenn es mal ein, zwei Tage trocken ist zwischen vielen Regentagen. Denn dann wollen plötzlich viele Landwirte gleichzeitig auf ihre Felder.“ So sei es an einem Sonntag gewesen, berichtet Riecken: „Da sind wir von frühmorgens bis zum Nachmittag rund 200 Hektar abgeflogen.“
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Eine brauchbare Drohne inklusive Wärmebildkamera und Zubehör kostet rund 8000 Euro. Für die Bauern ist der Service kostenlos. Deshalb bitten die Tierfreunde um Spenden. Der Verein stellt auf Wunsch gern Spendenbescheinigungen aus, betont der Vorsitzende. Die Tierfreunde würden für ihr Engagement keinen Cent bekommen, nicht einmal eine Erstattung ihres Spritgeldes.
1000-Euro-Spender ist der erste Pate des aufwendigen Projektes
Thomas Oelrich von der LVM-Versicherungsagentur in Kirchwerder spendete den Kitzrettern 1000 Euro. Dafür wurde er vom Verein Deutsche Wildtierrettung offiziell zu dem ersten Paten des aufwendigen Projektes ernannt.
„Zwischendurch war die Rehkitzrettung ein Fulltimejob“, sagt Riecken, der nicht nur mit auf den Feldern war, sondern auch die Einsätze koordiniert. Er ist der Ansprechpartner für die Landwirte. Um sein Engagement als Tierfreund mit seinem Beruf unter einen Hut bringen zu können, nahm sich Riecken zwischendurch sogar Urlaub.
Wer spendet Geld oder ist im kommenden Sommer als Ehrenamtlicher am Start?
Die Flächen, die die Naturfreunde prüfen, reichen von 5000 Quadratmeter, für die die Drohne nur wenige Minuten benötigt, bis zu 20 Hektar. Weitere Infos zum Projekt und dem Verein und eine Bankverbindung (IBAN DE83 2019 0109 0012 0627 31) für Spenden finden sich auf der Internetseite der Tierfreunde: rehkitzrettung-vum.de. Dort kann sich auch melden, wer im kommenden Jahr beim Aufspüren der Rehkitze helfen möchte.